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Leuchtendes Land

Titel: Leuchtendes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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nur daran, wie viel Geld wir verdienen können.«
    »Wir? Du kaufst in meinem Namen ein Drecksbordell und hast noch die Stirn, ›wir‹ zu sagen. Du bist verrückt. Ich sorge dafür, dass du in der finstersten Zelle des Gefängnisses von Fremantle landest und nie wieder rauskommst.«
    Das Schlimmste war, dass Mike Clems Ausbrüche völlig kaltließen. Es war wie Schattenboxen.
    »Dein Geld, meine Idee«, bemerkte Mike und schob sich das rote Haar aus der Stirn. »Fair ist fair. Die Gewinne werden für uns beide reichen. Wenn du dich trotzdem über den Tisch gezogen fühlst, gebe ich dir bei Gelegenheit die fünfhundert Pfund zurück. Aber ich lasse mir meinen Anteil nicht abkaufen.«
    Clem brüllte los. »Abkaufen? Ich will dieses verfluchte Bordell nicht haben! Ich schließe es, genau das werde ich tun. Und dann zeige ich dich wegen Urkundenfälschung an.«
    »Das wirst du nicht tun. Warte, bis du siehst, welche Gewinne es erwirtschaftet. Die gute Jocelyn führt ausgezeichnet Buch. Komm mit, ich zeige es dir.«
    »Ich werde dieses Haus nicht betreten. Du bist ein verdammter Scheißkerl!«
    »Und was ist mit dem Dank dafür, dass ich mich um dich gekümmert habe?«
    Clem erhob sich von seinem Stuhl. »Du bist ein Verbrecher. Ein verurteilter Verbrecher. Ich will nichts mehr mit dir zu tun haben!«
    Er stürmte in die Bar und drängte sich zur Theke vor, wo er einen weiteren Whisky bestellte. Der zweite schmeckte schon besser, aber er kochte noch immer vor Wut und war fest entschlossen, Mike wegen Urkundenfälschung anzuzeigen. Und tief in seinem Inneren quälte ihn das Entsetzen darüber, dass er nun der Besitzer eines dreckigen Bordells war. Er hatte genug gehört, um sicher zu sein, dass der Anwalt, über den Mike den Verkauf abgewickelt hatte, Bescheid wusste; dass auch die schwatzhaften Bankbeamten hier in Kalgoorlie im Bilde waren. Und Jocelyn, die Puffmutter, war seine Angestellte. Wie lange würde es dauern, bis sich diese Neuigkeiten auch in York verbreiteten? Selbst wenn er dieses Etablissement verkaufte, was Mike ohnehin unterbinden würde, konnte er die Katastrophe nicht mehr aufhalten.
    »O mein Gott!«, stöhnte er und zuckte nervös zusammen, als ihn der Barkeeper ansprach.
    »Noch mal dasselbe?«
    »Nein.«
    Clem taumelte zurück zum Lager, vorbei an den Zelten, die Schatten warfen, und den Männern, die sich am verglühenden Lagerfeuer unterhielten. Er achtete nicht auf ihre Einladungen, sondern tastete sich bis zu seinem eigenen Zelt vor. Dann entzündete er die Lampe und warf sich halb tot vor Scham auf sein Bett. Er war ein angesehener Schafzüchter. Der Besitzer von Lancoorie. Und nun Inhaber eines berüchtigten Bordells! Was würde Thora dazu sagen, falls sie überhaupt wusste, was ein Bordell war? Sie würde vor Scham in den Boden versinken und ihren Mann vermutlich verlassen, was ihr gutes Recht war.
    Der Gedanke an die Reaktion seiner Frau, ihrer Familie und der Leute in York raubte ihm den Schlaf.

[home]
    8. Kapitel
    K ühe sind sympathische Geschöpfe«, dachte Lil und drückte ihren Kopf gegen die warme Flanke eines der Tiere. Sie spürte, wie die Kuh erleichtert seufzte, als sie mit dem Melken begann.
    »Braves Mädchen«, lobte sie die Kuh und fügte mit finsterer Stimme hinzu: »Nicht so wie die zweibeinigen Kühe, mit denen ich tagtäglich zu tun habe.«
    Von der anfänglichen Herzlichkeit und Neugier der anderen Bediensteten war kaum noch etwas zu spüren. Schuld daran trug nicht die Arbeit, die ihr eigentlich recht gut gefiel. Tom hatte sogar ihr Geschick im Umgang mit den Milchkühen gelobt, die herbeikamen, sobald sie Lil sahen. Sie hielt die Molkerei makellos sauber. Wer etwas verschüttete, beim Buttern zu nachlässig war oder die Milch sauer werden ließ, wurde streng ermahnt. Auch Miss Lavinia wusste Lils Arbeit zu schätzen. Ebendies hatte zu den Schwierigkeiten geführt.
    Mercy hatte ihr vorgeworfen, sie sei ebenso herrisch wie Miss Lavinia. »Früher hat sie uns angeschrien, das hat sie nun nicht mehr nötig. Diesen Part hast du ja übernommen!«
    »Das ist nicht wahr. Ich muss nur zusehen, dass alles seine Ordnung hat.«
    »Wieso? Du bist hier nicht der Boss!«, rief Beth.
    Lils Hände bewegten sich rhythmisch beim Melken. Beth war aber auch zu undankbar! Wer hatte sich denn um sie gekümmert, als man sie verprügelt hatte? Lil. Wer hatte versucht herauszufinden, wer der Schuldige war? Wiederum Lil. Doch niemand hatte ein Wort über die Sache verloren, nicht einmal das

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