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Leute, ich fuehle mich leicht

Titel: Leute, ich fuehle mich leicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexa Hennig von Lange
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nicht, sonst kriegt Alina Ärger.«
    »Das ist mir egal. Wenn ihre Mutter hier anruft, dann rufe ich sie auch an.«
    Mama geht und knallt so ein bisschen die Tür hinter sich zu. Nicht doll, nur ein bisschen. Sie will mir ja kein Trauma beibringen. Gleich darauf geht die Tür wieder auf, und Mama guckt noch mal rein: »Und bitte finde für mich heraus, wo Constanze ist. Nicht dass die wieder bei diesem Helmuth rumsitzt und den wieder auf Kurs bringt.«
    Ich nicke und die Tür geht zu. Jetzt weiß ich leider immer noch nicht, ob mir eine Gefängnisstrafe droht oder nicht. Es kann ja sein, dass Pippi-Pias Vater plötzlich doch auf den Trichter kommt, dass wir in seinen Augen eine echte Straftat begangen haben, und uns einen Denkzettel verpassen will. Oh Gott, Leute! Ich sehe mich schon in Sträflingskleidung und mit Eisenkugel am Bein in Untersuchungshaft sitzen. Am besten, ich rufe jetzt Johannes an. Der ist schließlich vier Jahre älter als ich und kennt sich garantiert mit Straftaten aus. Leider geht nur seine bekloppte Mailbox dran. Ich könnte so was von abkotzen. Ich spreche darauf und sage, er soll mich dringend anrufen. Dann shake ich mir im Gästeklo einen kleinen Erdbeershake. Zur Sicherheit. Ich bin nämlich gerade ein petit peu unterzuckert. Das alles war nun doch etwas zu viel Aufregung. Ich mache mir wirklich Sorgen, dass ich eingelocht werde. Und ich kann gar nichts dagegen tun. Woher soll ich wissen, was Pippi-Pias Papa vorhat? Ich rekapituliere noch mal das Ende der heimischen Verhandlung: Pias Vater ist von seinem Sofaplatz aufgestanden, ist auf Alina und mich zugekommen, hat seine dicken Pranken auf unsere zarten Schultern gelegt und gemeint: »Das nächste Mal mache ich Meldung.« Das heißt doch, dass er dieses Mal keine Meldung macht, oder? Im Übrigen bin ich ja gar nicht eingebrochen, ich habe nur an einer Haustür geklingelt. Oder ist das schon Beihilfe? Mir würgen sich echt die Innereien nach oben. Tief durchatmen, meinen Shake trinken und heimlich eine aus dem gekippten Klofenster rauchen.
    Außerdem schmerzt meine Mikrobe. Ich befürchte fast, ich habe eine Art Blutvergiftung oder Ähnliches. Nachdem ich die Zigarette aufgeraucht habe, gucke ich mir das Machwerk an. Unter uns, Leute, es sieht irgendwie ungut aus. Irgendwie so matschig. In den aufgeschürften Wundschnitten quillt überall die graufeuchte Asche raus. Scheiße! Ich befürchte, diese Zulu-Verzierungen waren keine besonders gute Idee. Ich gehe gleich mal rüber in Cotschs Zimmer und zapfe mich an ihren Computer an. Schließlich ist sie gerade nicht da. Ich muss recherchieren, was im Internet zum Thema Blutvergiftung und die dazugehörigen Symptome steht. So kann ich wenigstens eine Sorge kanalisieren und adäquat reagieren. Dieses ist wirklich der schwärzeste Tag meines Lebens. So viel ist mal klar. Und danach kläre ich die Angelegenheit mit Cotschs Verbleib. Mama soll sich ja auch mal ein bisschen entspannen können.
    Ich bringe meinen Plastikshaker und das Proteinpulver zurück in mein Zimmer, um es wieder in der Verkleidungskiste zu verstauen. Da höre ich, wie Papa nach Hause kommt. Das Erste, was er Mama an den Kopf wirft, als sie ihm mit ihren umgebundenen Geschirrtüchern entgegenkommt, ist: »Warum ist in Elisabeths Zimmer das Licht an?«
    Durch die angelehnte Zimmertür vernehme ich Mamas Deeskalationsstimme, mit der sie ihm erklärt, dass das schon in Ordnung sei, weil ich mich darin aufhalten würde. Ich habe gerade noch Zeit, mein Shake-Zubehör unter das Bett zu schieben, bevor Papa, ohne anzuklopfen, seinen Kopf zu mir hereinsteckt. Neuerdings lässt er sich einen Bart wachsen, weswegen ich mich immer erschrecke, wenn ich ihn sehe. Jedes Mal denke ich, ein fremder Mann ist im Haus. Meist erkenne ich ihn dann aber an seiner Stimme.
    »Wie geht’s?«
    »Gut. Danke. Und selbst?«
    »Ach, ist ja immer viel zu tun.«
    »Aha.«
    Die Tür geht wieder zu, und als ich unter mein Bett gucke, ist die Dose mit dem Shakepulver umgekippt und das staubige rosa Zeug hat sich dummerweise über meinen flauschigen Teppich verteilt.
    Daraufhin geht dann auch prompt noch mal die Tür auf, und Papa fragt mit zusammengezogenen Augenbrauen: »Hast du hier mit etwas Chemischem herumgesprüht?«
    »Nein, wieso?«
    »Hier riecht es so merkwürdig künstlich nach Erdbeere.«
    »Ich rieche nichts.«
    »Hm. Merkwürdig.«
    Papa geht wieder, und ich weiß nicht, wie ich das klebrige Zeug unter meinem Bett wegkriegen soll. Möglicherweise mit

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