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Leuchtendes Land

Titel: Leuchtendes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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hievte seinen Körper aus dem bequemen Stuhl.
    »Das werden Sie nicht!«, schrie Alice. »Ich lehne es kategorisch ab. George! Sprich du mit ihnen.«
    »Worum geht es?«
    »Um Lydia. Sie wollen sie mit nach York nehmen.«
    »Es ist unser gutes Recht. Schließlich sind wir ihre Großeltern«, antwortete Mrs. Carty entschlossen.
    »Was sagt Thora denn dazu?«
    »Thora!«, rief ihr Vater aufgebracht. »Sie hat alle Rechte an dem Kind verwirkt.«
    »Haben Sie sie denn gefragt?«
    »Nein. Mrs. Carty hat es nicht nötig, sich zu demütigen, indem sie Thora im Gefängnis besucht. Wir haben auch an unsere anderen Töchter zu denken. Ihr guter Ruf steht auf dem Spiel.«
    »Aber Sie werden doch noch zu ihr gehen, Dr. Carty?«
    »Oh ja, das können Sie mir glauben, und zwar als Vater und Arzt. Wer ein solches Verbrechen begeht, ist verrückt. Ich werde sie für geisteskrank erklären und einsperren lassen. Das wird den Spekulationen über ihre Schuld ein Ende bereiten. Ich werde sie so bald wie möglich einweisen lassen.«
    George sah zu Alice hinüber, doch sie hatte nur Augen für Lydia.
    »Das Kind bleibt bei mir. Sie kennt mich, Lancoorie ist ihr Zuhause. Sie haben sie ohnehin selten genug besucht. Wie können Sie es wagen, hier hereinzumarschieren und sie uns wegnehmen zu wollen? Lydia kennt Sie gar nicht. Außerdem sollten Sie nicht vergessen, dass sie auch Clems Tochter ist, und er wird es niemals zulassen. Sie tun dies alles nur, um Thora zu verletzen.«
    »Mir ist gar nicht aufgefallen, dass Sie sich auch nur einen Deut um Thora scheren«, warf Mrs. Carty in eisigem Ton ein. »Clem wird auf uns hören. Warten Sie ab.«
    »Darauf würde ich mich nicht verlassen«, sagte George schroff. Er hatte für diesen Tag genug geredet und ging zur Tür. Es hatte zu regnen begonnen, und das Wasser peitschte über die Veranda. Das Wetter hatte ihm die Flucht vorerst vereitelt.

[home]
    13. Kapitel
    C lem wusste, dass etwas mit ihm nicht stimmte. Als er seine Brust berührte, tauchte seine Hand in rote Flüssigkeit. Er ließ den Kopf zurückfallen, da ihn diese geringe Anstrengung bereits erschöpft hatte. Dennoch zwang er sich nachzudenken.
    »Wo bin ich? Was ist geschehen? Was geht mit mir vor?«
    Er atmete flach, denn schon bei der kleinsten Bewegung loderte in seiner Brust ein flammender Schmerz auf. Er lag ganz still und hielt die Augen geschlossen. Dann wanderten seine Gedanken zurück in die Vergangenheit.
    Der Speer! Das war es also. Die Eingeborenen hatten einen Speer nach ihm geworfen und ihn anschließend wieder herausgezogen. Er spürte noch immer den quälenden Schmerz. Hörte seinen eigenen Schmerzensschrei.
    Verdammt sollten sie sein! Warum hatten sie ihm das angetan? Er hatte es nicht böse gemeint. Wo mochten sie jetzt sein? »Ich muss hier verschwinden, bevor sie mir den Rest geben.«
    Hände hielten ihn nieder. Er schrie, fluchte, versuchte zu entkommen, doch der überwältigende Schmerz gab ihm zu verstehen, dass er den Kampf um die Freiheit würde teuer bezahlen müssen. Sie waren ohnehin in der Überzahl. Clem zog sich wieder in die Finsternis zurück. In der Stille der Nacht kam er wieder zu sich und lauschte argwöhnisch ihren Stimmen. Er weigerte sich, irgendeinen Laut von sich zu geben oder sich zu rühren, während sein Gehirn fieberhaft nach Antworten suchte. Ihm war heiß, er war dabei zu verbrennen. Er schwitzte. Das konnte nicht sein. Es war Nacht. Nachts war es kalt in der Wüste. Bitterkalt. Wo waren sie? Verschwunden?
    Er hörte die Stimme seines Vaters.
    »Natürlich sind sie weg, du Narr. Es ist schon lange her. Wach auf! Ich weiß ohnehin nicht, was du hier draußen suchst. Lancoorie ist dir nicht gut genug, was?«
    Clem schob ihn beiseite. Dies war nicht der richtige Zeitpunkt, um über diese Frage zu debattieren. Doch Noah hatte recht. Es war vor langer Zeit geschehen. Hatte sich die Wunde wieder geöffnet?
    Er hörte das gleichmäßige Rauschen des Regens, es machte ihn froh, doch kein einziger Tropfen Wasser kühlte seine brennende Haut. Er drehte den Kopf in der Hoffnung, die Flüssigkeit würde ihm Erleichterung verschaffen – vergebens.
    »Das Meer«, dachte er dann, »ich kann das Meer hören. Das Rauschen der Brandung, nicht den Regen. Ich liege am Strand. In der Nähe meines Hauses. Doch es ist dunkel. Deshalb kann mich keiner sehen.«
    Während er dort lag und Rettung herbeisehnte, schoss ihm ein Bild durch den Kopf, und er zuckte zusammen. Erst erstaunt, dann entsetzt. Er

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