Level 26 – Dunkle Offenbarung
dachte, dass Sie mir allmählich vertrauen.«
Natasha schüttelte den Kopf. Sie ließ ihr Handy in den Schoß fallen. »Das hat nichts mit Vertrauen zu tun. Labyrinth ist in diesem Augenblick live im Fernsehen und gesteht Jane Talbot alles. In Südafrika.«
Hans Roeding lud die Waffen, während Deckland O’Brian auf seinem Tablet-PC den Webcast der Jane-Talbot-Show verfolgte und sich gleichzeitig in die Server ihrer Buchhaltung hackte. Wie »geheim« so ein Außenstudio auch angeblich war, wenn die Produzenten der Jane-Talbot-Show es benutzten, musste es dafür Zahlungsbelege geben. Es gab nur eine begrenzte Zahl von Stellen, an denen ein Buchhalter gewisse Posten verstecken konnte, und ein paar ziemlich vorhersehbare Wege, sie zu tarnen. O’Brian hatte sie alle schon einmal gesehen.
»Hast du etwas?«, fragte Roeding.
»Geduld, mein steroid-befeuerter Freund, Geduld …«
»Gib mir wenigstens eine Richtung.«
»Erst mal geradeaus. Bis ich dir was anderes sage, Großer.«
O’Brian versuchte, eine heitere Fassade aufrechtzuerhalten, aber in seinem Inneren brodelte es. Das war nicht die Art, wie Global Alliance arbeiten sollte. Blair hätte nicht nachgeben dürfen und zumindest Natasha mit ihnen schicken sollen. Ein drittes Mitglied im Team hätte vor Ort einen gewaltigen Unterschied ausgemacht. Ein viertes wäre auch großartig gewesen, aber Dark hatte sich bisher als niederschmetternde Enttäuschung erwiesen. All die großen Worte von Blair, wie der Amerikaner das Team abrunden und es auf die nächste Stufe heben würde. Bockmist und leeres Geschwätz, das war alles. O’Brian hätte lieber noch einen zusätzlichen Teil der Arbeit selbst übernommen, anstatt sich mit dieser Primadonna abgeben zu müssen.
O’Brian fand drei Außenstudios, die überall in Johannesburg verteilt waren. Zwei von ihnen schloss er sofort aus, weil sie zu groß waren. Sein Gefühl sagte ihm, dass Labyrinth Wert darauf legte, alle Umstände des Drehs genau zu kontrollieren. Also ein kleiner Ort.
»Okay, Hans. Rechts abbiegen.«
»Wo rechts?«
» Hier rechts, verdammt noch mal, genau jetzt !«, schrie O’Brian. Sein Partner riss den Wagen herum. O’Brian umklammerte seinen Tablet-PC fester. Er sah genau, wie viele Meilen zwischen ihnen und dem Studio lagen. Eine lächerliche Zahl von Meilen. Aber er wollte Hans nicht deprimieren. Noch nicht, jedenfalls …
Aber es wäre so schön , wenn sie das Team waren, das Labyrinth festnahm. Nur sie beide.
33.
Johannesburg, Südafrika
O’Brian und Roeding erreichten das Studio, während Labyrinth immer noch auf Sendung war.
Sie verschwendeten keine Zeit darauf, bei der örtlichen Polizei um Erlaubnis oder Unterstützung zu bitten. Roeding trat die Tür des Gebäudes auf, mit der Maschinenpistole in der Hand; O’Brian gab ihm Deckung. Die Mitarbeiter in diesem winzigen Außenstudio, das aus wenig mehr als drei Räumen bestand und nicht größer war als ein Schnellimbiss, sahen blass und verängstigt aus. O’Brian wusste aus Erfahrung, dass man von diesen Leuten keine verlässlichen Angaben erwarten konnte. Sie hatten entweder viel zu viel Angst, um eine Hilfe zu sein, oder sie würden lügen, in der Annahme, dass sie damit das Leben ihrer Chefin beschützten. Während Roeding also die letzte Meile durch die Straßen von Johannesburg gerast war, hatte O’Brian einen Grundrissplan des Gebäudes gefunden und anhand der Aufzeichnungen von früheren Produktionen herausbekommen, in welchem Studio sich Jane Talbot aufhielt und in welchem Labyrinth.
Der Plan?
Es gab keinen Plan, abgesehen von der üblichen Taktik, auf die sich Global Alliance bei solchen hochriskanten Einsätzen in letzter Minute stützte:
Haltet den Irren auf!
Roeding würde sich auf Labyrinth stürzen und ihn unschädlich machen, bevor er Gelegenheit hatte, seine Bombe zu zünden.
O’Brian würde Jane Talbot mit Gewalt und so schnell wie möglich aus dem Studio herausbringen, für den Fall, dass Roeding ein paar Sekunden zu langsam war.
O’Brian wusste auch, dass sie, bevor sie zuschlagen konnten, zumindest zwei Sekunden brauchten, in denen Labyrinth nichts mitbekam. Er drückte einen Knopf an seinem Mobiltelefon und löste damit einen Mikrowellenstoß aus, der sowohl die Übertragung nach außen wie auch das interne Signal unterbrach. Ja , dachte er trocken, es gibt eine App dafür .
Dann brach er durch die Studiotür.
Jane Talbot saß in dem Raum, heiße Tränen rannen ihr über die Wangen, und sie
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