Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Leuchtendes Land

Titel: Leuchtendes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
Vom Netzwerk:
verweisen.
    Ihm wäre es lieber gewesen, wenn sie ihn angeschrien oder überhaupt irgend etwas gesagt hätte. Ihr Schweigen hingegen war unerträglich. Er hatte doch noch versucht, sich zu entschuldigen: »Thora, was letzte Nacht angeht, es tut mir leid, ich wollte nicht …« Doch sie war an ihm vorbeigerauscht, als sei er gar nicht vorhanden.
    Als er ihr angeboten hatte, sie mit nach York zu nehmen, hatte er nur einen verächtlichen Blick geerntet. Von ihrem Plan, reiten zu lernen, hatte er nur erfahren, weil er zufällig mitbekommen hatte, wie sie sich mit George unterhalten und sich dann für die kastanienbraune Stute entschieden hatte. Daraufhin hatte Clem das Tier stillschweigend gestriegelt, den leichten Sattel blank poliert und mit einer neuen Decke an die Stalltür gehängt, um Thora einen Gefallen zu tun.
    Er war so deprimiert, dass er kaum über die Zukunft nachdenken konnte. Vielleicht sollte er besser auf Lancoorie bleiben und nicht allzu viel vom Leben erwarten. Doch ihm war auch klar, dass er sich den drohenden Forderungen der Bank und den Versprechen, die er Thora gegeben hatte, nicht entziehen konnte. Ein Teil des Darlehens war noch vorhanden, und er würde ihn einsetzen. Diesmal allerdings durfte nichts schiefgehen. Als er in York angekommen war, suchte Clem zunächst Dr. Carty auf. Auf den ersten Blick war dies lediglich ein Höflichkeitsbesuch. Immerhin war er ein pflichtbewusster Schwiegersohn.
    Carty schien sich zu freuen. Ein breites Grinsen auf dem feisten Gesicht, und Clem war gewarnt.
    »Ich habe gehört, du hattest Schwierigkeiten«, sagte Carty und schenkte ihm einen Whisky ein. Dieses Mal allerdings nicht von der guten Marke.
    »Ja.«
    »Es stand in der Zeitung, mein Sohn. Es heißt, du hättest ein Vermögen verloren.«
    »Und außerdem eine Tracht Prügel bezogen.«
    »Ihr jungen Leute! Geratet ständig in Schwierigkeiten. Mir hätte keiner soviel Geld gestohlen. Du hattest diese Schafe also auf meinem Land versteckt!«
    »Meinem Land«, korrigierte Clem.
    »Egal. Wenn ich davon gewusst hätte, wäre dir meine Hilfe sicher gewesen. Ich hätte den Verkauf besser organisiert und geplant. Was hast du dir dabei gedacht, mit dem ganzen Geld und einem Sträfling als Begleitung durch die Gegend zu ziehen …«
    Clem ertrug die Lektion, die ihm auf so herablassende Weise erteilt wurde, mit Geduld.
    »Wie läuft es mit deinen Passagierkutschen? Thora sagt, du wolltest den Fuhrpark verkaufen.«
    »Ja. Wenn die Eisenbahn nach York kommt, bringt das Unternehmen nichts mehr ein.«
    »Warum nicht? Ich verstehe nicht, weshalb du verkaufen willst. Man wird auch weiterhin Pferde-Busse brauchen, um die Leute aus den entfernten Orten zum Bahnhof zu bringen.«
    Clem beobachtete seinen Schwiegervater aufmerksam. Er wusste, dass sein Vorschlag nicht besonders überzeugend klang, da die meisten Leute eigene Pferde und Wagen besaßen und die Gegend überdies nur dünn bevölkert war. Es war eine Sache, Passagiere von York bis nach Northam zu fahren, wo sie in den Zug nach Perth steigen konnten, und eine ganz andere Sache, sich darum bemühen zu müssen, überhaupt genügend Fahrgäste für die Strecke nach York zusammenzubekommen. Doch er bemerkte, dass Cartys Miene sich änderte.
    »Du hast natürlich recht«, sagte der Doktor. »Aber um die Wahrheit zu sagen, Clem, bin ich das Geschäft leid. Ich bin zu alt, um mich weiter damit herumzuschlagen.«
    »Es gibt nicht viel, mit dem du dich herumschlagen musst. Soweit ich weiß, ist dein Geschäftsführer ein fähiger Mann.«
    »Sicher doch, aber Mrs. Carty wünscht ebenfalls, dass ich verkaufe.«
    Schweigend saßen sie in dem dämmrigen Zimmer. Carty füllte ihre Gläser nach.
    »Es wäre schade, wenn die Familie eine so solide Firma aus den Händen geben würde«, sagte Clem. »Hast du schon einen Käufer?«
    »Noch nicht. Alle ziehen auf die Goldfelder. Wenn sich ihnen eine gute Chance bietet, erkennen sie sie selbst dann nicht, wenn sie darüber stolpern.«
    »Wenn du die Firma wirklich loswerden möchtest, könntest du sie an mich verkaufen.«
    »An dich? Hast du denn noch Geld übrig?«
    »Ein bisschen. Ich habe nicht alles verloren.«
    »Ach nein? Wie hast du das gemacht? Das Bargeld aufgeteilt? Etwas bei dir behalten?«
    »So in der Art.«
    Plötzlich war die
Coach and Carrying Company
die bestgehende Firma Westaustraliens.
    Clem lauschte mit Unschuldsmiene den Anpreisungen. Carty erläuterte, wie wenig Ausgaben erforderlich seien, um ein

Weitere Kostenlose Bücher