Level 26 – Dunkle Offenbarung

drahtlosen Zündmechanismus aufspüren. Er musste das Ding von außerhalb auslösen können, und so, wie ich es diesem halb geschmolzenen Teil hier entnehme, kann er nicht allzu weit entfernt sein.«
    »Sie können ihn also aufspüren?«
    »Ich kann es versuchen. Wenn ich diesen winzigen Kerl noch mal ins Leben zurückholen und eine Verbindung aufbauen kann, dann könnte uns das geradewegs zu unserem guten Freund Labyrinth führen.«
    »Ich bin draußen.« Dark tippte auf seinen Kopfhörer. »Halten Sie mich auf dem Laufenden, während ich unterwegs bin.«
    »Ich komme mit«, sagte Natasha.
    »Nein. Ich brauche dich, damit du die Streams im Netz zurückverfolgst. Dieses Mal hat Labyrinth nicht nur anonym ein Video hochgeladen. Er hat die bedeutsamsten Nachrichtennetze gehackt, und die sind mit Sicherheit stocksauer deswegen. Vielleicht können wir ihn auf diesem Weg finden. Sie versuchen sicher schon, herauszukriegen, von wo er sendet.«
    Natasha nickte. Sie berührte sein Gesicht. »Pass auf dich auf.«
    »Ich habe vor, die Sache zu Ende zu bringen. Heute Abend.«
    Dark bahnte sich seinen Weg durch die Menge. Er winkte mit der digitalen Dienstmarke auf seinem Handy, wenn es nötig war, und schob die Leute zur Seite, wenn das nicht ausreichte. Sobald er das schottische Parlamentsgebäude verlassen hatte, lief Dark über die Straße, auf den Lieferwagen von Global Alliance zu und zu Hans Roeding. Der sah ihn kommen und ließ das Seitenfenster herab.
    »Wohin fahren wir?«, fragte der stämmige Exsoldat.
    Dark wollte keinen weiteren Ballast. Er musste schnell und beweglich bleiben. Aus demselben Grund hatte er schon nicht gewollt, dass Natasha ihm nachlief.
    »Ich folge nur einer Eingebung. Bleiben Sie hier in Bereitschaft, für den Fall, dass ich unrecht habe.«
    »Ich kann helfen.«
    »Ich weiß. Indem Sie hierbleiben.«
    Roeding sagte nichts. Er schnaubte nur und sah zur Seite. Als Soldat war er daran gewohnt, Befehlen zu folgen, selbst wenn er die Person, von der diese Befehle kamen, zutiefst verabscheute. Und Blair hatte ihm deutlich zu verstehen gegeben, dass Dark bei diesem Einsatz das Sagen hatte.
    »Ich brauche eine Waffe.«
    Roeding runzelte die Stirn, dann zog er eine Glock 19 aus einem Schrank im Inneren des Wagens. Er wusste, dass die so genannte »Plastik-Halbautomatik« Darks bevorzugte Waffe war. Während Dark sich die Pistole in den Hosenbund schob, holte Roeding eine weitere Waffe aus dem Schrank, einen silbernen Derringer. Ohne ein weiteres Wort reichte er ihn Dark.
    »Wofür ist der?«
    »Ich habe immer eine Reserve dabei. Sie sollten das auch.«
    »Okay. Vielen Dank.«
    »Klar.«
    Dark steckte die zusätzliche Pistole hinten unter die Jacke.
Evening Mail
    Neueste Meldung: Zustand des US-Senators stabil, aber Ärzte befürchten, dass er durch den Farbstoff dauerhaft erblindet ist; Haut bleibt verfärbt.
Guardian
    Neueste Meldung: Alain Pantin, Abgeordneter des Europäischen Parlaments, sagt aus, dass die Anschläge von Labyrinth weitergehen könnten, bis »echte Gespräche« stattfinden; drängt auf eine neue öffentliche Diskussion.
    Kurz darauf raste Dark auf seiner nagelneuen Ducati über die Canongate, die älteste Straße in Edinburgh. Wenn Dark ihr bis zum Ende folgte, käme er gleich unterhalb der Burg heraus. Der Boden war nass, und Dunst hing in der Luft. Dark fühlte, wie die Reifen auf dem Granitpflaster fast ins Rutschen gerieten. Aber nach all den Tagen in Flugzeugen, Taxen und Lieferwagen war es erfrischend, endlich einmal auf einem Fahrzeug zu sitzen, über das man selbst die Kontrolle hatte. Nichts hasste er mehr, als auf Reisen von jemand anderem abhängig zu sein.
    Genau wie Sie, Labyrinth.
    Sie sind ein Mann, der auf eigene Faust unterwegs ist, nicht wahr? Der reisen kann, ohne Spuren zu hinterlassen, und mühelos über jede Grenze schlüpft. Sie haben Erfahrung in diesen Dingen, sonst hätten Sie Ihre Angriffe nicht über die ganze Welt verteilt. Sie fühlen sich an jedem Ort wohl. Vielleicht sind Sie genau dafür ausgebildet worden. Sie sind womöglich ein ehemaliger Militär oder gehörten zum Sicherheitspersonal von Botschaftern. Ein Mann, der immer auf dem Sprung war.
    Er hörte O’Brians Stimme in seinem Ohr: »Sind Sie da, Dark?«
    »Ja.«
    »Okay, ich sehe Sie. So, wie es aussieht, kommt das Signal von noch weiter oben an der Straße, fast auf Höhe der Burg.«
    Darks Motorrad bretterte über die Hauptstraße. Überall waren Menschen unterwegs, auf den Bürgersteigen,