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Leuchtendes Land

Titel: Leuchtendes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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Blick in den Flur und durch die Hintertür, wo die Nanny mit dem Kind spielte, doch von Clem war nichts zu sehen. Egal, eine Tasse Tee konnte er vertragen. Er wollte Kräfte sammeln für das Zusammentreffen mit Price und hatte außerdem nichts dagegen, ein wenig mit Thora allein zu sein.
    Wer weiß? dachte er, »wenn sich die beiden auseinandergelebt haben und ihr Mann wegen Betrugs angeklagt wird, wird Thora dankbar sein für einen Freund, bei dem sie sich ausweinen kann.« Edgar malte sich genüsslich aus, wie er sie trösten und vor dem Skandal schützen wollte, den ihr krimineller Ehemann in Kürze auslösen würde.
    Doch Thora zerstörte seine Hoffnungen.
    Als er sich nach Clem erkundigte – er behauptete, er wolle ihn geschäftlich sprechen –, schenkte sie ihm jenes liebliche, engelhafte Lächeln, bei dem sein Herz jedes Mal einen Sprung machte.
    »Oh, Mr. Tanner, das tut mir leid. Clem wird erst heute Nachmittag zurückkommen. Er ist nach Cottesloe geritten, wo er uns ein himmlisches Haus bauen wird. Ich kann es gar nicht abwarten. Diese Warterei ist wirklich furchtbar.«
    Tanner musste ihre Schwärmerei über sich ergehen lassen. Sie breitete den Plan vor ihm aus, beschwerte ihn mit der Zuckerdose, erklärte ihn bis in die kleinste Einzelheit und würzte ihren Monolog mit glühenden Lobpreisungen auf ihren Mann.
    Er spürte, wie Zorn und Eifersucht in ihm wuchsen, als sie das Mobiliar beschrieb und sogar davoneilte, um Muster der Vorhang- und Polsterstoffe zu holen. Als er schließlich wieder zu Wort kam, versuchte er, sie auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen.
    »Wussten Sie, dass Yorkey ausgebeutet ist? Die Mine Ihres Mannes.«
    »Tatsächlich?«, fragte sie unbeeindruckt. »Was für ein Pech.«
    »Ja. Es heißt, Clem sei dort draußen in krumme Geschäfte verwickelt gewesen.«
    Thora stutzte und begann dann zu lachen. »So etwas würde Clem nicht tun. Sehen Sie sich dieses Muster an. Würden Sie dieses oder das dunklere Blau für die Vorhänge nehmen? Ich habe Spitzenvorhänge fürs Schlafzimmer ausgewählt. Sie sollen das Blau aufgreifen, das in den anderen Zimmern dominiert. Blau steht für das Meer, Sie verstehen. Clem sagt, das hellere Blau würde gut zu meinen Augen passen. Ist er nicht süß?«
    »Er muss es ja wissen«, erwiderte Edgar hämisch. »Schließlich versteht er sich auf Frauen.«
    Selbst Thora konnte diese Bemerkung nicht überhören. »Ja«, entgegnete sie zögernd, da sie nicht wusste, wie Edgars Worte gemeint waren, »er kann sehr charmant sein.«
    »So sagt man«, grinste Tanner und blätterte lässig in einem Einrichtungskatalog herum. »Die Damen in Kalgoorlie sagen das jedenfalls. Sie vermissen ihn dort.«
    Thora legte die Hand an die Kehle und spielte nervös mit einem Perlenknopf. »Das nehme ich an. Welche Damen übrigens? Im Zug habe ich den Eindruck gewonnen, dass dies kein Ort für Damen ist.«
    »Da muss ich Ihnen beipflichten, meine Liebe, aber manche Männer erkennen eben nicht den Unterschied. Oder er stört sie nicht. Sie sind so weit von ihren Lieben entfernt.«
    »Was hat das damit zu tun?«, fragte sie nun voller Neugier.
    Tanner lächelte. »Einer Dame wie Ihnen sollte ich nichts davon erzählen. Kalgoorlie ist nicht gerade zivilisiert; Sie würden gar nicht wissen wollen, was sich dort abspielt.«
    »Oh, doch. Was spielt sich ab? Sie können es mir ruhig sagen, ich möchte es wissen.«
    »Nun, Sie kennen doch das Sprichwort ›Aus den Augen, aus dem Sinn‹. Damit sind die Ehefrauen gemeint. Seit ich mich von Mrs. Tanner getrennt habe, betrachte ich mich als ledigen Mann, und doch habe ich mich von den allabendlichen Orgien in Kalgoorlie ferngehalten.«
    »Orgien? Du lieber Himmel! Ich hatte ja keine Ahnung!«
    »Hat Clem Ihnen nicht darüber geschrieben?«
    Thora schüttelte den Kopf. »Natürlich nicht. Mein Mann steht über solchen Dingen.«
    »Wenn Sie meinen. Könnte ich noch eine Tasse Tee haben?«
    Mit zitternder Hand hob sie die Kanne, und Edgar lächelte in sich hinein. »Du weißt noch nicht einmal die Hälfte, meine Liebe«, dachte er, während seine Rachepläne allmählich Gestalt annahmen.
    »Mir haben die Ehefrauen oft leidgetan«, sagte er mitfühlend. »Wie oft musste ich mit ansehen, wie ihre Männer das ganze Geld für lose Mädchen ausgaben. Es ist ein echter Skandal. Es heißt, in Kalgoorlie gebe es mehr Freudenhäuser als in Perth.«
    »Mehr was?«
    Er seufzte. »Na, bitte, nun habe ich Sie doch schockiert.«
    »Nein, das haben Sie

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