Level 4 07 - 2049
Datenübertragung stattgefunden hatte.
»Was ist hier los?«, fragte Miriam leise hinüber zu Chip.
»Shut up!«, forderte der Junge sie auf.
Das war wohl eine Aufforderung zu schweigen, vermutete Miriam richtig.
Ein zweiter Junge trat aus der Gruppe hervor und ging auf Frank zu. Er spielte das gleiche Spielchen wie sein Vorgänger. Nur im Unterschied zu Kosinus wusste Frank nicht, was er nun tun sollte.
»Wird’s bald?«, schrie ihn sein Gegenüber barsch an!
Chip schritt schnell ein. »Das sind Freunde vom Land. Sie wissen nicht, was du von ihnen willst«, stotterte sie zur Erklärung.
»Von welchem Land kommen die denn?«, grinste Franks Gegenüber. »Von der dunklen Seite des Mondes, dass sie nicht einmal einen normalen Überfall erkennen?«
Frank zuckte zusammen. Ein Überfall? Wieso denn ein Überfall? Was hatte das mit den Schaltern an ihren Anzügen zu tun. Was erwartete die Clique? Was wollten sie haben? Frank hatte doch gar nichts bei sich. Das sah man doch schließlich auch. Dafür trugen sie doch extra diese durchsichtigen Anzüge!
»Du sollst seine Bestell-Liste empfangen!«, flüsterte Chip Frank zu.
»Hä?«, machte Frank.
Chip blieb keine andere Wahl. Selbst auf die Gefahr hin, dass die Clique sich veralbert fühlte, musste sie Frank erklären, was hier los war. Zu seiner eigenen Sicherheit. Sonst passierte noch ein Unglück!
Im Jahre 2049 bestehe ein Überfall nicht darin, einemPassanten etwas wegzunehmen, erläuterte Chip schnell und leise. Denn die Passanten trügen nichts mehr bei sich, was man hätte entwenden können. Bargeld gab es nicht mehr, sondern alles wurde abgebucht, indem man mit seinem unverwechselbaren Daumenabdruck bezahlte. Alles weitere, was vielleicht begehrenswert gewesen wäre, war bereits in dem Anzug, den die Leute trugen, eingebaut. Jeder hatte also gewissermaßen ein Telefon, eine Verbindung zu seinem Heimcomputer und damit auch Musik, Filme und so weiter bei sich. Persönliche Dinge hätte man unter dem durchsichtigen Anzug – mit Ausnahme dessen, was in den beiden unsichtbaren Taschen lag – sofort gesehen. Die Kinder hatten wirklich nichts dabei. Was also wollte die Bande?
Die Straßenüberfälle bestanden darin, andere Leute für sich etwas ordern zu lassen. Der Überfallene bestellte über seinen Kommunikationsanzug per elektronischer Daumenabdruck-Identifikation die Waren und wurde so lange von der Bande festgehalten, bis die Lieferung erfolgt war, was in der Regel nicht länger als eine Stunde dauerte.
Für den Überfallenen war es im Nachhinein nicht gerade einfach, dem Lieferanten oder der Versicherung deutlich zu machen, dass es sich um eine per Überfall erzwungene Bestellung gehandelt hatte, denn selbstverständlich gab es mittlerweile auch Tausende von Schlitzohren, die für sich selbst etwas bestellten und hinterher behaupteten, sie wären überfallen worden.
Die Lage für das Opfer war fatal, während die Täter mit den gestohlenen, aber dennoch bezahlten Gegenständen längst über alle Berge waren.
Die Bande, die nun den Weg versperrte, erwartete also von Frank, dass er auf der Stelle die Dinge von der Liste für sie bestellte.
»Aha!«, sagte Frank bloß.
Natürlich war auch ihm mulmig, andererseits aber besaß Frank einige Erfahrungen mit solchen Typen wie denen, die da vor ihnen aufgekreuzt waren. Frank erinnerte sich sofort an seinen Mitschüler Kolja, der in seinen früheren, wilderen Zeiten genauso gewesen war und der zahlreiche Schüler auf dem Schulhof erpresst hatte. Nur Frank war es damals, der Kolja Paroli bieten konnte.
»Und wenn ich es nicht tue?«, fragte Frank, wobei er seinem Gegenüber fest in die Augen sah.
Der Angesprochene glotzte ihn an. Diese Frage war ihm noch nie gestellt worden. Bisher hatten alle Opfer der Bande genug Angst gehabt, ihre Befehle sofort und ohne zu murren auszuführen.
»Dann …«, stotterte der Bandenchef, »… wirst du es bereuen!«
»Ach so!«, entgegnete Frank, der spürte, wie er gerade sicher in die Siegerstraße einbog. Der Bandenboss besaß nicht den geringsten Plan, was er tun sollte, falls Frank dessen Forderungen nicht erfüllte. Das wurde Frank schlagartig klar und er erkannte auch, dass diese Unsicherheit seine Chance war.
»Weißt du«, sagte Frank in ruhigem Ton, »ich würdedir gern deinen Wunsch erfüllen, aber ich habe gar kein Geld. Alles, was ich habe, sitzt hier!«
Er spannte seinen linken Arm an, so dass unter dem eng anliegenden Anzug seine Muskeln deutlich zu sehen
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