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Leuchtendes Land

Titel: Leuchtendes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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anstimmte, woraufhin die Gäste in Gelächter ausbrachen. Die Leute klatschten unermüdlich, bejubelten ihn und tranken auf das Wohl des guten alten Henery. Lillian platzte beinahe vor Aufregung.
    Anders Robert, der das Essen ungenießbar, die Witze unpassend und Henerys Mangel an Taktgefühl absolut beschämend fand. Schlimmer als alles andere waren jedoch die Weine.
    »Grauenhaft. Wie können sie es wagen, uns diesen billigen Fusel vorzusetzen?«
    »Er ist immerhin umsonst«, bemerkte Lillian.
    »Was hat das denn damit zu tun?«
    »Weiß ich nicht«, seufzte sie. Sie haderte mit ihrem Schicksal, denn sie waren an einen Tisch gesetzt worden, wo niemand ihr herrliches Kleid beachtete. »Ein Rock und eine Bluse hätten es auch getan«, dachte sie.
    Doch dann spielte das Orchester auf. Die Tische wurden beiseitegeschoben, die Stühle längs der Wände aufgestellt. Der glatte Boden wurde gekehrt und dann mit Sägespänen bestreut.
    Lillian versteckte sich hinter Robert, als Henery geradewegs auf sie zusteuerte. Als Ehrengast gebührte ihm das Privileg des Eröffnungstanzes, und schon streckte er Lillian die Hände entgegen.
    Robert zeigte seine Missbilligung deutlich, doch abgesehen davon verspürte Lillian einen Anflug von Schüchternheit. »Nein, Henery, ich kann nicht«, flüsterte sie ihm zu.
    »Aber Sie müssen«, beharrte er. »Es ist mein Privileg, eine Dame meiner Wahl aufzufordern, und an unserer Lillian komme ich einfach nicht vorbei. Sie sehen so wundervoll aus, meine Liebe.«
    Lächelnd führte er sie auf die Tanzfläche. »Jetzt können Sie endlich dieses herrliche Abendkleid vorführen.«
    Der ganze Saal brach in spontanen Applaus aus, als Henery sich mit ihr im Walzerschritt drehte.
    »Sie tanzen gut«, lobte er. »Wo haben Sie das gelernt?«
    »Ich beherrsche nur die einfachen Tänze, die man auf dem Land tanzt«, murmelte sie, dankbar für Henerys ausgezeichnete Führung. Allmählich füllte sich die Tanzfläche, so dass es ihr erspart blieb, sich noch länger so zur Schau stellen zu müssen.
    Als Henery sie nach dem Tanz zu Robert zurückbringen wollte, war dieser nicht zu sehen. Kurz darauf waren sie von gutgelaunten Menschen umringt, die sich mit Henery unterhalten wollten. Als die Musik wieder einsetzte, wurde Lillian von einem anderen Herrn zur Quadrille aufgefordert.
    Verwirrt hielt sie Ausschau nach Robert. Da ihr keine Entschuldigung einfiel, nahm sie die Aufforderung an.
    Quadrille zu tanzen machte immer Spaß. Mit dem Betreten der Tanzfläche wuchs Lillians Selbstvertrauen. Ausgelassen folgte sie den bekannten Formationen – bis sie ihm plötzlich gegenüberstand!
    Ausgerechnet Clem Price! Er sah so gut aus in seinem Abendanzug.
    Er schenkte ihr ein strahlendes Lächeln, als sie ihn umkreiste und zum nächsten Tanzpartner in der Reihe überwechselte. Sie errötete und fühlte sich auf einmal fehl am Platz. Dieser Mann schüchterte sie ein.
    Als sie ihm wieder begegnete, ergriff er ihre Hand. »Kennen wir uns nicht?«
    »Ich glaube nicht«, erwiderte sie gepreßt und tanzte weiter. Ihr fiel wieder ein, dass sie und Ted Cornish ursprünglich nach Adelaide hatten ziehen wollen.
    Der Tanz nahm kein Ende. Lillian betete darum, es möge endlich vorbei sein, doch wieder und wieder trafen sie sich, und immer lächelte er sie an.
    »Darf ich fragen, wie Sie heißen?«
    »Lillian, Lillian Warburton«, antwortete sie und versuchte seinem Blick auszuweichen.
    Sie hielt den Kopf gesenkt und versuchte sich darüber klarzuwerden, was in ihr vorging. Sie wollte ihn beiseitenehmen und nach ihrer Tochter, Carolines Zwillingsschwester, fragen. Wollte erfahren, ob auch sie zu einem hübschen kleinen Mädchen mit weichen, dunklen Locken herangewachsen war … ob es ihr gutging. Doch das durfte sie nicht tun. Nicht hier und nicht jetzt. Sie war so verwirrt, dass sie sich beim nächsten Ruf aus Versehen nach rechts statt nach links wandte, was allgemeine Belustigung hervorrief, doch Clem Price kam ihr zu Hilfe und drehte sie geschickt herum.
    »Darf ich um den nächsten Tanz bitten, Miss Warburton?«
    »Es geht nicht«, hauchte sie.
    »Dann den übernächsten. Mein Name ist Clem Price. Wir haben gemeinsame Freunde.«
    »Tatsächlich?«, fragte sie erstaunt.
    »Freunde von Mr. Whipple.«
    Als sie mit ihrem Partner die Tanzfläche verließ, stand Clem Price wieder vor ihr. »Den übernächsten Tanz«, sagte er entschlossen.
    Lillian stellte erleichtert fest, dass Robert noch immer nicht aufgetaucht war. Die

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