Leuchtendes Land
könnte die Aussage verweigern. Sie fürchtete sich davor, vor Gericht all diesen Leuten – und vor allem Thora Price – gegenübertreten zu müssen.
»Ich habe Warburton nie gemocht«, sagte Jordan zornig. »Der Mann ist gerissen, und er hat noch nie in seinem Leben für irgendetwas einen Finger gerührt.«
»Nun, wer auch immer hier einzieht, wird Personal benötigen. Ich weiß gar nicht, worüber du dir Sorgen machst«, warf die Köchin ein. Lil hingegen war sich nicht so sicher, dass sie ihre Stelle behalten würde. Minchfield House war das ideale Heim für eine Familie. In diesem Falle würde die Dame des Hauses nur Dienstmädchen und keine Haushälterin mehr brauchen.
»Wie kann er das Haus mit all den kostbaren Dingen darin verkaufen? Mit all dem Silber, den Gemälden, den schönen Lampen und den ganzen Möbeln.«
Das sollten sie bald erfahren. Eines Tages stand ein Makler vor der Tür – »bewaffnet« mit einer schriftlichen Genehmigung von Robert Warburton, eine Inventarliste zu erstellen.
»Du lieber Himmel«, sagte er zu Lil. »Das wird eine Weile dauern. Ich bin noch nie zuvor in Minchfield House gewesen. Es ist großartig. Sieht aus, als müssten wir auch einen Schätzer herbestellen. Ich kann diese Dinge nicht versteigern, ohne zu wissen, was sie wert sind.«
»Versteigern?«, fragte Lil entsetzt.
»Ja. Auf diesem Weg wird man die Einrichtung am besten los. Wir können all diese Dinge nicht einfach mit dem Haus verkaufen. Einen Teil des Mobiliars werden wir allerdings stehen lassen, als verkaufsfördernde Maßnahme. Bei der jetzigen Wirtschaftslage ist es nicht leicht, ein Haus von dieser Größe zu verkaufen. Nicht nur der Kaufpreis, auch die Instandhaltungskosten sind hoch.«
»Dieses Haus zu unterhalten geht wirklich ins Geld«, stimmte Lil in der Hoffnung zu, potentielle Käufer würden sich dadurch abschrecken lassen.
Sie führte den Makler seinem Wunsch gemäß durch das Haus. Vom obersten Stock aus blickte er hinaus auf die Felder.
»Mr. Warburton hat recht. Das Haus ist eine schöne Sache. Doch wenn es mitsamt einer Farm verkauft werden soll, so wirft das gewisse Probleme auf. Ich stelle mir vor, dass eine Persönlichkeit des öffentlichen Lebens das Anwesen erwirbt, jemand, der gerne Gäste empfängt. Er sollte sich keine großen Gedanken über die Farm machen.«
Er öffnete eine Tür und spähte in Roberts Badezimmer. »Du lieber Himmel, das ist ja größer als mein Schlafzimmer! Ich muss meine Frau mal mitbringen, damit sie sich das ansieht! Wie ich schon sagte, man sollte die Farm separat verkaufen. Für das Haus mit dem ganzen Land wird man nicht viel bekommen. Es wäre sicher sehr viel besser, den Besitz aufzuteilen.«
»Das wäre aber schade«, antwortete Lil, doch der Makler hatte seine eigenen Vorstellungen.
»Überhaupt nicht. Solch ein riesiges Anwesen lässt sich kaum bewirtschaften. Parzellieren ist ein absolut üblicher Vorgang. Nun sollten wir uns besser an die Arbeit machen. Ich fange unten an.«
Sobald sie ihn los war, sauste Lil über die Felder, auf der Suche nach Jordan.
»Sie wollen den Besitz aufteilen«, keuchte sie. »Im Haus schnüffelt ein Makler herum. Er sagt, die Farm wird separat verkauft!«
»Wieso?«, fragte Jordan verblüfft.
»Um mehr Geld für Warburton herauszuschlagen. Was sagst du dazu? Und alles, was nicht zum normalen Mobiliar zählt, wird versteigert. Der Kerl ist schon dabei, eine Inventarliste anzufertigen.«
»Dieser Schweinehund Warburton! Er hat sich nie für die Minchfield Farm interessiert. Er würde ganz schön dumm aus der Wäsche gucken, wenn Miss Lavinia zurückkäme.«
»Genau wie ich«, dachte Lil. »Vom Regen in die Traufe.« Finster kehrte sie mit Jordan in die Scheune zurück. Unterwegs räsonierte er über ihre Zukunft.
»Du bekommst eine neue Stelle«, sagte sie, »doch ich werde es nicht leicht haben. Ich kann nicht einmal Referenzen vorweisen.«
»Zum Teufel mit den Referenzen! Ich schreibe dir eine Empfehlung. Bei Gott, der alte Warburton würde sich im Grab umdrehen!«
Am nächsten Morgen entdeckte Mrs. Lillian Cornish zum ersten Mal ihren Namen in der Zeitung.
Die Titelseite war den Wahlergebnissen vorbehalten worden. Ein Mr. Vosper hatte einen langjährigen Abgeordneten der Konservativen aus dem Rennen geschlagen, und auch Henery Whipples Sitz war an einen Labour-Vertreter gefallen. Lil las den Artikel eigentlich nur, weil Henerys Name ihr ins Auge gesprungen war. Sie saß am Esstisch und
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