Leuchtendes Land
verlieren, wie es Amerika verloren hatte. Zunächst würde man auf seine Rede mit Verachtung reagieren. Dann jedoch, wenn sich seine Prophezeiung als richtig erwiesen hätte, würde die Stimmung ins Gegenteil umschlagen. Gerald Kengally würde sich schließlich und endlich einen Ruf als Visionär erwerben. Ein Mann, der vor Ort mit den Kolonialbürgern gesprochen und begriffen hatte, dass sie, auch wenn sie ihre Interessen verfolgten, der Krone keinen Schaden zufügen wollten.
»Selbstsüchtige Hirngespinste«, dachte er verbittert und wünschte sich einen weiteren Brandy herbei, damit er noch eine Weile bleiben konnte. Lord Kengally wusste nämlich nicht genau, wohin er gehen sollte.
Niedergeschlagen verabschiedete er sich schließlich von dem Sekretär und trat auf die Straße hinaus. Er hatte eigentlich vorgehabt, mit einem Taxi auf dem schnellsten Weg ins Haus seines Freundes zurückzukehren und damit dem im Entstehen begriffenen Skandal zu entfliehen, doch stattdessen betrat er mit hoch erhobenem Kopf den
Perth Gentlemen's Club
, wo man ihn herzlich begrüßte. Er nahm sich eine Zeitung und ließ sich im Salon nieder. Dort begegnete er Henery Whipple, einem freundlichen Burschen, der Parlamentssprecher gewesen war und ihm das Versprechen abnahm, am kommenden Samstag zu seiner Abschiedsparty zu kommen.
»Mit Freuden, Henery«, sagte Kengally mit allem Enthusiasmus, den er gegenwärtig aufbringen konnte. »Soll ich jemanden mitbringen?«
»Nicht nötig, mein Freund. Kommen Sie einfach vorbei. Man sagte mir, es gebe zuerst ein Essen und danach würde getanzt. Meine Freunde wissen, dass ich kein Freund von Förmlichkeiten bin. Wir machen uns einfach einen netten Abend. Sie sitzen selbstverständlich an meinem Tisch.«
»Das ist sehr freundlich von Ihnen.« Kengally überlegte, ob er ihn zum Mittagessen einladen sollte, doch Tanners Drohungen hatten ihn derart eingeschüchtert, dass er sich schon jetzt wie ein Ausgestoßener vorkam.
»Übrigens«, fügte Henery hinzu, »ein Freund von Ihnen wohnt zurzeit bei mir. Robert Warburton.«
»Tatsächlich?«, Diese Nachricht heiterte Kengally ein wenig auf. »Ich würde ihn gerne sehen.«
»Das sollen Sie auch. Kommen Sie mit zum Essen. Er müsste jeden Augenblick hier eintreffen.«
Noch nie hatte sich Gerald so gefreut, Robert zu sehen. Er hoffte verzweifelt auf eine Gelegenheit zu einem Gespräch unter vier Augen, bei dem er Warburton von seinen Schwierigkeiten berichten konnte. Robert würde ihn verstehen. Er war ein Mann, der sich nicht mit allen gemein machte und ein zurückgezogenes Leben führte. Doch es sollte anders kommen. Robert hatte eine beträchtliche Zahl von Londonderry-Aktien gekauft und beklagte unermüdlich seine Verluste, während Henery versuchte, ihn aufzumuntern. Kengally hätte es als taktlos empfunden, noch mehr schlechte Nachrichten zu verbreiten, und lenkte die Unterhaltung in sicheres Fahrwasser. Statt über Aktien sprachen sie über Botanik, ihr gemeinsames Steckenpferd.
Da Edgar sicher war, dass Price und Deagan Addison oder einen anderen Beamten des Bergbauministeriums bestochen hatten, machte er sich auf die Suche nach Clem. Zunächst begab er sich ins
United Services Hotel
, dann in jenes lächerliche Cottage, das seine Frau bewohnte. Es freute ihn, dass Thora noch immer von ihrem Mann getrennt lebte, und er hoffte, dass sich daran nichts ändern würde. Ihre Art der Eheführung hatte sie beide zum Gespött von Perth gemacht. Man erzählte sich, Clem genieße bei seiner Frau lediglich Besuchsrecht. Geschieht ihm recht, dachte Edgar.
Wütend eilte er durch die Straßen, fest entschlossen, Clem nicht nur mit Anschuldigungen zu konfrontieren, sondern nötigenfalls auch die Polizei einzuschalten. Das Spiel war eröffnet, und falls Clem sich weigern sollte, seinen Betrug einzugestehen, musste er auch die Konsequenzen tragen. Eine Nacht im Gefängnis würde seine Zunge schon lösen. Die Vorstellung, Deagan wieder ins Zuchthaus zu schicken, verlieh Edgar zusätzliche Energie.
Thora freute sich über seinen Besuch, machte sich aber Gedanken über sein schlechtes Aussehen. »Sie wirken müde. Hatten Sie viel zu tun? Sie müssen eine Tasse Tee mit mir trinken und Kuchen essen. Nanny hat heute Morgen köstliche Hörnchen gebacken. Nehmen Sie doch hier am Fenster Platz. Ist das nicht ein herrlicher Tag?«
Sie war in Hochstimmung und rief sogar aus der Küche zu ihm herüber, während sie Tee kochte. Bevor er sich setzte, warf er einen
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