Level 26 - Zuiker, A: Level 26 - Level 26 - Dark Prophecy
was Knack Angst machte. Das war niemand, der ihm einen Streich spielen wollte – und falls doch, dann hatte der Betreffende ein Faible für das Obskure. Vielleicht war es keine schlechte Idee, die Nachrichten zu checken. Eine Stichwortsuche zu starten – »Berge« und »Mord« –, um zu sehen, was dabei herauskam.
Knack musste nicht lange suchen. Eigentlich musste er gar nicht suchen. Nachdem er seinen Laptop aus dem Standby geweckt hatte, war die Story bereits auf seiner Homepage, dem Daily Slab , zu lesen.
BERGE: 10, BANKSTER: 0
10 Führungskräfte von Westmire auf dem Weg in ein orgiastisches Wochenende bei Flugzeugabsturz im Moonshine Country unter eigenartigen Umständen ums Leben gekommen.
Knack überflog den Artikel mit einem ekelhaften Gefühl im Bauch. Wenn außer ihm noch jemand an dieser verdammten Tarot-Geschichte arbeitete, würde er ausrasten. Dann würden Köpfe rollen. Aber nein. Keine Erwähnung von Tarot-Karten, keine okkulten Anspielungen. Lediglich ein ziemlich unheimliches Gerücht, dass der Pilot nicht aufzufinden sei, und ein Kalauer, dass er wahrscheinlich abgesprungen war, weil er seine bekoksten Passagiere nicht länger hatte ertragen können. Vielleicht hatte die Geschichte ja überhaupt nichts mit dem Tarot-Killer zu tun.
Und wenn doch?
Und was hatte der Killer mit »Wilmington« gemeint?
Knack tippte auf ANTWORTEN und schickte dem Absender der E-Mail die verlangte leere Nachricht.
48.
Im Luftraum über den Appalachen
Dark saß in der schicken Passagierkabine einer modifizierten Gulfstream G650, dem schnellsten Business-Jet der Welt. Er hatte den Piloten prahlen hören, dass die offizielle Höchstgeschwindigkeit zwar nur Mach 0,925 betrüge, doch habe er schon mehrere Male an der Schallmauer gekratzt. Die 60-Millionen-Dollar-Maschine bot Platz für ein Dutzend luxusverwöhnte Passagiere, doch Dark war ganz allein. Der Himmel mochte wissen, wie Lisa so kurzfristig eine Fluggelegenheit in einer solchen Maschine hatte organisieren können. Eigentlich wollte er es gar nicht wissen. Merkwürdig genug, dass er im Flugzeug zur Absturzstelle einer anderen Maschine jagte.
Mach 1, Mach 2 oder was auch immer – es würde kaum reichen, um eher da zu sein als Riggins und dessen Leute. Andererseits musste sein ehemaliger Boss die offiziellen Kanäle benutzen und sich mit der Bundesluftfahrtbehörde, dem Heimatschutzministerium und dem Rest des bürokratischen Alphabets auseinandersetzen, das sich bei einem Flugzeugabsturz für zuständig hielt. Und wenn Lisa am Boden genauso effektiv arbeitete, wie sie es beim Organisieren seines Fluges getan hatte, konnte er diesem ganzen Mist vielleicht aus dem Weg gehen und tatsächlich einen ungehinderten Blick auf den Tatort werfen.
Fotos und Berichte aus zweiter Hand waren gut und schön, aber sie konnten die Realität nicht ersetzen.
Vielleicht war dies hier seine erste wirklich große Chance, sich auf die Spur des Killers zu heften.
Als die Gulfstream auf dem Roanoke Regional Airport landete, rief Dark sich die Zehn der Stäbe ins Gedächtnis.
Es war die nächste Karte seiner persönlichen Tarot-Sitzung. Und zugleich die nächste Karte, die der oder die Killer zurückgelassen hatten.
Die Zehn der Stäbe zeigte ein Bündel von zehn langen Stöcken, die ein Mann mehr schlecht als recht zu einem unbekannten Zielort zu tragen versuchte. Hildas Worten zufolge bedeuteten die Stäbe eine Bürde, die zu tragen beinahe übermenschliche Anstrengungen erforderte. Das Dorf im Hintergrund ließ vermuten, dass die Aufgabe sich dem Ende näherte und keine Pause mehr möglich war, kein Ausruhen, sondern dass die Last weiter getragen werden musste, koste es, was es wolle.
Hilda zufolge war der Mann auf der Karte ein Symbol für Unterdrückung: Jemand hatte ihm die Last aufgeschultert und zwang ihn, sich völlig zu verausgaben.
Stellte der Killer sich vor, dieser Mann zu sein? Symbolisierten die Stäbe die Seelen der zehn Toten, die er ins Jenseits geleitete? Falls dem so war, war der Killer einzig und allein auf seine »Aufgabe« konzentriert; er würde atmen und essen und trinken und schlafen mit einem einzigen Ziel: zu töten.
Dark wurde klar, dass der Killer nicht unter den Toten sein würde.
Vielleicht war er aus dem Flugzeug abgesprungen. Falls ja, würde er bis zum Schluss gewartet haben, um den Aufschlag der Maschine zu beobachten. Sämtliche Morde bisher waren eigenhändig begangen worden; der Irre hätte sicherlich keinen Fernzünder
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