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Level 4 07 - 2049

Level 4 07 - 2049

Titel: Level 4 07 - 2049 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schlueter
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übereinstimmend.
    »Könnt ihr euch an alles erinnern, was vor dem Brainscanning passiert ist?«, bohrte der Onkel weiter nach.
    Jennifer stöhnte auf. Das war ja wie ein Verhör! Trotzdem bejahte sie die Frage.
    »Und?«, setzte sie in schärferem Ton nach. »Was heißt das jetzt?«
    Der Onkel atmete schwer aus, erhob sich, schritt zu einem Kamin, von dem Jennifer erst jetzt sah, dass es ihn gab, und schenkte sich ein Getränk ein.
    Für Jennifer war das nichts Außergewöhnliches. Für Kosinus und Chip schon.
    »Es ist Whisky!«, flüsterte Kosinus ehrfurchtsvoll. »Das letzte Mal hat er davon getrunken, als er seinen Job verlor. Heute ist es die zweite Flasche, die er öffnet!«
    »Schön!«, winkte Jennifer hastig ab. Ihr war es ziemlich schnuppe, wie oft Kosinus’ Onkel Whisky trank. Sie selbst hatte eine Tante, die trank niemals Alkohol. Na und?
    Der Onkel kehrte mit dem Whisky-Glas zu derGruppe zurück. »Ich habe eine Kiste Whisky geklaut und gelagert, als ich dreizehn war«, schmunzelte er.
    Auch Miriam wurde es allmählich zu bunt. Es war zum Verrücktwerden, wie lange es dauerte, ehe der alte Mann auf den Punkt kam.
    »Ihr versteht nicht«, erwiderte der Onkel auf das Zappeln der Kinder vor ihm. »Der Whisky ist fünfzig Jahre alt. Ich bin in eurem Alter!«
    Schweigen.
    Die Kinder sahen den alten Mann mit großen Augen an.
    Der Onkel ließ ihnen Zeit, das Gesagte zu verdauen.
    »Wie bitte?«, fragte Miriam schließlich mit heiserer Stimme nach.
    »Ich bin in eurem Alter!«, antwortete der alte Mann. »Geboren im Jahre 1986.«
    »Dann sind Sie dreiundsechzig!«, hatte Ben blitzschnell errechnet.
    Der Onkel nickte.
    »Ich bin dreizehn!«, war Ben sich sicher.
    Der Onkel nickte wieder.
    »Aber deine Art zu denken ist ebenfalls dreiundsechzig Jahre alt!«, behauptete der alte Mann.
    Ben zuckte mit den Schultern. »Okay, ja. Ich gehöre ja auch ins Jahr 1999. Ich weiß bloß nicht, wie ich hierher gekommen bin, ins Jahr 2049.«
    »
Du
bist nicht im Jahr 2049«, sagte der Mann.
    »Was?«, rief Ben. Das wurde ja immer schöner! »Wo bin ich dann?«
    »Im Jahr 1999!«, behauptete der Onkel steif und fest.
    Ben winkte ärgerlich ab. So etwas Blödes! Wo hatte Kosinus sie bloß hingeführt? Er hatte die Hoffnung gehabt, Hilfe zu erhalten, gedacht, der Onkel könnte sie dabei unterstützen, den kuriosen Fall aufzuklären. Stattdessen waren sie auf einen verwirrten alten Mann gestoßen, der nur dummes Zeug redete.
    »Ja, klar!«, maulte Ben. »Ich brauche ja nur aus dem Fenster zu schauen, dann sehe ich ja, in welchem Jahr ich mich befinde.«
    »Nur deine Gedanken sind hier!«, sagte der alte Mann. »Oder besser gesagt: die Kopie deiner Gedanken aus dem Jahre 1999!«
    Ben verschlug es die Sprache. Es dauerte eine Weile, bis er richtig begriffen hatte, was der alte Mann meinte.
    Jennifer, Frank, Miriam und Thomas schauten Ben voller Hoffnung an, dass er dem Onkel jetzt klarmachen würde, welchen Blödsinn er redete. Ben sollte mal eben schnell erklären, weshalb es so etwas nicht geben konnte. Kopie der Gedanken. Wie absurd!
    Doch Ben schwieg. Also hielt er es für möglich.
    Allmählich sickerte auch bei Jennifer die Erkenntnis durch, was das bedeutete.
    »Dann sind …«, begann sie, stockte, überlegte noch mal, welch ungeheuren Verdacht sie da hegte, und fragte dann langsam weiter: »… dann sind wir die … Datenträger, nach denen man so lange gesucht und geforscht hat!«
    Der Onkel nickte.
    Jennifer schlug sich die Hände vors Gesicht. Sie konnte es einfach nicht glauben.
    »Moment mal! Moment mal!«, wiederholte Miriam eilig. Sie musste wohl etwas falsch verstanden haben. Wie war das eben? Sie waren die Datenträger? Was sollte das denn bedeuten? »Das heißt doch wohl nicht etwa, dass …« Sie brach ab.
    Der alte Mann beendete Miriams Satz: »… dass du dich zwar fühlst wie Miriam, es aber nicht bist, sondern eine künstlich geschaffene Person, die exakt aussieht wie Miriam im Jahre 1999 und in die man Miriams Gedanken von damals komplett eingespeist hat!«
    Jetzt war Miriam sprachlos. Und das wollte etwas heißen.
    Chip sah sie ernst an, bevor sie die Worte des Onkels zusammenfasste: »Ihr seid eine Kopie eurer selbst!«
    »Wie bitte?«, schrie Frank jetzt auf. »Ich bin geklont?«
    »Nein!«, widersprach der alte Mann sofort. »Nicht geklont. Dann hättest du nur dieselbe Erbmasse wie der Original-Frank, hättest dich hier in der Zukunft aber aufgrund der Erziehungs- und Umwelteinflüsse ganz anders

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