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Leuchtendes Land

Titel: Leuchtendes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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deportiert wurden, und wollten dieses Ziel erreichen. Am Ende war sie sogar zu schwach, um aufzustehen, doch dieser Schweinehund – entschuldige bitte meine Ausdrucksweise, aber er war …« Er schüttelte niedergeschlagen den Kopf. »Er entließ uns, obwohl ich Janes Arbeit im Obstgarten übernommen hatte. Ich sagte ihm, wir würden gehen, sobald sie wieder gesund sei, und bat ihn, einen Arzt zu holen. Er wollte, dass wir auf der Stelle gingen …«
    George schob seinen Teller beiseite. »Jane ist in jener Nacht gestorben.«
    »Das tut mir sehr leid.«
    »Tat es ihm auch«, erwiderte George grimmig. »Mir war alles egal. Ich habe ihm die Prügel seines Lebens verpasst, seine Küche nach Essen durchsucht, in einer Schublade ein Pfund gefunden und bin davongelaufen. Ich machte mich auf den Weg nach Süden. Dort wollte ich von einem Hafen aus als blinder Passagier reisen, doch sie fingen mich ein und warfen mich erneut ins Gefängnis von Fremantle. Die Anklage lautete genauso wie damals in England: Körperverletzung und Raub.« Er lächelte. »Eine schöne Geschichte, was?«
    »Traurig.«
    »Na ja, vergessen wir das. Irgendwann bin ich dann hier gelandet. Ich kann nicht sagen, dass ich die Prügel bedauere, die ich diesem Farmer verpasst habe …«
    »Das kann ich gut verstehen.«
    »Die Sache ist so: Bei der Arbeit habe ich dieses Land liebgewonnen. Man fühlt sich frei, selbst wenn man gefangen ist, falls du verstehst, was ich meine.«
    Sie verstand es nicht, nickte aber dennoch.
    »Dann kam ich nach Lancoorie. Alice, ich will dir nur sagen, dass ich mich noch nirgendwo so wohl gefühlt habe. Das Gefängnis hat aus mir keinen besseren Menschen gemacht, aber hier habe ich so etwas wie Selbstachtung gewonnen. Verstehst du das?«
    »Ja.«
    Er schnitt eine Scheibe Brot ab und reichte sie ihr. »Es ist so«, setzte George schwerfällig an, »ich mag zwar nur ein Farmarbeiter sein, aber ich bin immerhin kein Verbrecher mehr. Siehst du das auch so?«
    »Auf mein Wort, das tue ich.« Alice lächelte. »Und es steht auch in den Bewährungsakten.«
    »Papiere sagen nicht immer die Wahrheit. Ich kenne Männer, die niemals ins Gefängnis gehört hätten, und andere, die man niemals hätte freilassen dürfen. Es geht jetzt um mich. Würdest du mich als anständigen Menschen bezeichnen?«
    »Ohne jeden Zweifel. Und du bist nicht nur ein Farmarbeiter, sondern unser Freund.«
    George sah sie ernst an. »Dann, Miss Price, hoffe ich, dass du meine Bitte nicht als Zumutung auffaßt. Wir beide verstehen uns doch gut. Ich habe mich gefragt, ob du mich heiraten und Mrs. Gunne werden würdest.«
     
    Das Wochenende war einfach himmlisch. Alice genoss plötzlich die Einsamkeit, die Tatsache, dass niemand sie mit banalem Geplauder störte, so dass sie in Ruhe arbeiten und abends gemeinsam am Kamin sitzen konnten. Am Sonntagabend wollte George wie gewöhnlich seinen Kakao mit auf sein Zimmer nehmen, blieb dann aber unentschlossen in der Küchentür stehen.
    »Du kannst dich noch anders entscheiden.«
    »Das werde ich nicht tun, George.«
    »Du weißt, dass ich dich liebe, oder?«
    Alice küsste ihn sanft auf den Mund. »Du bist sehr nett, George. Es wäre mir eine Ehre, Mrs. Gunne zu werden.« Er grinste von einem Ohr zum anderen und erwiderte voller Begeisterung ihren Kuss. Alice lachte. »Pass auf, du verschüttest deinen Kakao.«
    Am Montag gönnten sie sich einen freien Tag und fuhren in die Stadt. George sprach auf der Polizeiwache vor. Fearley unterschrieb und stempelte zwei Dokumentensätze, die ihn und Mike zu freien Männern erklärten, und wünschte ihm viel Glück.
    »Wo steckt Ihr Kumpel?«, erkundigte sich der Polizist.
    »Ist mit dem Boss auf den Goldfeldern. Läuft ganz gut bei den beiden.«
    Fearley seufzte. »Manchmal denke ich, ich sollte alles hinwerfen und auch mein Glück dort versuchen.«
    »Sicher«, sagte George, für den in diesem Moment nur seine Freiheit zählte. Sogar Fearley brachte ihm nun Respekt entgegen. Das tat gut. Er ging in den Kolonialwarenladen, bestellte Vorräte für Lancoorie und hinterließ dann beim Viehhändler einen Aufruf, dass Lancoorie Scherer suche. Sie würden die Männer zwar erst in einigen Monaten brauchen, doch aufgrund des derzeitigen Mangels an Arbeitskräften musste man sich frühzeitig darum kümmern.
    Alice machte inzwischen Besorgungen. Da sie beide neue Kleider für die Hochzeit brauchten, trafen sie sich beim Tuchhändler. Alice hatte sich ein braunes Kleid und einen

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