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Leuchtendes Land

Titel: Leuchtendes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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verstecken …«
    »Für immer?«
    »… und sich zum Hafen von Albany durchschlagen.«
    »Nach Hunderten von Meilen Fußmarsch würde ein Fremder in einer Kleinstadt wie dieser sofort auffallen.«
    Sie lächelte. »Gut. Ich würde nach Perth gehen.«
    »Fein. Das sind nur hundert Meilen. Doch auch auf dieser Strecke musst du dich verpflegen und darüber hinaus würde jeder Mann mit seinem Hund nach dir suchen. Die Polizei hätte dich in kürzester Zeit geschnappt. Da das alles nicht unser Problem ist, sollten wir uns heitereren Dingen zuwenden.«
    »Das finde ich nicht richtig, wo Pa doch gerade erst begraben ist.«
    »Er hätte nicht gewollt, dass wir unglücklich sind.«
    »Noch hätte er gewollt, dass wir seine Ersparnisse auf diese Weise verschleudern. Er hätte erwartet, dass wir mit dem Geld ebenso sorgsam umgehen wie er.«
    »Genau das ist es, Alice, unser Geld. Es gehört jetzt uns, und dort, wo es herkommt, gibt es noch mehr.«
    »Gott im Himmel! Wie ist das möglich?«
    Während er den Schinken in Scheiben schnitt, berichtete Clem von seinem Gespräch mit dem Bankdirektor. »Wie du siehst, würde uns Mr. Tanner ein Darlehen gewähren, wenn wir ihn darum bitten.«
    »Du denkst an eine Hypothek? Pa hatte immer Angst vor Hypotheken.«
    »Nur so kommen wir zu etwas. Jeder nimmt heutzutage Darlehen auf, dafür sind die Banken doch da.«
    »Darüber muss ich erst nachdenken.«
    »Natürlich. Wir müssen entscheiden, wie wir ein Darlehen am besten nutzen können.«
    Es gab Schinkensandwiches, noch mehr Wein, Kuchen und Brötchen. Alice hatte sich wieder beruhigt, und Clem amüsierte sie mit dem Klatsch aus York, bis sie lauthals lachte.
    »Für eines können wir dankbar sein«, meinte sie beschwipst, »nämlich dafür, dass Pa kein Testament gemacht hat. Ich hatte solche Angst, es könnte eines bei der Bank deponiert gewesen sein. Er hätte bestimmt für Dora vorgesorgt, er kam einfach nicht von ihr los. Bis zum letzten Tag nicht.«
    »Er hat vorgesorgt.«
    »Wie bitte?«
    »Er hat Dora in seinem Testament bedacht, hat ihr die Hälfte von allem hinterlassen.«
    Alice starrte ihn verblüfft an.
    »Ich dachte, er hätte kein Testament gemacht.«
    »Ich habe gelogen. Es lag in seiner Kiste, versteckt in der Bibel. Ich habe es verbrannt.«
    »Oh mein Gott! Du hast ihnen in die Augen gesehen und einfach gelogen!«
    »Nicht direkt. Ich habe ein paar wirklich üble Bemerkungen über Dora und den Vikar fallenlassen. Mr. Tanner hat sich derart aufgeregt, dass er die Unterhaltung so schnell wie möglich beendet hat. Er hatte Angst, man würde mich verhaften, da der Wachtmeister unmittelbar danebenstand.«
    Alice errötete. »Du hast doch wohl nicht erwähnt, was die beiden hier getrieben haben?«
    »Natürlich habe ich das. Es hat solches Aufsehen erregt, dass sie schlichtweg vergessen haben, mir auf den Zahn zu fühlen. Sie haben gar nicht weitergefragt, ob es ein Testament gibt.«
    »Warum hast du mir nicht erzählt, dass du es gefunden hast?«
    »Weil du mich vielleicht davon abgehalten hättest, es zu vernichten. Nun ist es zu spät. Es sei denn, du wolltest mich in echte Schwierigkeiten bringen.« Er schaute seine Schwester ernst an. Sie war wirklich recht hübsch und glich ihrer lieben verstorbenen Mutter, die das Gleiche herzförmige Gesicht mit den großen braunen Augen hatte, wie man auf einer alten Fotografie von ihr sehen konnte. Zugegeben, statt deren zarter englischer Haut hatte Alices Gesicht lauter Sommersprossen und war braun gebrannt, doch das machte nichts. Die meisten Mädchen hier draußen sahen so aus. Falls nicht schon die Sonne ihre Haut gerbte, tat es der Wind. Clem hingegen hatte die hohen Wangenknochen, die Adlernase und den breiten Mund mit den kräftigen ebenmäßigen Zähnen von Noah geerbt. Noah hatte immer damit geprahlt, dass er in seinem Alter noch alle Zähne besaß. Clem hoffte, er würde dies später auch von sich sagen können. Falsche Zähne hatten für ihn etwas Unheimliches.
    »Jetzt hör mir mal gut zu, Clem Price«, sagte Alice schließlich. »Du musst mir versprechen, so etwas nie wieder zu tun.«
    »Was denn?«
    »Vor einem Polizisten übel daherreden. Man hätte dich tatsächlich verhaften können.«
     
    Am nächsten Morgen unternahm er einen Spaziergang, um in Ruhe nachzudenken.
    Da war zum einen das Haus, ein langgestrecktes, niedriges Gebäude mit einem Blechdach und einer schattenspendenden Markise an der Vorderfront.
    Einige wenige Farmer besaßen Ziegel- oder

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