Level 26 – Dunkle Offenbarung
Erzfeind. Damals bei der Special Circs hatten wir eine Kategorie für Mörder, die in Bezug auf ihre Verderbtheit, ihre Fähigkeiten und ihre Unmenschlichkeit die üblichen Maßstäbe sprengten.«
»Ihre so genannten Level-26-Killer«, sagte Natasha.
»Genau. Ich weiß, was es heißt, dem Schlimmsten entgegenzutreten. Ich weiß auch, wie leicht man einem dieser Monster geradewegs hinunter in die Finsternis folgt, wo man selbst nichts mehr sehen kann. Das ist mir vor Jahren passiert.«
»Und Sie glauben, so ergeht es jetzt Blair?«
»Ich weiß , dass es mit Blair geschieht. Er ist ganz versessen auf diesen Mörder, und das fühlt sich sehr vertraut an.«
Natasha lächelte. »Wissen Sie, wie unglaublich begeistert er war, als Sie sich dem Team anschließen sollten? Wochenlang redete er von nichts anderem als von Ihnen.«
»Ich war halt der Neue. Und jetzt sind die Flitterwochen vorbei.«
»Nein, das ist es nicht. Ich war von Anfang an bei Global Alliance, und bei den Übrigen war Blair nie so aufgeregt wie bei Ihnen. Er sieht Sie als eine verwandte Seele. Und er war erleichtert, als Sie bei Eintreffen des ersten Pakets von Labyrinth vor Ort waren.«
»Er mag mich, er mag mich wirklich!«
Natasha runzelte die Stirn. »Jetzt Sie sind ein Arsch.«
Einen Augenblick lang tat Dark übertrieben verletzt, dann trank er einen weiteren Schluck Bier. Natasha erinnerte ihn an Constance Brielle, seine frühere Partnerin bei der Special Circs. Sie konnte genauso gut mit Menschen umgehen wie mit forensischen Beweisen. Dark war sich nicht sicher, ob sie hier mit ihm in diesem Winkel saß, um ihn bei Laune zu halten, oder um Blair berichten zu können, dass man ihn bei Global Alliance rausschmeißen solle.
»Was glauben Sie?«, fragte er. »Kann Blair diesen Fall noch mit einem kühlen Kopf betrachten?«
Sie blickte einen Moment zur Seite und sagte dann diplomatisch: »Ich glaube, die Jagd auf diesen Labyrinth beschäftigt ihn schon seit sehr langer Zeit.«
»Also werden Sie hier in New York bleiben und mir dabei helfen, den Kerl zu erwischen?«
»Werden Sie damit aufhören, um halb zehn morgens Bier zu trinken?«
»Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich noch nach kalifornischer Zeit ticke. Und dann wäre es erst halb sieben.«
»Was noch schlimmer ist«, sagte Natasha. »Kommen Sie. Es gibt eine sichere Wohnung von Global Alliance im Stadtzentrum.«
»Tatsächlich?«
»Wir haben Wohnungen überall. Sie werden nie wieder ein Hotelzimmer bezahlen müssen.«
Sie streckte den Arm aus, nahm ihm das Bier aus der Hand und stellte es auf den Tisch. Dann strich sie ihm mit dem Daumen über die Unterlippe und lächelte.
»Sollen wir?«
35.
Brüssel, Belgien
Alain Pantin klickte sich wie besessen durch alles Filmmaterial, das er über Labyrinth im Netz finden konnte. Die Reaktion auf den letzten Anschlag war überwältigend. Dieses Mal war es gar kein gewalttätiger Angriff gewesen; stattdessen hatte er Jane Talbot bloßgestellt.
Und wenn die Öffentlichkeit vorher gezögert hatte, Labyrinth zu umarmen, so schwand diese Zurückhaltung nun rasch.
Die Newsseiten füllten sich mit Essays über Labyrinth und Jane Talbot, und die meisten davon brachten mehr Wut und Empörung über Talbot zum Ausdruck als über den teuflischen Mörder. »Ja, dass er böse ist, wussten wir schon. Aber Jane Talbot?«, war ein oft gehörtes Motiv.
Unterstützer von Labyrinth plünderten in Johannesburg und sorgten für Aufruhr. Sie warfen Ziegelsteine durch die Fenster verschiedener Firmen und Institutionen, die Jane Talbot im Laufe der Jahre unterstützt und beworben hatte. Die Graffiti waren eindeutig: JANE DIE LÜGNERIN.
Überall in der Welt häuften sich Berichte über Sprayer, die Labyrinths älteste Botschaften an die Wände von Banken und Regierungsgebäuden sprühten:
ICH HELFE EUCH
AUS DEM
LABYRINTH
und
ES IST NOCH
NICHT ZU SPÄT
DIE WELT
ZU RETTEN
Trey ließ ihn nicht zu Atem kommen. Pantin stellte den Betrieb in seinem Büro einen vollen Nachrichtenzyklus lang faktisch ein und gab Interviews zum Thema Labyrinth, schriftlich, telefonisch und vor der Kamera.
Die Botschaft lautete nun: Entlarvt die Schwindler!
Einem CNN-Reporter sagte Pantin: »Nein, Sie müssen niemanden als Geisel nehmen, damit er seine Sünden beichtet. Was wir brauchen, ist mehr Verantwortung in allen Bereichen – ich rede von der Regierung, von Medien, Bildung und Wirtschaft.«
Jemandem vom Guardian erzählte er: »Das ist keine gute Zeit für jemanden,
Weitere Kostenlose Bücher