Leuchtendes Land
Parlamentsabgeordneten kennengelernt.«
»Ja«, erwiderte seine Frau gleichgültig.
George fragte sich, wie sie wohl reagieren würde, wenn er Lil Cornish erwähnte. Obwohl niemand aus der Familie ihm und Mike erzählt hatte, dass Lydia nicht Thoras Tochter war, wussten sie es schon lange. Die alte Sadie hatte es ihnen verraten. Ihr entging nichts, was auf Lancoorie geschah.
Schließlich überredete er Alice, ins Cottage zurückzukehren und sich auszuruhen. »Wir können nach dem Tee wiederkommen.«
Sie gingen zu Fuß, machten einen kleinen Umweg am Fluss entlang und kamen am imposanten Eingang des
Palace Hotel
vorüber.
»Wenn ich mir dieses Ding anschaue«, meinte Alice, »dann könnte ich schreien. Sie hat nicht immer im Cottage gewohnt. In der ersten Zeit hat sie da drinnen residiert und Woche für Woche ein Vermögen ausgegeben.«
»Ja.«
»Wenn das
United Services Hotel
gut genug für Clem war, warum nicht für sie? Er war einfach zu nachgiebig, das war sein Fehler. Er hat sie schrecklich verwöhnt, und sie dachte, sie könne sich alles erlauben. Hat sie dir gesagt, weshalb sie auf Clem geschossen hat?«
»Es war keine Absicht.«
»Das sagst du dauernd. Warum wollte sie dann überhaupt jemanden erschießen? Sie hätte keinen besseren Mann als Clem finden können. Er hätte ihr niemals weh getan.«
»Ich weiß es auch nicht.«
»Dann verstehe ich nicht, wieso du sie laufend besuchst. Worüber unterhaltet ihr euch?«
»Über nichts Besonderes. Wenn man im Gefängnis sitzt, hat man nicht viel zu sagen.«
Wütend beschleunigte Alice ihren Schritt, so dass George sich beeilen musste, um mitzuhalten.
Als sie im Cottage ankamen, wurden sie von Dr. Carty und seiner Frau empfangen, die dort auf sie gewartet hatten. George stöhnte auf.
»Oh nein.« Er wusste nicht, wie Alice reagieren würde, und hielt sich daher im Hintergrund.
Das Gespräch verlief in angespannter Atmosphäre, die durch Lydias Gehversuche ein wenig aufgelockert wurde. Sie klammerte sich an Mrs. Carty fest und versuchte »Oma« zu sagen.
»Mein Gott, wie groß sie geworden ist!«, sagte ihre Großmutter fortwährend. Dr. Carty hingegen interessierte sich mehr für Clems Gesundheitszustand.
»Ich würde ihn gern besuchen, Alice, wollte aber zunächst deine Erlaubnis einholen.«
George war sicher, dass Alice diese Bitte abgelehnt hätte, wenn Clems Schwiegervater einen anderen Beruf ausgeübt hätte. In diesem Fall hatte Clems Wohlergehen jedoch Vorrang. »Das wäre mir sehr lieb. Vielleicht können Sie etwas für ihn tun. Wir machen uns große Sorgen um ihn. Das Fieber will nicht sinken.«
»Das liegt am Klima«, meinte Carty. »In dieser Hitze sind die Leute besonders fieberanfällig.«
»Es tut uns so leid«, sagte seine Frau mit Tränen in den Augen. »Wir wissen nicht, was über Thora gekommen ist. Nervös war sie allerdings immer.«
Während die Cartys sich mit Alice unterhielten und diese zähneknirschend ihre Entschuldigungen annahm, machte George sich seine Gedanken. In seinen Augen empfanden der Arzt und seine Frau am meisten Mitleid für sich selbst. Sie jammerten über den Schock, den sie erlitten hatten, über die Zeitungsberichte und das Aufsehen, das der Fall in York erregt hatte.
»Wir waren froh, dort wegzukommen«, erklärte Mrs. Carty. »Hier wohnen wir bei meiner Schwester und ihrem Mann. Sie konnten es selbst kaum glauben. Können Sie sich vorstellen, dass Thora die ganze Zeit hier gelebt hat, ohne sie zu besuchen? Sie hat ihnen nicht einmal Lydia vorgestellt. In Anbetracht der Ereignisse vermute ich jedoch, dass sie im Nachhinein froh darüber sind. Es sind angesehene Leute, die nichts mit einem solchen Skandal zu tun haben möchten.« Mrs. Carty wischte sich die Tränen aus den Augen. »Ich weiß nicht, ob ich je wieder meinen Nachbarn in die Augen blicken kann. Wenn ich mir vorstelle, dass meine Tochter mit einer Waffe in der Hand auf einen Ball gegangen ist, fühle ich mich einer Ohnmacht nahe.«
George nahm seine Pfeife und setzte sich auf die Veranda. Er hoffte, dass die Besucher nicht allzu lange bleiben würden. Alice hatte ihnen aus reiner Höflichkeit Tee angeboten, sie aber nicht gebeten, zum Essen zu bleiben, und er verspürte allmählich Hunger. Im Fleischfach lag ein Dutzend leckerer Würste. Um sich abzulenken, überließ er sich seinen Gedanken, die ihn in die Vergangenheit zurücktrugen, bis er plötzlich laute Stimmen hörte.
»Was ist denn jetzt los?«, fragte er sich seufzend und
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