Level 26 - Zuiker, A: Level 26 - Level 26 - Dark Origins
verändert. Die gleichen Gesichter. Der gleiche Stoß ungelesener Glamour-Magazine. Der gleiche Cocktail aus Schweiß, bitterem Kaffee und Verzweiflung. Der gleiche Fernseher, der gleiche Sender …
… der in diesem Augenblick die Elf-Uhr-Nachrichten brachte.
Die weiße Bildunterschrift weckte Darks Aufmerksamkeit zuerst.
HOLLYWOOD UNITED METHODIST CHURCH.
Dann die Worte des Polizeichefs von North Hollywood, der in ein Mikro von KCAL9 sprach.
»… sechs Menschen ums Leben gekommen. Die Feuerwehr fand die Kirchentür verschlossen vor, sodass man davon ausgehen muss, dass die Opfer hilflos in der Falle saßen …«
Dark glaubte seinen Ohren nicht zu trauen. Er war doch gerade erst dort gewesen! Wie lange mochte die Fahrt von dort nach hier gedauert haben? Zwanzig Minuten, zu dieser späten Stunde. Höchstens eine halbe Stunde.
Darks Blackberry summte. Er nahm das Gerät aus der Tasche und ging die Liste durch. Eine neue Nachricht. Er klickte sie an – und erstarrte.
UM DIE SMS VON SQWEEGEL ZU
EMPFANGEN, GEHEN SIE AUF DIE WEBSEITE
WWW.LEVEL26.COM UND GEBEN DORT DEN CODE
EIN: CROSSOUT
44.
Socha Medical Hospital / Intensivstation
Donnerstag, 12.09 Uhr
Dark beobachtete die Geräte und lauschte dem Piepsen und Pulsieren, während er die Anzeigen verfolgte. Die Apparaturen erledigten ihre Arbeit effizient, leidenschaftslos und ohne Verstand. Ihre Aufgabe bestand darin, seine große Liebe am Leben zu halten.
Manchmal wünschte sich Dark, er wäre selbst eine Maschine. Dann wäre sein Tag mit den immer gleichen Funktionen ausgefüllt, ohne störende Gefühle, die die tägliche Routine behinderten. Mach deine Arbeit, halt dich in Schuss, bis du eines Tages den Geist aufgibst. Aber das war kein Problem, weil jeden Tag neue Geräte erschaffen wurden. Man war nicht unersetzlich. Nicht im großen Plan der Dinge.
Dann dachte er an Sibby und daran, dass er sich nur bei ihr gehen lassen, nur bei ihr Gefühle zulassen konnte. Und wie gut sich das anfühlte … Wie viel mehr das Leben sein konnte, als bloß eine Abfolge automatischer Funktionen, bewirkt von Zahnrädchen in einer Maschine, die zu gigantisch war, um sie in ihrer vollen Größe sehen zu können.
Dark wusste, dass er ohne Sibby in einen solch stumpfsinnigen Zustand verfallen würde.
Es klopfte an der Tür, und der Chefarzt steckte den Kopf ins Zimmer. Er war ein Mann mit einer mächtigen Brust und seltsam schlanken Händen.
»Mr. Dark?«
»Ja.« Dark schlug die Augen auf. Er schaute nach unten und bemerkte erst jetzt, dass er Sibbys Finger gehalten hatte. Ihre Finger waren alles, woran er sich klammern konnte – wegen der IV-Nadeln in beiden Handrücken.
Eine Stunde zuvor hatte ihm der gleiche Chirurg im Wartezimmer mitgeteilt, dass die Operation »erfolgreich« verlaufen sei. Doch irgendwie hatte das Wort sich in diesem Kontext nicht richtig angehört. Der Chirurg hatte Dark erklärt, dass es gelungen sei, sämtliche inneren Blutungen zu stoppen, und dass das Baby stabil wäre … für den Moment. Doch es gäbe ein weiteres Problem, das sie im Auge behalten müssten: einen Anstieg toxischer Substanzen in Sibbys Blut. Nach ein paar Untersuchungen würden sie mehr wissen. Bis dahin sollte Dark abwarten – und beten.
Wie die sechs Priester in der Kirche?
Hatten sie sterben müssen, weil Dark zufällig diese Kirche ausgewählt hatte, um ein paar Minuten Frieden zu finden? Hatte Sqweegel ihn beobachtet, wie damals in Rom? Mit dem Unterschied, dass Sqweegel diesmal gewartet hatte, bis Dark gegangen war? Oder hatte der Irre sich woanders versteckt gehalten und das Feuer mit einer Fernzündung ausgelöst, bevor er die Zeile Six a day will fry aus seinem verrückten Reim gestrichen hatte?
»Wir haben soeben die Untersuchungsergebnisse aus dem Labor erhalten«, fuhr der Chirurg fort. »Die Leber Ihrer Frau versagt.«
»Was?«
»Wir vermuten, dass sie bei dem Unfall verletzt wurde.«
Dark blickte auf Sibby hinunter, die mit geschlossenen Augen dalag, umgeben von Schläuchen, Kabeln und Geräten.
»Normalerweise würden wir auf dem schnellsten Weg versuchen, das Baby zur Welt zu holen. Es ist weit genug entwickelt und hätte auch außerhalb der Gebärmutter beste Überlebenschancen.Leider kommt ein Kaiserschnitt im Moment nicht in Frage. Wenn die Leber versagt, übersteht der Körper den Stress der Operation nicht. Das Risiko, dass Ihre Frau verblutet, ist extrem hoch.«
»Welche Möglichkeiten gibt es?«, fragte Dark.
»Nicht
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