Leuchtendes Land
Besuch, Fred. Ich wusste nicht, wie ich hier herauskommen sollte. Bringen Sie mich nach Hause, ich muss Clem alles erklären.«
»Was erklären?«, fragte er vorsichtig.
»Dass es mir nichts mehr ausmacht. Ich kann verstehen, was mit ihm geschehen ist. Ich habe darüber nachgedacht und festgestellt, dass es nicht seine Schuld war.«
»Was ist denn mit Clem geschehen?«
Mit angstvollem Blick wich Thora zurück. »Das ist privat. Wir werden nie wieder darüber sprechen. Können wir jetzt gehen?«
Fred war von Mitleid überwältigt und bedauerte, dass er sie nicht gleich nach Hause bringen konnte, doch als er draußen vor der Wache stand, ärgerte er sich über sich selbst, da er sich bei seiner Arbeit von Gefühlen hatte beeinflussen lassen. Immerhin hatte sie auf ihren Mann geschossen und seine eigenen Sachen zerstört.
»Verdammt! Jetzt bin ich ebenso verwirrt wie sie«, murmelte er auf dem Weg zum Cottage vor sich hin.
Die ersten Sonnenstrahlen tauchten die ferne Hügelkette in goldenes Licht. Fred nickte. »Wenn das kein Symbol für die Schätze ist, die hinter diesen Bergen liegen.« Da er noch nicht lange im Westen lebte, sah er diesem Naturschauspiel immer wieder voller Ehrfurcht zu. Hier ging die Sonne über den Bergen auf, anstatt sich aus dem Meer zu erheben wie im Osten. Schon oft war er ans Meer geritten, um zuzuschauen, wie die Sonne abends in den Ozean tauchte und die weite Wasserfläche mit einer ganzen Palette von Farben überzog. Sie changierten von Rot über Rosa bis zu Goldtönen. Fred wurde dieses Schauspiels niemals müde.
Von dem imposanten
Palace Hotel
, diesem von Menschenhand errichteten Wunder, auf das ganz Perth stolz war, ließ er sich hingegen nicht beeindrucken. Thora war es offensichtlich anders gegangen. Sie liebte dieses Haus, obgleich sie in das Cottage umgezogen war. Anscheinend hatte sie aber vor Clems Ankunft zunächst eine Weile im Hotel selbst gewohnt, was ihn eine Stange Geld gekostet haben dürfte.
Das Cottage lag in tiefer Ruhe. Fred setzte sich in den Park gegenüber und zündete seine Pfeife an. Er wollte die Nanny und das Kind nicht so früh wecken, und außerdem hatte er über vieles nachzudenken. Fred hatte nie ganz begriffen, weshalb Clem und Thora solche Probleme gehabt hatten. Möglicherweise hatte sie ihm übelgenommen, dass er sich so lange nicht zu Hause hatte blicken lassen, doch als Fred ihr begegnet war, hatte sie glücklich und zufrieden gewirkt. Die beiden gaben zweifellos ein hübsches Paar ab. Vielleicht ließe sich ein Foto von den beiden auftreiben? Mit schönen Menschen erzielte man höhere Auflagen als mit hässlichen. Er musste Thora anständige Kleider besorgen und sie dann so vorteilhaft wie möglich ablichten.
Bei diesem Gedanken kamen ihm leichte Gewissensbisse, doch andererseits würde ihr ein solches Foto nicht schaden. Sie war eine stolze Frau und offensichtlich sehr auf ihr Aussehen bedacht. Womit er wieder bei dem Thema Geld angelangt war.
Thora kleidete sich gut und teuer, was sich durchaus als Beweis für Clems Großzügigkeit werten ließ.
Allerdings war Clem auch ein reicher Mann. Außenstehenden galt er als Besitzer einer großen Schaffarm, der den Rest seines Vermögens mit Gold und Börsengeschäften verdient hatte, doch Fred war kein Außenstehender. Er hatte für seine Artikel auf den Goldfeldern recherchiert und dabei auch vom
Black Cat
und den wahren Besitzverhältnissen erfahren.
Einmal hatte er Clem darauf angesprochen. »Ich nehme an, ein gewisses Haus in Kalgoorlie sollte ich lieber nicht erwähnen?«
»Dafür wäre ich dir sehr dankbar.«
»Dein Geheimnis ist bei mir sicher. Wie bist du Landei eigentlich zu diesem Geschäft gekommen?«
»Durch Zufall. Nachdem mich dieser Speer getroffen hatte, stellte sich heraus, dass unsere damalige Mine wertlos war. Mein Partner kam auf die glänzende Idee, Glory das
Black Cat
abzukaufen. Sie war ganz erpicht auf das Geschäft, da ihr hohe Spielschulden im Nacken saßen.«
»Oh, ja, ich erinnere mich an Glory.«
»Als ich wieder unter die Lebenden zurückkehrte, musste ich feststellen, dass mir ein halbes Bordell gehörte. Zunächst habe ich getobt, doch als ich sah, wie viel dieses Haus einbrachte, habe ich mir die Sache noch einmal überlegt.« Er hatte Fred treuherzig angeschaut. »Es war mir peinlich, aber andererseits ein zu einträgliches Geschäft, um darauf zu verzichten. Ein Sparstrumpf sozusagen, während ich mein Glück beim Schürfen versuchte.«
»Und was für
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