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Leuchtendes Land

Titel: Leuchtendes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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neugewonnenem Selbstvertrauen ging sie durch die breiten Straßen, die von imposanten Gebäuden gesäumt wurden. Im Schifffahrtsbüro in der Barrack Street händigte man ihnen Zweiter-Klasse-Fahrkarten aus. Sie würden auf der
SS
Silverton
segeln.
    »Wir sollten erster Klasse fahren«, brummte Ted.
    »Du hast gehört, was der Mann gesagt hat. Die meisten Schiffe kommen aus England, und die Passagiere darauf wollen fast alle nach Osten reisen. Wir können froh sein, dass wir überhaupt Plätze bekommen haben.«
    »Wir hätten lieber warten sollen.«
    »Bis in alle Ewigkeit? Außerdem ist die zweite Klasse immer noch sehr viel angenehmer als das Zwischendeck. Wir haben Glück gehabt. Wann segeln wir?«
    »Nächsten Freitag, glaube ich.«
    In einem Cafe lud Lil Ted zu Fleischpasteten und Pudding ein. Danach besichtigten sie die wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Perth, darunter das gewaltige Rathaus mit seinem Uhrenturm und das elegante zweistöckige Gebäude der
National Bank
. Sie erhaschten sogar einen Blick auf den Regierungssitz und bestaunten ehrfürchtig den Palast, in dem ein einziger Mann leben sollte. Es war der schönste Tag, den Lil seit ihrer Heirat erlebt hatte, und sie spürte, dass sie an einem Wendepunkt angelangt war. Die Zukunft der kleinen Familie Cornish schien gesichert. Ted hatte keine Einwände, als sie sich auf dem Heimweg einen Mantel und einen Strohhut für die Seereise kaufte.
    Die letzte Woche bis zur Abreise genoss Ted in vollen Zügen. Er kam nicht einmal zu den Mahlzeiten nach Hause, obwohl sie dafür bezahlten. Als er eines Nachts betrunken hereinwankte und das gesamte Haus aufweckte, hatte Lil genug. Um die anderen Bewohner nicht noch weiter zu stören, hob sie sich ihre Predigt jedoch bis zum Morgen auf.
    »Wenn du so weitermachst, haben wir bald kein Geld mehr«, schrie sie zornig. »Wage es nicht, noch einmal um diese Zeit nach Hause zu kommen! Und die Trinkerei muss auch aufhören!«
    »Halt den Mund!«, Mit diesen Worten zog sich Ted die Decke über den Kopf. »Hau ab, du blöde Kuh. Ich bin müde.«
    »Das überrascht mich nicht. Schlafe von mir aus eine Stunde, aber dann gehen wir im Kings Park spazieren. Auch ich habe ein Recht darauf, etwas von der Stadt zu sehen.«
    Im Waschhaus wurde sie von der Vermieterin zur Rede gestellt. »Sagen Sie Ihrem Mann, das hier ist ein anständiges Haus. Ich erwarte, dass meine Gäste zu vernünftigen Zeiten nach Hause kommen. Und zwar nüchtern.«
    »Es tut mir leid. Ich habe mit ihm gesprochen. Es wird nicht wieder vorkommen.«
    Die hochgewachsene, hagere Frau schüttelte den Kopf. »Das habe ich schon öfter gehört. Sie sollten lieber darauf achten, in welcher Gesellschaft sich Ihr Mann herumtreibt.«
    Lil seufzte. »Kneipen! Ich weiß nicht, warum manche Männer ihr halbes Leben in Kneipen verbringen!«
    »Sie sollten ihn lieber fragen, wohin er geht, wenn die Kneipen schließen.«
    Lil sah sie überrascht an. »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Ich rede nicht gern um den heißen Brei herum. Ich meine es gut mit Ihnen. Mr. Cornish ist mit leichten Mädchen in der Stadt gesehen worden. Eine von ihnen, Polly, wohnte sogar noch hier, als Sie einzogen, Mrs. Cornish.«
    »Ein dunkelhaariges Mädchen, ziemlich herausgeputzt?«
    »Genau. Ich habe sie hinausgeworfen, weil sie so eine war.«
    »Eine Prostituierte?«
    »Ja. Es tut mir leid.«
    Lil ließ die Wäsche Wäsche sein und rannte zu Ted, um ihn zur Rede zu stellen. Er stritt jede Bekanntschaft mit Polly ab.
    »Wo gehst du denn hin, wenn die Pubs schließen?«
    »Mal dahin, mal dorthin«, erwiderte er unwillig. »Es gibt immer Partys. Was anderes hat ein Mann hier ja nicht zu tun. Und jetzt Lass mich in Ruhe.«
    »Ich möchte ausgehen.«
    »Dann geh doch. Ich halte dich nicht davon ab.«
    »Du könntest mitkommen.«
    Er wandte Lil den Rücken zu. Sie kochte vor Wut. Später überredete sie jedoch die Vermieterin, auf Caroline aufzupassen, während sie den berühmten Park allein besichtigen wollte. Der Weg führte den Hügel hinauf und war ziemlich anstrengend, doch die hübschen Gartenanlagen und der herrliche Blick über die Stadt am Fluss belohnten den mühsamen Aufstieg. Inmitten der einheimischen Bäume, die ihr so vertraut vorkamen, fühlte sie sich unbeschwerter. Lil hatte das Gefühl, als sei sie in den Busch zurückgekehrt, in dem nur die Vogelstimmen die Stille unterbrachen. Von hier oben sah Perth wunderschön aus.
    »Nur noch ein paar Tage«, sprach sie sich Mut zu, »und wir

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