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Level 4 07 - 2049

Level 4 07 - 2049

Titel: Level 4 07 - 2049 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schlueter
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Tunnel-Kreuzung, an der insgesamt – Jennifer hatte es nachgezählt – neun verschiedene Gänge aus unterschiedlichen Richtungen zusammenkamen. Es gab sogar verschiedene Ebenen. Über dem Tunnel, durch den sie fahren wollten, führte eine kleine Treppe zu einem weiteren Gang und auch auf dieser Ebene führten weitere fünf Gänge irgendwohin zu anderen Orten der Stadt. Es war verwirrender, als wenn man zu Jennifers Zeit die Stadt durch die Kanalisation durchstreift hätte. Nur waren diese Gänge natürlich nicht dunkel, feucht und schmutzig, sondern hell erleuchtet.
    Soweit man blicken konnte, führten an den Wänden lange, flache Bildschirme entlang, auf denen Werbespots und Kurznachrichten, Auszüge aus Holospielen und klassischen Spielfilmen liefen. Einer dieser alten Schinken wurde gerade angekündigt: Eine Sexdrama-Slapstick-Sitcom aus dem Jahre 2030 mit Stars aus zwei Jahrhunderten! In den Hauptrollen Charlie Chaplin, Marylin Monroe, Pamela Anderson, Barbie, Rynn, die natürlich allesamt computeranimiert waren, sowie einige neuere Stars, von denen Jennifer noch nie etwas gehört hatte, aber von denen trotzdem nicht klar war, ob es reale Schauspieler oder auch nur virtuelle Wesen waren.
    Ebenso gab es Bildschirme mit künstlerischen Farb- und Formenspielereien, Rätselbildschirme und Touchscreens, auf denen man selbst Nachrichten oder Zeichnungenhinterlassen konnte. An manchen sah man holografischen Wahrsagerinnen in die Augen, die einem – wenn man seine Hand auf den Bildschirm legte – die Zukunft nicht nur voraussagten, sondern per Videoclip das eigene Schicksal sogar vorspielten. Der Tunnel wirkte wie ein gigantischer Erlebnis-Zirkus auf dem Jahrmarkt.
    Natürlich kamen die Kinder in so einem Tunnel überhaupt nicht richtig voran.
    »Geil!«, fand Miriam, rollte auf den Bildschirm einer Wahrsagerin zu, kiekste vergnügt, legte ihre Hand auf den Bildschirm und rief der holografischen Frau zu: »Und? Kriege ich wenigstens in der Zukunft einen attraktiven Jungen?«
    Ben verdrehte die Augen. Miriam konnte offenbar nie an etwas anderes denken.
    Die Wahrsagerin antwortete zur Verblüffung aller etwas ganz anderes. Legen Sie bitte Ihre Hand auf den Bildschirm!, forderte sie.
    »Hab ich doch!«, beteuerte Miriam und presste ihre Hand noch fester gegen das Glas.
    Monoton wiederholte die Frau: Bitte legen Sie Ihre Hand auf den Bildschirm!
    »Klasse!«, rief Miriam. »Das ist ja wie bei uns. Scheißtechnik funktioniert mal wieder nicht.«
    »Pst!«, machte Kosinus und drehte sich mehrmals nach allen Seiten um. Selbstverständlich waren sie nicht allein im Tunnel. Im Gegenteil. Durch den unterirdischen Gang rollten und fuhren, liefen und schwebten so viele Menschen wie zu Weihnachten in der Einkaufszone.Aber diese Anonymität in der Masse war der beste Schutz davor, entdeckt zu werden.
    »Wir müssen weiter!«, drängelte Kosinus.
    Ben stimmte ihm zu und trieb seine Freunde ebenfalls an. Nur Chip blieb noch einen Augenblick stehen.
    Jennifer beobachtete schon im Weiterrollen, wie Chip schnell ihre Hand auf den Bildschirm legte. Die holografische Wahrsagerin begann daraufhin, Chip sofort einiges aus ihrer angeblichen Zukunft zu erzählen.
    Als Chip erkannte, dass Jennifer sie beobachtete, zog sie schnell die Hand zurück und folgte den anderen.
    »Doch nicht kaputt?«, flüsterte Jennifer ihr zu.
    Chip winkte ab. »Später!«, sagte sie nur.
    Nach weniger als zehn Minuten hatten sie ihr Ziel erreicht.
    Kosinus führte sie zum Ausgang hinaus auf die Straße, die hier völlig anders aussah. Für Ben gab es keinen Zweifel. Kosinus hatte sie zu einem Vergnügungspark geführt. Er stöhnte auf. Dies war wohl kaum der richtige Ort, um ihre Probleme zu lösen.
    Als er Kosinus zur Rede stellte, lachte der bloß auf: »Vergnügungspark? Du bist gut. Wir sind hier im Ghetto.«
    Ben aber ließ sich nicht für dumm verkaufen. Er konnte doch wohl noch einen Vergnügungspark von einem Ghetto unterscheiden. Ben kannte Fotos aus seiner Zeit von Las Vegas. Er wusste, dass es dort Hotels gegeben hatte, um die herum Achterbahnen fuhren,Piratenschiffe, die Hotels umkreisten, ja, dass ganze Schlachten im Vorgarten zelebriert wurden, aber das alles war eher eine Oase der Ruhe im Vergleich zu dem, was sie jetzt vor sich hatten.
    Ihr Weg führte direkt zu einer gigantischen Kuppel, vor der holografisch für eine Weltraumschlacht geworben wurde. Zur linken Seite lud ein Tunnel, der in die Erde führte, zum Formel- 1-Rennen , wobei ebenfalls

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