Level 4.2 - Zurück in der Stadt der Kinder
Geburtstag gewünscht, wenn es nicht so sündhaft teuer gewesen wäre.
»Na, wer sagt’s denn?«, freute sie sich. Gerade wollte sie die Straße überqueren, da knatterte ein Motorrad dicht an ihrer
Nase vorbei.
»Hast du sie nicht mehr alle?«, schrie sie dem Fahrer hinterher.
Doch der Motorradfahrer beachtete sie gar nicht. Er machte einen Schlenker nach links, gab kurz wieder Vollgas, überholte
den Bus, den Miriam steuerte, setzte sich davor und zwang ihn zum Anhalten.
Miriam hupte wie wild.
Der Motorradfahrer ließ sich davon nicht beeindrucken.
Ein zweites Motorrad donnerte an Jennifer vorbei.Und auch aus den Seitenstraßen kamen jetzt welche herangebraust. Fünf Motorräder insgesamt, auf vieren saß jeweils jemand
auf dem Soziussitz. Die Mitfahrer sprangen von den Böcken und – Jennifer riss Augen und Mund auf. Geschah wirklich das, was
sie sah?
Die Beifahrer trugen Gewehre auf den Schultern! Blitzartig legten sie an und schossen wild in die Scheiben des Busses!
Jennifer durchzuckte nur ein Gedanke: Miriam war in dem Bus! Ihre beste Freundin wurde beschossen! Sie befand sich in Lebensgefahr!
»AUFHÖREN!«, schrie Jennifer. Ohne auch nur eine Sekunde zu überlegen, rannte sie auf den Bus zu. Sie wusste nicht, was sie
tun sollte. Sie dachte auch nicht darüber nach. Ein Impuls sagte ihr nur, dass sie Miriam nicht im Stich lassen durfte. »Aufhören!«,
schrie sie ein zweites Mal, so laut sie konnte.
Tatsächlich stellten die Täter die Ballerei ein. Zwei waren in den Bus gesprungen. Noch ehe Jennifer das Geschehen erreichte,
kamen die Insassen heraus. Fünf Kinder waren es, die in den vergangenen Stationen zugestiegen waren. Sie hatten die Hände
auf Befehl der Täter hinter den Köpfen verschränkt. Miriam verließ als Letzte den Bus. Jennifer blieb stehen und atmete durch.
Gott sei Dank: Miriam war unverletzt. Die Komplizen durchsuchten die Kinder und nahmen ihnen alles ab, was sie bei sich trugen.
Ein Raubüberfall!, begriff Jennifer. Am helllichtenTage, auf offener Straße. Jetzt war von den kindischen Polizisten natürlich weit und breit nichts zu sehen. Wenn man sie brauchte,
waren sie nicht da.
Jennifer hielt Abstand. Sie versuchte sogar, ihn zu vergrößern, indem sie langsam einige Schritte rückwärtsging. Sie hatte
ein Handy in der Tasche, aber wen hätte sie alarmieren können? Wer war in der Nähe, um zu helfen?
Sie beobachtete, wie Miriam gerade einem der Täter ihr Handy übergeben musste.
Wie wäre es mit einer Überraschung?, überlegte Jennifer und drückte auf ihrem Handy die Kurzwahltaste, unter der Miriams Nummer
gespeichert war.
In der Hand des Räubers klingelte es. Da Miriam als Klingelton den Klang einer bellenden Dogge installiert hatte, hätte der
Täter das Handy beinahe vor Schreck fallen lassen.
Jennifer verzog kurz den Mund zu einem Grinsen.
Der Täter drückte sie einfach weg.
Jetzt kam es darauf an! Jennifer erinnerte sich an zahlreiche kleine Wettkämpfe, die sie mit Miriam in langweiligen Geografiestunden
ausgefochten hatte: Wer konnte Sätze wie Schnöde Schweden schnaufen schamlos im schön verschneiten Schaumburg am schnellsten
fehlerfrei auf dem Handy als SMS tippen? Nicht selten hatte Jennifer gewonnen. Ihre Finger flogen nur so über die Tastatur.
Mehr als je in einem der Wettkämpfe kam es in diesem Moment einzig auf dieGeschwindigkeit an. Der Täter musste die SMS erhalten, bevor er das Handy wegsteckte.
Fertig!
Miriams Handy piepte.
Der Täter sah auf das Display.
Hände hoch!
las er.
Ihr seid umstellt. Widerstand zweckIos.
Jennifer war stolz auf sich und überzeugt, soeben einen Weltrekord im SM S-Schnelltippen aufgestellt zu haben. Ihre Überraschung gelang.
Der Täter blickte sich erstaunt um.
Jennifer tippte wie wild weiter.
Das Handy piepte.
Der Täter schaute wieder hin.
Sofort Waffen hinlegen oder das Feuer wird eröffnet.
Verunsichert informierte er seine Komplizen. Sie berieten etwas, schienen unschlüssig, ob sie einem Scherz aufgesessen waren
oder sich tatsächlich im Visier der Polizisten befanden. Sie trauten den kindischen Polizisten offenbar solche Methoden zu.
Dashätte Jennifer auch getan. Das Gute war: Durch die Debatte der Täter untereinander bekamen auch die Opfer mit, was los war.
Ihre Arme senkten sich ein wenig. Ein erstes Zeichen für bröckelnden Gehorsam. Jetzt musste der nächste Schritt folgen!
Leider fiel Jennifer überhaupt nicht ein, was
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