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Leuchtendes Land

Titel: Leuchtendes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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Mike stieg auf den Fahrersitz, gab George ein Zeichen, die Pferde loszulassen, und Clem schwang sich neben Mike auf den Bock.
    Mit einem »Hühott!«, von Mike setzten sich die Pferde in Bewegung. Clem drehte sich um und winkte, doch sein Partner schaute stur nach vorn.
    »Na los, Boss, holen wir uns das Gold.«

[home]
    6. Kapitel
    L il Cornish sehnte sich noch immer nach dem zweiten Baby, das sie zurückgelassen hatte. Wie oft sie sich auch sagen mochte, dass dies für das Kind das Beste gewesen war, es half einfach nichts. Mit Ted konnte sie nicht darüber sprechen, da er in seiner Herzlosigkeit nicht verstand, warum sie so sehr litt. Sie empfand den Verlust sogar körperlich, denn jedes Mal, wenn sie an ihr kleines Mädchen dachte, spürte sie ein schmerzhaftes Ziehen im Bauch. Es war der gleiche Schmerz, den sie beim Stillen von Caroline empfand.
    Als sie Perth erreichten, untersagte Ted ihr schließlich, das andere Kind jemals wieder zu erwähnen.
    »Ich habe genug von deinem Gejammer. Du kannst dich um Caroline kümmern, das ist mehr als genug. Du beklagst dich, du hättest nicht genügend Milch. Wie wolltest du dann überhaupt zwei Kinder füttern? Das eine schreit ja schon die ganze Zeit. Bring das erst einmal zur Ruhe.«
    Caroline weinte tatsächlich viel. Sie hatten ein billiges Zimmer in Perth gemietet und warteten dort auf das Schiff nach Adelaide. Lil freute sich auf die Seereise. Sie hatten es Mr. Price zu verdanken, dass sie wirklich stilvoll reisen würden, doch das Baby machte Lil Sorgen. Andere Bewohner des Hauses beschwerten sich über Carolines ständiges Geschrei, und Lil legte sie oft die ganze Nacht hindurch an ihre Brust, um sie zu trösten. Sie fragte sich häufig, ob das Baby wohl unter dem Verlust seiner Schwester litt, mit der es die ganze Zeit im Mutterleib zusammengewesen war. Doch sie wagte nicht, diesen Gedanken auszusprechen, weil sie sich vor Teds Spott fürchtete.
    Ted trieb sich jeden Tag in den Kneipen herum, während Lil mit dem Baby im Zimmer saß oder es in seinem Korb um den Block trug. Sie mochte sich nicht zu weit vom Haus entfernen, um nicht eventuelle Neuigkeiten von der Schiffahrtsgesellschaft zu verpassen.
    Wenn sie erst einmal unterwegs nach Adelaide waren, würde alles gut werden. Die Babys so weit wie möglich voneinander zu trennen kam dem Eintritt in eine andere Welt, ja einer zweiten Geburt gleich, ähnlich der, die Lil durch den Glauben erlebt hatte. Sie würde ihrem bisherigen Leben adieu sagen und sich dem Willen Gottes fügen.
    Sonntags wagte sie sich etwas weiter in die ruhigen Straßen vor und besuchte mit Caroline die Allerheiligen-Kirche, wo sie sich im Einklang mit Gott fühlte. Sie betete, dass auch Ted bekehrt werden möge. Ihr Ehemann warf sein Leben einfach weg, trieb sich in Kneipen und Spielhöllen herum und verpraßte das kürzlich erworbene Geld, als sei es unerschöpflich. Trotz seiner wütenden Attacken hatte Lil ihren eigenen Anteil für sich behalten, doch die Kosten für die Unterkunft fraßen ein großes Loch in den Etat. Sie tröstete sich mit dem Gedanken, dass dieses Leben bald ein Ende haben würde.
    Nach der Messe trug sie das Baby im Korb zum Flussufer hinunter und hing dort im Schatten der roten Gummibäume ihren Träumen nach. Sie genoss dabei den Anblick des breit dahinströmenden Flusses mit seinen schwarzen Schwänen. Lil hatte erfahren, dass sie zunächst mit einem Kutter flussabwärts bis Fremantle fahren und dort erst an Bord des Schiffes gehen würden. Sie freute sich auf die Fahrt zum Indischen Ozean, der ihr von den Reisen mit ihrer Familie her vertraut war. Bald würde sie die wunderschöne Küstenlandschaft erstmals vom Deck eines Schiffes aus betrachten können. Wie oft war sie als Kind über den Strand gelaufen. Damals hatte sie im Traum nicht daran gedacht, dass sie ihn je aus anderer Perspektive sehen würde.
    Die Sonntage übten stets eine beruhigende Wirkung auf sie aus und halfen ihr, mit den Ängsten fertigzuwerden, die sie während der langen, einsamen Tage im Zimmer plagten.
    »Ich bin einfach kein Stadtmensch«, sagte sie sich. »Ich vermisse den Busch, daher wird es mir auf der Schaffarm von Teds Cousin gleich bessergehen. Dort kann ich kochen und reiten und mein Wissen über Schafzucht anwenden. Wenn es sein muss, kann ich sogar Geld verdienen.«
    Als der Brief eintraf, in dem Ted aufgefordert wurde, die Fahrkarten abzuholen, ließ Lil das Baby bei ihrer Vermieterin und begleitete ihren Mann. Mit

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