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Leuchtfeuer Der Liebe

Leuchtfeuer Der Liebe

Titel: Leuchtfeuer Der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
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von Stunde zu Stunde kräftiger", bemerkte er.
    Am liebsten hätte sie die Arme um ihn geschlungen. „Das habe ich Ihnen zu verdanken."
    „Ich bringe Sie in die Stadt, wo Sie sich richtig erholen können", sagte er. „Morgen ..."
    „Ich erhole mich auch hier recht gut", fiel sie ihm gekränkt ins Wort. Das war also der Grund, warum er ihr Essen vorsetzte und sich um sie kümmerte. Nicht weil ihm etwas an ihr lag, sondern weil er sie so schnell wie möglich loswerden wollte.
    „Hier können Sie nicht bleiben." Er setzte den Krug an und trank einen tiefen Schluck Bier.
    Der Appetit war ihr vergangen, sie legte den Löffel beiseite und schob den Teller von sich. „Mal ehrlich, wer würde schon gerne hier bleiben? Ich komme mir vor wie ein Eindringling, seit ich zum ersten Mal in der Kammer aufgewacht bin."
    Erschrocken schlug Mary sich die Hand vor den Mund. Zum Teufel mit ihrer aufbrausenden Art. Mama hatte ihr immer vorgehalten, ihr Ungestüm würde sie noch in Schwierigkeiten bringen. Sie ließ die Hand sinken. „Tut mir Leid. Das hätte ich nicht sagen dürfen. Sie haben mir das Leben gerettet. Ich habe kein Recht, mehr von Ihnen zu erwarten."
    Seine Züge verhärteten sich. Aus welchem Grund, fragte sie sich nicht zum ersten Mal, schenkt die Natur einem Mann ein gutes Aussehen, wenn er sich vor der Welt verschließt?
    „In Ilwaco gibt es ein Hotel und einige Pensionen, die anständige Zimmer vermieten", sagte er ungerührt. „In der Stadt ist die Ärztin näher."
    Wie sollte sie ihm ihre Situation erklären? Konnte sie ihm anvertrauen, dass sie auf der Flucht war? Sie war am Ende der Welt angekommen, und nun wollte er sie zurückschicken ... Wohin? Übelkeit stieg in ihr hoch, gegen die sie mühsam ankämpfte und die sie besiegte. Sie hatte es zu weit geschafft, um jetzt aufzugeben.
    Mit einem zitternden Finger fuhr sie die Umrisse eines Astrings auf der blank gescheuerten Tischplatte entlang. „Wissen Sie eigentlich, wie man sich fühlt, Jesse Morgan, wenn man alles verloren hat bis auf die Kleidung, die man auf dem Leib trägt?"
    Er sah sie ausdruckslos an. „Nein."
    „Es ist ein merkwürdiges Gefühl. Befreiend, wenn Sie so wollen. Und sehr beängstigend."
    „Ich kann Ihnen mit Geld aushelfen, bis Sie eine Stellung gefunden haben."
    „Aha. Und Sie denken, in Ilwaco gibt es eine Stellung für mich? Glauben Sie, die Leute nehmen eine unverheiratete, schwangere Irin bei sich auf?"
    „Warum nicht?"
    Sie sah ihn fassungslos an. Wie konnte ein Mann, dem die dunkle Seite der menschlichen Natur gewiss nicht fremd war, so naiv fragen? „Weil die Leute engstirnig und kaltherzig sind."
    „Das geht mich nichts an."
    „Gott bewahre", entgegnete sie spitz. „Gott bewahre Sie davor, sich mit den Sorgen anderer Menschen befassen zu müssen." Gereizt stand sie auf und entfernte sich. Was war nur an diesem Mann? Wieso brachte er sie ständig in Rage?
    Auch er stand zornig auf, warf dabei den Stuhl um und folgte ihr. „Ich habe nicht darum gebeten, dass Sie mir vor die Füße gespült wurden."
    Sie fuhr herum und erschrak, ihn so nah vor sich stehen zu sehen, so nah, dass sie seine Körperwärme spürte. „Dann bitte ich tausendmal um Entschuldigung, Ihnen Unannehmlichkeiten zu bereiten."
    Sie starrten einander aus trotzig funkelnden Augen an. Und dann spürte Mary, wie eine unbezwingbare Heiterkeit in ihr aufstieg. Sie biss sich auf die Lippe, hob das Kinn und versuchte ernst zu bleiben. Aber nichts half, das Lachen platzte aus ihr heraus, und sie lachte, bis ihr die Tränen kamen, die sie mit dem Ärmel wegwischte.
    Jesse Morgan wirkte gereizt. „Jetzt werden Sie hysterisch. Sie sollten sich wieder hinlegen und sich ausruhen."
    „Ich habe mich den ganzen Tag ausgeruht. Ich ruhe mich seit Sonntag aus. Und ich habe nicht über Sie gelacht. Es ist nur ... ich weiß nicht... die ganze Situation. Es ist so unbegreiflich, dass ich überlebt habe. Es gibt keinen Grund dafür. Und trotzdem habe ich überlebt."
    „Es gibt einen Grund ..." Er sprach nicht weiter, wandte sich ab, ging zur offenen Tür, legte die Faust an den Türrahmen und blickte in die Ferne.
    „Was meinen Sie damit?" fragte sie leise und blickte auf seinen breiten Rücken. Wieso faszinierte sie dieser Mann? Wieso übte er eine solche Anziehungskraft auf sie aus? Wieso ertrug sie seine schlechte Laune und seine Kränkungen?
    „Nichts. Aber ich muss wissen, warum Sie behaupten, keine Verwandten, keine Freunde, niemanden auf der Welt zu

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