Leuchtendes Land
Fuhrunternehmen profitabel zu betreiben. Clems Interesse schien zu wachsen.
»Ich werde darüber nachdenken. Natürlich muss ich erst einen Blick in die Bücher und auf die Busse werfen, nicht wahr?«
»Sag nicht Busse. Es sind Kutschen. Der Unterschied ist der, dass man oben auf dem Dach mitfahren kann, das ist billiger. Warum bleibst du nicht zum Abendessen?«
»Es geht nicht. Ich habe noch Geschäfte zu erledigen. Ich wohne über dem Pub.«
Jocelyn, das Schankmädchen, freute sich, Clem wiederzusehen. Sie winkte ihm zu und deutete an, dass sie mit ihm reden wolle, sobald sie Zeit erübrigen könne.
Clem bestellte etwas zu trinken und stellte sich ans Ende der Theke, wo er mit einigen Männern ins Gespräch kam, die zu den Goldfeldern unterwegs waren. Sie waren mehr als hundert Meilen zu Fuß gelaufen und wollten querfeldein zur großen Straße nach Osten marschieren.
»Wir hätten York beinahe verpasst«, erzählte ihm einer der Goldsucher. »Wir hatten diese endlose Straße erreicht und zogen nach Osten, dem Sonnenaufgang entgegen. Irgendwann begriffen wir, dass die Stadt schon hinter uns lag. Hat uns einen ganzen Tag gekostet. Sind Sie auch unterwegs zu den Goldfeldern, Mister?«
»Ich spiele mit dem Gedanken.«
Seit er Northam verlassen hatte, war ihm das Gold nicht mehr aus dem Sinn gegangen, doch die Möglichkeit des Scheiterns wog schwer.
Von seinem Hotelfenster aus hatte er die endlose Prozession von Glücksrittern gesehen, die auf die Goldfelder zogen. Männer, die ihre Reisebündel ebenso umklammerten wie diese Digger hier; andere, die sich auf ihren Pferden unter Karren und Kutschen mischten. Manche kamen sogar mit Schubkarren. Einige brachten ihre Familien mit, Frauen und Kinder mit müden, ausdruckslosen Gesichtern und staubbedeckten Kleidern, die schon erschöpft waren von der langen Reise über die Ebenen und keine Vorstellung von den Strapazen hatten, die sie noch erwarteten.
Und er hatte die gefederten Wagen gesehen, die jeweils von zwei Pferden gezogen und von sechs berittenen und bewaffneten Männern eskortiert wurden. Sie fuhren schnell, da sie ihre Goldladung so bald wie möglich in Perth abliefern wollten. Die Marschierenden jubelten ihnen zu, weil ihnen ihr Anblick neue Zuversicht verlieh.
Andererseits hatte Clem jedoch auch die Verlierer des Goldrauschs gesehen, die gegen den Strom nach Westen zogen und als gescheiterte Existenzen nach Hause zurückkehrten.
Auch die hoffnungsfrohen Männer an der Theke zeigten bereits erste Anzeichen von Erschöpfung. Ihre Kleider sahen schäbig aus, die Stiefel hatten bessere Zeiten erlebt, und es war offensichtlich, dass sie sich gedankenlos und ohne das nötige Kleingeld auf den Weg gemacht hatten. Es handelte sich um drei Fischer, einen Bankangestellten, einen Schneider und einen Bäckerlehrling, die alle aus einer kleinen Stadt an der Küste stammten. Clem wurde bald klar, dass sich keiner von ihnen im Busch auskannte.
Doch da er sich in der Gesellschaft von Fremden wohl fühlte und gern von weit entfernten Orten hörte, blieb er bei ihnen und hielt sich ebenso wie sie an zwei Drinks fest.
Auch in York hatten sich die Zeiten geändert. Zuvor hatte dieses Hotel das Essen in einem hübschen Raum neben der Bar serviert, doch unter dem Ansturm der Gäste hatte man die Tische beiseitegeschoben und schenkte nun auch im Nebenzimmer Alkohol aus. Als die Uhr sechs schlug, wurden Würstchen und Eintopf auf die Schnelle über die Theke verkauft.
»Riecht gut«, sagte ein Goldsucher, doch die anderen runzelten die Stirn. »Wir können uns das Essen hier nicht leisten. Gehen wir ins Lager zurück.«
»York ist berühmt für seine Schweinswürstchen«, sagte Clem lächelnd und fühlte Mitleid mit den Männern. »Sie müssen sie versuchen. Ich gebe einen aus.«
»Das können wir nicht annehmen«, erwiderte der Schneider und nahm seinen Hut, doch als Clem darauf bestand, willigten sie ein.
»Wir sind Ihnen sehr verbunden, Sir«, sagte der Schneider. »Tausend Dank.«
»Keine Ursache«, antwortete Clem. Da entdeckte er Jocelyn, die ihm ein Zeichen machte. »Denken Sie freundlich an York zurück.«
Jocelyn hatte eine halbe Stunde Pause, und sie setzten sich an einen Tisch draußen vor dem Hotel. Sie verschlang einen riesigen Teller Eintopf.
»Es ist schön, dich wiederzusehen, Clem. So viele Leute sind zu den Goldfeldern gezogen. Sogar Les und Andy.«
»Habe ich gehört. Es war kaum ein Bekannter in der Bar.«
»Wir arbeiten uns die Füße wund.
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