Leuchtendes Land
ihm ganz aufgeregt entgegen.
»Mike, stell dir vor, was passiert ist! Glory hat sich aus dem Staub gemacht!«
Einige andere Mädchen waren zu ihnen getreten. Die Neuigkeit hatte sie vollkommen durcheinandergebracht.
»Wir haben sie seit Tagen nicht mehr gesehen«, rief ein zierliches dunkelhaariges Mädchen. »Was sollen wir jetzt machen? Man wird uns hinauswerfen.«
Mike hielt die Schlüssel in die Höhe. »Keine Sorge. Das Etablissement befindet sich lediglich unter neuer Leitung. Ihr braucht euch gar keine Sorgen zu machen. Jocelyn, hätten Sie eine Minute Zeit für mich?«
Sie sah ihm erstaunt nach, als er durch die Eingangshalle ging und die Tür zum Salon öffnete.
Sie wich einen Schritt zurück. »Das ist Glorys Zimmer.«
»Das
war
Glorys Zimmer. Kommen Sie herein.«
Bevor sie ihn mit Fragen bombardieren konnte, bot er ihr einen Platz an. »Wenn Sie mir gut zuhören, erfahren Sie auch, wie es weitergeht. Glory hat das Geschäft verkauft. An mich. Also befindet sich das
Black Cat
von nun an unter neuer Leitung. Einige Dinge werden sich ändern.«
»Wo ist Glory denn?«
»Irgendwo in der Stadt, vermute ich. Ich weiß jedoch nicht, wo sie sich genau aufhält, aber das soll auch nicht unsere Sorge sein.«
»Sie haben das Geschäft gekauft?«
»Wie ich bereits sagte. Darf ich Ihnen jetzt erzählen, was ich vorhabe?«
»Aber natürlich doch.«
»Erstens wird das
Black Cat
weiterlaufen, zweitens sollen Sie es für mich leiten. Sie sind von nun an die Chefin. Fühlen Sie sich dazu in der Lage?«
»Ich?«
Jocelyn sah ihn beinahe ehrfürchtig an, als er erklärte, dass das Haus für eine Woche schließen werde, die Mädchen aber weiterhin ihr Geld bekommen sollten. In dieser Woche sollten alle bei der Generalreinigung helfen.
»Ich möchte, dass es aussieht wie Ihr Hotel in York«, grinste Mike. »Sie haben zehn Hausmädchen draußen. Sie werden ihnen das Schrubben schon beibringen, nicht wahr?«
»Sicher doch.«
»Wer nicht an den Reinigungsarbeiten teilnehmen möchte, fliegt raus.«
Allmählich erholte sich Jocelyn von dem Schock. »Sie werden arbeiten«, verkündete sie entschlossen. »Dafür sorge ich schon. Aber hier gibt es Vorhänge, Bettwäsche und anderen Kram, den auch eine Reinigung nicht mehr retten kann.«
»Dann ersetzen Sie die Sachen. Lassen Sie es auf das
Black Cat
anschreiben. Wenn wir erst wieder Geld einnehmen, können wir die Schulden mühelos zurückzahlen.«
Sie besprachen die Renovierung des heruntergekommenen Etablissements, bis Jocelyn sich auf Mikes ursprüngliches Angebot besann.
»Ich soll die Madam werden?«
»Wieso nicht? Sie werden gut bezahlt.«
»Und ich muss selbst keine Kunden bedienen?«
»Natürlich nicht.«
Sie zögerte und sprang dann auf, um ihn zu umarmen. »Oh Mike, vielen Dank. Ich verspreche, ich werde Sie nicht enttäuschen. Das hier wird das beste Haus am Platz. Wir spucken in die Hände und putzen es prächtig heraus. Nur die besten Kunden werden uns besuchen.«
Mike befreite sich aus ihren Armen. »Genau das hatte ich im Sinn. Wenn wir erst richtig Geld verdienen, machen wir hieraus einen Palast.«
Nachdem Mike fast alle ihre Fragen beantwortet hatte, wollte er zur Mine zurückkehren, doch dann fiel ihm noch etwas ein.
»Wenn Sie das Haus bis nächsten Samstag in Ordnung haben, könnten Sie ein Schild aufstellen: ›Große Wiedereröffnung‹. Wie hört sich das an?«
»Wunderbar! Aber wie soll ich mich nennen? ›Madam Jocelyn‹ klingt nicht besonders.«
Mike brach in Gelächter aus. »Lassen Sie sich etwas einfallen.«
»Vielleicht einfach ›Madam‹«, sinnierte sie. »Ja, das ist es. Das hört sich seriös an, und jeder weiß, wer hier das Sagen hat. Warten Sie ab, bis die Mädchen davon hören, sie werden umfallen …«
»Im Augenblick soll niemand erfahren, dass ich der neue Eigentümer bin. Es wird sich noch früh genug herumsprechen.«
»Ich werde kein Wort sagen, ehrlich. Vielleicht ist ›Madam‹ doch nicht das richtige …«
Mike überließ sie ihren Überlegungen und kehrte zu seiner eigentlichen Arbeit zurück. In Kalgoorlie lag noch immer eine Menge Gold im Boden.
Das
Black Cat
wurde wiedereröffnet und machte unter der Leitung von ›Madam Jolie‹, wie Jocelyn sich nun nannte, glänzende Geschäfte. Clem arbeitete wieder. Da die Mine inzwischen ordentliche Mengen an Seifengold lieferte, waren sie guten Mutes und beschlossen, an diesem Claim weiterzuarbeiten.
Allerdings kehrte Clem nun abends umgehend ins Lager
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