Level 26 – Dunkle Offenbarung
sah aus, als wäre sie gerade in einen Massenunfall auf der Autobahn verwickelt gewesen. Sie wehrte sich auch gegen O’Brian und klammerte sich an der Kante ihres Stuhls fest. Ihm blieb keine Wahl, er verpasste ihr einen Schlag gegen das Nervenbündel im oberen Brustkorb, und ihre Arme wurden taub. Endlich konnte er sie losreißen. Sie stolperten zurück in den Flur, und Talbot schrie die ganze Zeit. O’Brian schleifte sie auf den Ausgang zu.
Inzwischen hatte Roeding Labyrinth überwältigt.
Der Mann sah überraschend normal aus. Ansehnlich, von dem ganzen Blut und den Prellungen im Gesicht einmal abgesehen.
Über dem Atlantik
»Sie haben ihn«, sagte Natasha. »Vor fünf Minuten. Er wurde in einem kleinen Fernsehstudio in Johannesburg festgenommen. Roeding und O’Brian haben die Verhaftung durchgeführt, und die Polizei traf kurze Zeit später ein. Sie bringen ihn gerade zum Verhör an einen anderen Ort.«
Dark hörte ihr schweigend zu.
»Haben Sie mich gehört?«, sagte Natasha. »Es ist vorbei. Wir können jetzt umkehren und uns ordentlich zusammenstauchen lassen.«
»Nein. Es ist nicht vorbei.«
»Was meinen Sie damit, nicht vorbei?«
»Ich denke, wir sollten weitermachen.«
»Warum?«
Dark sah sie an und dachte an Riggins. Wenn es sich nicht richtig anfühlt, ist es auch nicht richtig. Wie oft hatte er das gesagt? Während Dark es vorzog, im stillen Kämmerlein über einen Fall zu grübeln, hatte Riggins ständig unter Strom gestanden, Türen eingetreten und war beständig vorangestürmt.
»Intuition«, sagte Dark.
34.
Wie sich herausstellte, gab es gar keine Bombe unter Jane Talbots Stuhl. Labyrinth hatte geblufft.
Doch der Schaden, den er angerichtet hatte, war viel größer, als es mit einer Bombe je möglich gewesen wäre. In den fieberhaften Stunden unmittelbar nach dem Geschehen stürzten sich die Journalisten auf die Beweise, die Labyrinth überall im Netz eingestellt hatte. Alle paar Minuten kam ein neues Beweisstück zum Vorschein und wurde von redaktionell betreuten Newsseiten und über die sozialen Netzwerke verbreitet – Treibstoff für endlose Diskussionen, abfällige Kommentare und sarkastische Bemerkungen. Labyrinths Anschuldigungen während der Sendung waren nur der Anfang. Jane Talbot war erledigt. Sie ging sofort auf Tauchstation, während ihre Rechtsanwälte zur Tat schritten. Obwohl Talbots Sendung nur in Südafrika, dem Vereinigten Königreich, Australien, Neuseeland und von einer Hand voll europäischer Sender ausgestrahlt wurde, war das Echo auf der ganzen Welt überwältigend. Wenn man bisher noch nichts von Jane Talbot gehört hatte, dann kannte man sie jetzt bestimmt.
Sie war mehr als berüchtigt.
Sie war internet-berüchtigt .
Unglaublich! Habe bis heute nie von Jane Talbot gehört, aber … was für ne miese Tussi.
Vor 3 Minuten
Ist sonst noch jemandem aufgefallen, dass er versprochen hat, sie nicht zu töten … und dass er es auch nicht getan hat?
Vor 2 Minuten
Er hätte sie töten sollen. Dabei hätte ich gerne zugesehen.
Vor 2 Minuten
Ich habe wirklich geglaubt, dass es darauf hinausläuft. Aber das ist es nicht. Vielleicht hat Lab doch ein Herz?
Vor 1 Minute
Sie ist schlimmer dran als tot – sie ist als Schwindlerin bloßgestellt. Helft mir, noch mehr aufzudecken.
Vor 1 Minute
Labyrinth selbst wurde in das Präsidium der Johannesburg Metropolitan Police gebracht, in Begleitung einer militärischen Eingreiftruppe und eines Bombenentschärfungskommandos. Niemand hatte vergessen, was in Los Angeles passiert war. Man konnte diesem Massenmörder nicht trauen, er hatte womöglich seinen eigenen Körper mit denselben Sprengstoffen präpariert wie den Obdachlosen in L. A.
Statt zu den üblichen Zellen brachte man Labyrinth in eine leere Fahrzeughalle der Polizei, mit verstärkten Betonwänden, ohne Fenster und weit genug von jedem zivilen Bauwerk entfernt. Labyrinth wurde nackt ausgezogen und von Ärzten, in Zusammenarbeit mit Technikern des Kampfmittelräumdienstes, gründlich untersucht, vom Blutbild bis hin zur Kernspintomographie, um alles aufzuspüren, was möglicherweise explosiv sein konnte. Es gab nichts.
Labyrinth schwieg die ganze Zeit.
Ungeachtet seiner weitschweifigen Reden im Studio weigerte sich der Mann hier, zu reden oder auch nur nach einem Rechtsbeistand zu fragen. Stattdessen deutete er mit Handbewegungen an, dass er etwas zum Schreiben wünschte. Nachdem man ihm einen stumpfen Bleistift besorgt hatte, schrieb er
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