Level 26 - Zuiker, A: Level 26 - Level 26 - Dark Prophecy
nervös. Er fühlte sich, als hätte er seine Freunde verraten, als hätte er sie mitten hinein in eine kompromittierende Situation geführt. Er schob den Gedanken beiseite. Es war schließlich nicht so, als hätte er Riggins zu einem Besuch bei sich zu Hause eingeladen.
»Was dann?«, fragte er. »Sitzen wir still da und warten, bis dieser Hurensohn die nächste Karte ausspielt?«
»Nein«, erwiderte Lisa. »Sie machen das, was Sie am besten können. Fassen Sie Ihre Gedanken zu einem Bericht zusammen. Wir haben vier Spielkarten und sechs Opfer, alles in einem Zeitraum von fünf Tagen. Der Killer hat diese Karten aus einem bestimmten Grund ausgewählt. Verschaffen Sie sich Zugang zu seinem Gehirn. Das können Sie doch besser als jeder andere.«
»Wenn Sie mich fragen«, erwiderte Dark, »könnte der Kerl genauso gut ein Rouletterad drehen und Menschen nach den geworfenen Zahlen umbringen. Ich kann nicht erraten , was er denkt.«
Dark fühlte sich plötzlich eingeengt. Klaustrophobisch. Er fragte sich, wen er da in sein Haus gelassen und was er sich dabei gedacht hatte. Sie konnte alles Mögliche installiert haben, Kameras, Wanzen, eine Vorrangschaltung, die die Alarmanlage außer Kraft setzt … Er würde den Rest der Nacht damit verbringen, sein Haus und das Kellerversteck abzusuchen und herauszufinden, was sie gemacht hatte. Vielleicht musste er das Haus räumen, umziehen, nur die wichtigsten Dinge mitnehmen …
Nein. Nichts mitnehmen, gar nichts. Ein Dummkopf wie er hatte nichts Besseres verdient.
»Hey«, sagte Lisa Graysmith. »Setzen Sie sich. Atmen Sie tief durch. Sie sehen aus, als wollten Sie aus der Haut fahren.«
»Ich muss nur nachdenken.«
»Dann helfe ich Ihnen, sich zu entspannen.«
»Wie meinen Sie das?«
Dark schaute sie an. Sie erwiderte seinen Blick ohne jegliche offensichtliche Andeutung. Sie spielte nicht mit ihren Locken, schürzte nicht die Lippen, schob nicht die Hüfte vor. Nichts. Trotzdem wusste Dark, was sie ihm anbot, ganz nüchtern und sachlich, als hätte sie vorgeschlagen, ihm einen Espresso zu machen.
Dark dachte gar nicht daran, ihr Angebot anzunehmen. »Sie sollten jetzt besser gehen«, sagte er.
36.
Washington, D. C.
Knack staunte immer wieder aufs Neue darüber, wie ein einfaches Konzept – beispielsweise eine Tarot-Karte – die Türen zum Königreich der Medien ganz weit aufstoßen konnte.
GESTATTEN: DER TAROT-KILLER
Sechs Personen sind ihm bereits zum Opfer gefallen.
Wer ist der Nächste?
Die Tarot-Geschichte war ein Geschenk des Himmels, gar keine Frage. Mit einem medienwirksamen Schlagwort wie »Tarot-Killer« würde Knacks Serie endlich die Aufmerksamkeit widerfahren, die sie verdiente. Selbst Menschen, die eine Kristallkugel nicht von einem Baseball unterscheiden konnten, wussten, was eine Tarot-Karte war. Diese Geschichte war wie geschaffen für die Massen.
Womit Knack nicht gerechnet hatte: Keine sechs Stunden, nachdem er seinem Killer einen Namen gegeben hatte, wurde er von einem Tontechniker verdrahtet, während er auf Alan Lloyd wartete – den Alan Lloyd von The Alan Lloyd Report –, um via Satellit interviewt zu werden.
Die Sache war mit erstaunlicher Geschwindigkeit ins Rollen gekommen.
Der Zirkus hatte schon vor seinem Auftritt angefangen. Sämtliche größeren Sender hatten einen stetigen Strom von Tarot-Experten in den Studios, und ahnungslose Anrufer gaben ihre Meinung und Interpretationen zum Besten, während alle versuchten, den nächsten Zug des Tarot-Killers vorauszusagen. Angeblich hatten Buchmacher in Vegas Wetten angeboten, welche Tarot-Karte als nächste nachgestellt werden würde. Die Morde hatten die öffentliche Phantasie gefesselt, und alle wollten dabei sein. Manche waren entsetzt angesichts der Vorstellung, dass ein irrer Killer entlang der Ostküste willkürlich Menschen ermordete. Andere konnten es kaum erwarten bis zum nächsten schauerlichen Bericht.
Und der ganze Wahnsinn hatte mit Knacks Berichten auf der Webseite vom Daily Slab angefangen. Besser noch – Knack hatte in Steve Dark, dem legendären Jäger des FBI, bereits eine Hauptfigur ausgemacht. Das war das fehlende Puzzlesteinchen. Wenn es ihm gelang, irgendwie an Dark heranzukommen und ihn zur Kooperation zu bewegen, konnte ihm niemand mehr die Schau stehlen.
»Bereit?«, fragte eine hübsche Assistentin.
»Ja«, antwortete Knack, wobei er sich bemühte, ruhig zu atmen. Er hatte es geschafft. Diese Story gehörte ihm ganz allein.
»Es geht los in
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