Leuchtendes Land
familiären Beziehung Zugeständnisse machen würde.
Später diskutierte Clem mit ihm über den Wert der sechs Kutschen und der Pferde, über die Instandhaltungs- und Futterkosten sowie den Wert der Depots, die dringend gestrichen werden mussten, und erklärte sich letztendlich bereit, vierhundertfünfzig Pfund zu zahlen. Dies war weniger als die Hälfte des Preises, den Carty ursprünglich gefordert hatte.
»Ich schätze, Alice wird damit einverstanden sein. Wenn du den Vertrag bis morgen aufsetzen kannst, nehme ich ihn mit nach Lancoorie.«
»Alice?«, fragte Mrs. Carty überrascht.
»Ja. Alice wird die Firma kaufen.«
»Aber ich dachte, das Geschäft sollte in der Familie bleiben.«
»Alice gehört zur Familie«, entgegnete Clem fest.
»Was hast du dir eigentlich dabei gedacht?«, fragte Alice und starrte fassungslos auf den Vertrag. »Jeder weiß, dass diese Firma bankrottgehen wird.«
»Das wird sie nicht«, erwiderte er ruhig. »Aber behalte es bitte für dich. Die Eisenbahnlinie wird nicht bis York gebaut werden, sondern von Northam direkt nach Coolgardie verlaufen. Die Goldfelder sind wichtiger als York.«
»Guter Gott! Hättest du das Dr. Carty nicht sagen müssen?«
»Nein, er hat doch solch einen Spaß daran, mich für einen Trottel zu halten. Ich bin mir ja nicht hundertprozentig sicher, ob die Eisenbahn tatsächlich nach Coolgardie fahren wird. Warum sollte ich es erwähnen? Unterschreibe den Vertrag, und dir gehört eine solide Firma mit einem ehrlichen Geschäftsführer. Du kannst jederzeit in die Stadt fahren und dich mit ihm unterhalten. Danach kannst du entscheiden, inwieweit du Einfluss auf die Geschäfte nehmen möchtest.«
»Warum hast du den Vertrag nicht auf uns beide ausgestellt?«
»Weil ich bald fort sein werde. Du musst die volle Kontrolle über die Firma haben.«
Alice war verwirrt. »Wo willst du denn hin? Schafe sind nicht mehr zu den alten Preisen zu bekommen.«
»Ich gehe auf die Goldfelder.«
»Oh, nein! So dumm kannst du doch nicht sein!«
»Ich muss einfach dorthin, Alice, du kannst es mir nicht mehr ausreden. Ich habe alles sorgfältig geplant und werde George mitnehmen.«
»George? Wieso nicht Mike?«
»Weil ich bei ihm nie weiß, woran ich bin. George hingegen tut, was immer man von ihm verlangt. Außerdem scheinst du unseren Mr. Deagan zu mögen, und von daher dürftest du mit ihm keine Schwierigkeiten haben.«
Doch Alice sträubte sich noch. »Lass mich erst einmal den Vertrag lesen.«
Clems Frau hatte sich während seiner Abwesenheit ausgesprochen schlecht benommen. An den beiden vergangenen Abenden hatte sie Spaziergänge mit Mike unternommen. Alice musste sich zwar eingestehen, dass dies nicht weiter anstößig war, hatte aber ein ungutes Gefühl dabei. Und sie war eifersüchtig.
Mit ihr war Mike nie spazierengegangen, weder abends noch sonst irgendwann. Was würde geschehen, wenn Clem verschwand und sie monatelang mit den beiden allein ließ? Schließlich unterzeichnete sie den Vertrag und sah Clem nachdenklich an. »Ich hätte lieber George hier bei mir. Er ist nützlicher. Wenn die beiden freihaben, legt Mike die Beine hoch oder liest ein Buch, was ihm natürlich auch zusteht. George hingegen arbeitet gerne im Küchengarten, und wir ernten mehr Gemüse als je zuvor, denn er hat einen grünen Daumen. Ihm macht es auch nichts aus, im Haus zu helfen …«
»Also hast du nichts dagegen, wenn ich gehe?«, Clem war es offensichtlich egal, wer ihn begleitete, solange Alice glücklich war.
»Wenn es sein muss. Aber paß bitte auf dich auf, Clem. Es heißt, die Goldfelder seien gefährlich. Du hast in Northam schon einen Vorgeschmack davon bekommen.«
Er umarmte seine Schwester. »Ich werde vorsichtig sein, keine Sorge. Bete für mich, damit auch ich Glück habe.«
Seine Frau entdeckte, dass sie nun doch ein gemeinsames Gesprächsthema hatten.
»Wie lange bleibst du weg?«
»Drei Monate. Keinen Tag länger.«
»Und du glaubst, du findest Gold?«
»Wieso nicht? Andere finden auch welches.«
»Wunderbar! Bring mir etwas mit. Wann brichst du auf?«
»Sobald ich einen Vorrat an Pökelfleisch und Konserven angelegt habe. Alice fängt morgen an einzukochen. Ich werde so viele Lebensmittel mitnehmen, wie in den Wagen passen. In der Zwischenzeit sollten wir uns um Lydias Taufe kümmern. Deine Familie wird uns besuchen.«
»Warum? Ich kann gut auf sie verzichten.«
»Die Taufe ist ein wichtiges Ereignis. Es wird ein glücklicher Tag für uns beide
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