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Leuchtendes Land

Titel: Leuchtendes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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gekommen, weil ich ihren Vater zu Rate ziehen wollte, aber der Mistkerl ist nicht da. Konnte nicht einmal den einen Monat warten, bis das Baby geboren ist. Und sein Stellvertreter ist noch nicht aufgetaucht.«
    »Ich habe schon ein Telegramm geschickt. Niemand scheint etwas über einen Stellvertreter zu wissen. Wusste Carty nicht, wie Thora sich fühlt?«
    »Oh, doch.«
    »Verstehe.«
    »Was versteht er?«, fragte sich Clem, während Tanner vor seinen Augen die Vordertür abschloß.
    »Ich lasse dich zur Hintertür hinaus«, sagte er.
    »Sie haben so seltsam geschaut, als Sie das sagten. Meinen Sie, dass sich Carty nicht für Thoras Wohlergehen interessiert?«
    »Seltsame Zeit jedenfalls, um an die Küste zu fahren«, meinte Tanner. »Gewöhnlich fahren die Cartys im Sommer dorthin. Ich würde dem Schweinehund alles zutrauen.« Er schob Clem durch die Hintertür, sicherte sie mit einem Vorhängeschloß und schüttelte ihm die Hand. »Viel Glück. Schöne Grüße an Thora und Kopf hoch. Es dauert ja nicht mehr lange.«
    Clem kam erst spätabends nach Hause. Er erwähnte nichts von dem Geld und erfand eine Entschuldigung für Carty, um Thora nicht unnötig aufzuregen, doch innerlich kochte er vor Wut. Hatte Carty seine Tochter absichtlich ohne ärztliche Hilfe zurückgelassen? Der Bankdirektor schien dieser Ansicht zu sein. Doch das konnte er nicht ernst meinen. Babys und auch Mütter starben oftmals bei der Geburt, wenn die entsprechende Betreuung fehlte, und manchmal nützte selbst die nichts mehr. Carty konnte einfach nicht so heimtückisch sein zu hoffen, dass seine Tochter auf diese Weise die gerechte Strafe ereilen würde. Wollte er sie und das Baby aus dem Weg schaffen? Auf diese Weise dem Skandal ein Ende bereiten? Nichts war unmöglich. Außer dem Doktor hatte nicht ein einziges Familienmitglied Thora auf Lancoorie besucht. Zu weit, hatte Carty gesagt, und Thora hatte sich nicht beklagt. Sie schien sich damit abgefunden zu haben, dass ihre Familie sich von ihr distanziert hatte, so wie sie auch das Verhalten ihres Vaters widerspruchslos akzeptierte.
    »Nicht mit mir«, murmelte Clem, während er für seine Frau auf dem Küchenherd Kakao kochte. »Thora wird das alles überstehen und ihr Baby bekommen. Und dann rechne ich mit dir ab, Carty. Irgendwann kriege ich dich zu fassen.«
    Er blieb die ganze Nacht bei Thora sitzen, beruhigte sie, stopfte das Federbett fest, damit ihr nicht kalt wurde, hielt ihre Hand und sprach ruhig auf sie ein, als sie im Schlaf aufschrie.
     
    Auf Lancoorie herrschte nun geschäftiges Treiben. Clem heuerte die beiden Postle-Brüder an, damit sie ihm beim Dammbau halfen. Er wollte den Staudamm so bald wie möglich fertigstellen. Dann ritt er zu einer anderen Farm und kaufte hundert Schafe, die Ted Cornish für ihn nach Lancoorie treiben sollte.
    »Ich kriege jetzt sechs Shilling am Tag«, grollte Ted. »Ich habe schließlich eine Familie zu ernähren.«
    Clem warf einen Blick auf Mrs. Cornish, die Hühner über den Hof scheuchte. Man hatte ihn nie mit ihr bekannt gemacht. Obwohl auch sie hochschwanger war, wirkte sie gesund und kräftig, und er konnte sich eines gewissen Neidgefühls nicht erwehren.
    »Deiner Frau geht es gut, nicht wahr?«
    »Sicher. Es gibt nichts, was eine ordentliche Tracht Prügel nicht heilen könnte. Verdammte Frauen, können nur jammern und stöhnen. Ich sag’ ihr immer, sie weiß gar nicht, wie gut sie’s hat. Genügend Futter und ein Dach über dem Kopf, sollte sich ein Beispiel an den Abos nehmen. Kriegen Kinder, wie Hühner Eier legen. Brauchen keinen Wohnkomfort, um es sich gemütlich zu machen.«
    In Clems Augen bot die Hütte der Cornishs keineswegs übertriebenen Komfort. Er bedauerte das Kind dieses dreckigen Mistkerls schon jetzt.
    »Sechs Shilling am Tag«, stimmte Clem schließlich zu. »Bring die Schafe nach Lancoorie, dann habe ich noch eine Aufgabe für dich.«
    »Du hast hundert von Cochranes Schafen gekauft. Keine gute Entscheidung. Seine Wolle ist schlecht.«
    »Mach dir keine Gedanken, sondern bring sie rüber. Aber in Ruhe, es hat keine Eile.«
    Die nächsten zwei Wochen durchkämmte Clem den gesamten Distrikt und kaufte so viele Schafe, wie er bekommen konnte.
    »Es werden allmählich zu viele«, mahnte ihn seine Schwester. »Ich habe die Männer reden hören. Sie glauben, du seist verrückt geworden. Für die Schur brauchst du einen Vollzeit-Sachverständigen im Wollschuppen. Bei vielen Tieren lohnt sich das Scheren überhaupt nicht.

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