Level 26 – Dunkle Offenbarung
habe.
Es ist mir schwergefallen, mich zurückzuhalten.
Fast hätte ich es dir gleich zugeschickt.
Aber ich dachte mir … lieber warten.
Ich wusste, dass du irgendwann vorbeischauen würdest.
Und das hast du.
Du hast mich gefunden.
Darauf zumindest kannst du stolz sein.
Niemand hat mir je in die Augen geschaut und mich als das erkannt, was ich wirklich bin.
Niemand war je auch nur nahe dran.
Du bist hochgeklettert und auf den Mauern des Labyrinths entlanggelaufen, wie es sich für die tapfere schwarze Maus gehört, nicht wahr?
Mehr als Damien Blair je geschafft hat.
Ich habe eine Weile gebraucht, um genau die Richtige zu finden, genau diejenige, die Tom Riggins mir beschrieben hat. Aber es war alle Kosten und Mühen wert.
Die Maske:
Weißer Latex mit einem Metallreißverschluss am Mund und einem oben am Kopf.
Öffnungen für die Augen, durch die der Träger alles perfekt sehen kann, deutlich, ohne irgendeine Behinderung.
Man muss das Innere gut eingefettet halten, und das wird mir ziemlich die Frisur ruiniert haben, sobald ich sie wieder abnehme.
Aber das war es wert.
Ach, der Ausdruck auf deinem Gesicht, Steve Dark.
Das Antlitz deines jüngsten Feindes fortzuschlagen und deinen wahren Erzfeind darunter zu finden.
»Sqweegel.«
Ich muss nicht einmal etwas sagen.
Der Schock lässt dich erstarren. Dies ist das Gesicht, das du in deinen Albträumen siehst, nicht wahr, Steve Dark? Tom Riggins sieht es auch. Immer wieder. Er sagt es dir nicht, aber dieses Gesicht ist seine tiefste Furcht. Dass er einmal mitten in der Nacht aufwachen wird und dieses Gesicht auf ihn herunterblickt, nur dass es deine Augen sein werden, die er hinter der Maske sieht, und dein Mund , der sich zu einem herausfordernden und kranken Lächeln kräuselt, das durch die Zähne des geöffneten Reißverschlusses noch furchtbarer wirkt.
Tom Riggins fürchtet sich vor diesem Augenblick, weil er die Wahrheit kennt. Die Wahrheit über dich, Steve Dark! Über das Blut, das in deinen Adern fließt.
Ich kenne diese Wahrheit auch.
Du ebenfalls?
Nein.
Ich glaube nicht.
Dieser wundervolle Augenblick, in dem Steve Dark erstarrt daliegt, ist alles, was ich brauche. Ich habe genau diesen Ort ausgewählt. Ich habe ihn zu diesem Punkt des Labyrinths geführt, weil ich wusste, dass mir das zum Vorteil gereichen würde. Selbst hier unten im Dunkel dieser Sackgasse sah ich es perfekt vor mir und wusste genau, wie es ausgehen würde. Und Steve Dark ist mir geradewegs in dieses Labyrinth gefolgt, so wie jeder andere auch.
Jeder hat ein Geheimnis, das man aus seinem Fleisch herausreißen kann, um es dann, tropfend vor Blut und mit daran hängenden Eingeweiden, im erbarmungslosen Licht des Tages zu studieren.
Darks Geheimnis ist größer und hässlicher als das der meisten anderen.
Ich habe diesen Ort ausgewählt wegen des Fensters hinter Steve Dark. Jetzt springe ich vor.
Sqweegels Gesicht lässt ihn einen Augenblick lang erstarren –
und so ist es vergleichsweise leicht, ihn AUS diesem Fenster zu stoßen.
Nicht ganz.
Ich halte weiterhin Steve Darks blutende Arme umklammert, ich sehe zu, wie er sich dreht und windet, wie er versucht, meinem Griff zu entkommen, wie er mit den Beinen rudert und seine Stiefel nach Halt suchen.
Aber jetzt ist er ganz in meiner Hand.
Und ich habe das nächste Geschenk für ihn.
Mit einer Hand halte ich ihn fest, die andere hebe ich an.
Öffne damit den Reißverschluss vor meinem Mund.
Und ich sage:
Sieben von elf Allelen.
56.
DARK
»Sieben von elf Allelen.«
Die Worte ergaben überhaupt keinen Sinn. Nichts davon hatte für Dark irgendeine Bedeutung. Warum ließ Labyrinth ihn hier aus diesem Fenster hängen, vier Stockwerke über dem harten Granit von Edinburghs High Street? Warum hatte er ihn nicht einfach umgebracht? Dark streckte die Füße aus, um irgendwo Halt zu finden, etwas, wogegen er sich stützen konnte, um vielleicht einen Hebel zu haben und diesen Mistkerl mit aus dem Fenster zu zerren.
Der Mann über ihm, der die Sqweegel-Maske trug, ließ nicht locker.
»Sieben von elf Allelen, Steve Dark. Wissen Sie, was das bedeutet?«
»Leck mich.«
»Es bedeutet, da ist genug Übereinstimmung für eine genetische Verwandtschaft.«
Dark wusste das. Er war in Gerichtsmedizin ausgebildet. Aber was wollte das Arschloch ihm damit sagen? Das war ein verdammt mieser Zeitpunkt für einen Grundkurs über DNA-Untersuchung.
Dann erinnerte er sich an seine zweite Waffe – den Derringer, den Hans
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