Level 26 - Zuiker, A: Level 26 - Level 26 - Dark Prophecy
beengten Totengefängnis, die sie nicht erreichen konnte, wie sehr sie auch strampelte und um sich trat und schlug. Die Logistik passte ebenfalls: Von der Absturzstelle bis nach Wilmington war es eine sechsstündige Fahrt.
Die Tarot-Karte zeigte zwei in Lumpen gehüllte Gestalten, die sich durch eine verschneite Landschaft kämpften. Eine der Gestalten, die kleinere der beiden, bewegte sich auf Krücken. Die andere, größere, marschierte voraus und schenkte der kleineren keine Beachtung. Im Hintergrund war ein Bleiglasfenster mit fünf grellgelb leuchtenden Pentakeln zu sehen, die in Gestalt eines Baumes angeordnet waren.
Die Krankenschwester – Evelyn Barnes – sollte vermutlich die größere der beiden Gestalten darstellen. Aber wer war die kleinere? War sie ein Kind? Und wenn ja, welches Kind? Bis jetzt hatte es keine Vermisstenmeldung aus dem Krankenhaus gegeben. Gott sei Dank.
Wie schon bei Martin Green war das Opfer gefoltert worden. Doch das galt längst nicht für alle Ermordeten. Paulson war einen schnellen Tod gestorben, genau wie die drei Studentinnen. Ihre Leichen waren arrangiert worden, doch es hatte keine Anzeichen von Folter gegeben. Der Senator hingegen war methodisch mit Dolchen bearbeitet worden – definitiv Folter. Die Passagiere im Flugzeug waren bewusstlos gewesen, als sie gestorben waren. Kalt, methodisch und unpersönlich.
Bei einigen seiner Opfer hat der Killer offensichtlich persönliche Rechnungen beglichen , erkannte Constance.
Andere waren eiskalt statuierte Exempel: Paulson, die Studentinnen, die Passagiere.
Der Killer hatte offenbar einen Grund gehabt, Martin Green, Senator Garner und Krankenschwester Evelyn Barnes zu hassen.
Was hatten die drei miteinander zu tun? Welche Gemeinsamkeit verband einen Wirtschaftsfachmann, einen Politiker und eine Krankenschwester in einer Kinderklinik?
53.
West Hollywood, Kalifornien
Dark kehrte nach Kalifornien zurück. Endlich hatte er ein echtes Beweisstück in Händen. Jetzt kam es nur noch darauf an, es richtig einzuordnen.
Im Lauf der Jahre hatte Dark immer wieder Geräte aus dem Labor der Special Circs mitgenommen – veraltete Inkubatoren, Zentrifugen und dergleichen –, um sich daraus einen eigenen Thermozykler und einen DNS-Sequenzer zu bauen, nachdem er den Job gekündigt hatte. Die improvisierte Apparatur war weit entfernt von dem, was den meisten Kriminallabors zur Verfügung stand, doch sie reichte für Darks Zwecke völlig aus. Er musste schließlich keine Beweiskette aufrechterhalten, die einer gerichtlichen Prüfung standhielt. Die DNA war lediglich ein weiterer Puzzlestein.
Nachdem Dark die Proben vorbereitet und die DNA isoliert und inkubiert hatte, beschickte er zunächst den Sequenzer. Während er auf das Ergebnis wartete, dachte er über den Killer und dessen scheinbar willkürliche Auswahl der Opfer nach.
Das war der entscheidende Punkt: Die allermeisten Killer wählten ihre Opfer nicht willkürlich aus. Es gab so gut wie immer einen Grund.
In Filmen und Kriminalromanen sieht man oft Killer, die eine Münze werfen und Kopf oder Zahl, Rot oder Schwarz über Leben oder Tod entscheiden lassen, aber so läuft das nicht. Wenn jemand den physischen und psychischen Stress auf sich nimmt, einen anderen zu töten, hat er einen guten Grund dafür. Und er hat einen Plan.
Er überlässt die Auswahl seiner Opfer ganz bestimmt nicht einem Tarot-Blatt.
Richtig?
Trotzdem. Es gelang ihm einfach nicht, den Gedanken abzuschütteln, dass stärkere Mächte am Werk waren. Angenommen, der Killer war eines Morgens aufgewacht und hatte beschlossen, sich die Karten legen zu lassen. Und anschließend eine ganze Reihe von Menschen umzubringen, nach Vorgabe dieser Karten. Er würde sich Opfer suchen, die auf die Karten passten.
Warum sonst sollte er ausgerechnet Martin Green in North Carolina aufhängen wollen?
Und Jeb Paulson hatte er ausgewählt, weil Paulson unvorsichtig gewesen war und sich als Narr zu erkennen gegeben hatte.
Wäre Paulson nicht aufgetaucht – wäre an seiner Stelle beispielsweise Riggins hingefahren –, was wäre dann passiert? Hätte der Killer Riggins als Opfer ausgewählt? Nein. Völlig unmöglich, nicht Tom Riggins. Man konnte Riggins vieles nachsagen, aber ein Narr war er nicht. Nicht im Sinne der Tarot-Karten. Und er war auch keine frische Seele, die auf ihre Wiedergeburt wartete. Einen härteren Brocken als Riggins musste man lange suchen.
Also fand eine Auswahl statt. Es war kein willkürliches
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