Level 4.2 - Zurück in der Stadt der Kinder
zur Bühne.
Drei Jungs schleppten ein knallrotes Schlauchboot herbei.
Das Eigenartige war, dass sie nicht mit dem Boot fuhren, sondern es leer hinter sich herzogen.
»Mann!«, brüllte Kolja. »Die holen den König ab. Ich schwör’s dir!«
Koljas Ahnung erwies sich als richtig. Die Jungs hielten vor der Bühne, auf der tatsächlich der kindliche König auftauchte
und ins Schlauchboot einstieg.
»Hinterher!«, entschied Kolja.
Noch immer war der Platz voller Kinder, die nicht schnell genug in die Seitenstraßen fliehen konnten, weil sie sich gegenseitig
im Weg standen.
Kolja fackelte nicht lange. Er sprang von der Telefonzelle und landete im Wasser.
»Los, komm!«, forderte er von Achmed.
Achmed sprang hinterher und schrie auf. »Das ist ja eiskalt, ey!«
Kolja schüttelte den Kopf. »Was dachtest du denn? Meinst du, die haben das Wasser erst angewärmt?«
Zufrieden beobachtete Ben, wie Kolja und Achmed über den Platz wateten, sich durch die Menge kämpften, um dem König zu folgen.
Allerdings sah auch er mit Besorgnis, wie hoch das Wasser schon gestiegen war.
»Wir müssen zum Wasserwerk!«, entschied er.
Genau da wollte Jennifer auch hin. Doch Miriam reagierte nicht auf ihre Aufforderungen.
»Mensch, Miriam!«, fuhr Jennifer ihre Freundin an. »Um den Zoo können wir uns später kümmern.«
Miriam lenkte den Bus unbeirrt auf die nächste Hauptstraße.
»Miriam!« Allmählich wurde Jennifer wütend. Wieso antwortete Miriam nicht?
»Es ist untersagt, während der Fahrt den Fahrer anzusprechen!«, entgegnete Miriam plötzlich.
Jennifer tippte sich an die Stirn. »Was soll denn der Schwachsinn? Kehr doch um! Wir müssen etwas gegen das Wasser unternehmen!«
Endlich hielt Miriam an.
Jennifer atmete durch.
Doch Miriam drückte einen Knopf, öffnete die Türen und sprach durchs Mikro: »Amtsgericht!«
»Was?«, fragte Jennifer.
Miriam schloss die Türen, setzte den Bus in Bewegung – wieder in die falsche Richtung.
»Miriam!«, schrie Jennifer.
»Nächste Station: Rosenstraße!«, sagte Miriam durchs Mikrofon.
Jetzt wurde es Jennifer zu bunt. Sie stürmte auf Miriam los, zog sie an den Schultern und schrie sie an: »Lass den Blödsinn!
Die Stadt steht unter Wasser! Wir müssen umkehren!«
»Bitte sprechen Sie mich nicht während der Fahrt an.Die Zentrale hat nichts über mögliche Verkehrsbehinderungen durchgegeben«, antwortete Miriam.
Jennifer ließ von Miriam ab. Was war mit ihr geschehen? Von welcher Zentrale sprach sie? Weshalb reagierte sie von einer Minute
auf die andere nicht mehr, wie es sich gehörte? Weshalb wirkte Miriam auf einmal so . . . so . . . Jennifer suchte nach einem
Wort . . . so künstlich, fiel ihr ein. Mit einem Schlag dämmerte ihr, was mit Miriam geschehen war. »Mein Gott!«, hauchte
sie, rannte in den hinteren Teil des Busses, zog ihr Handy aus der Tasche und rief Ben an.
Im ersten Moment mochte Ben nicht glauben, was Jennifer ihm über Miriam erzählte. Doch Jennifer lieferte ihren Verdacht gleich
mit: »Sie verhält sich genau wie die Verkäufer, die Polizisten und Kathrin . . .«
»Kann es sein, dass auch Kathrin und Miriam irgendwie zu Spielfiguren geworden sind?«
Davon war Ben überzeugt. Seine Vermutung, dass das alte Spiel ein neues Level bekommen hatte, erhärtete sich: In dieser Version
des Spieles funktionierte nicht nur die Umgebung nach den Regeln des Computerspieles wie damals im Level 4, sondern diesmal
hatte es auch die Kinder selbst erwischt. Die Kinder wurden zu programmierten Figuren, gelenkt vom Spieler. Und jetzt hatte
es nach Kathrin auch Miriam erwischt.
»Was?«, quiekte Jennifer auf. »Miriam ist ferngesteuert?« Sie hatte gehofft, Ben hätte eine andere Erklärung parat, statt
ihre Horrorvision zu bestätigen.
»Der Spieler hat ihr die Rolle einer Busfahrerin zugeteilt. Und die spielt sie jetzt!«, war Ben sich mittlerweile sicher.
»O nein!«, schrie Jennifer auf.
Der Bus hielt.
»Friedhof!«, sagte Miriam durchs Mikrofon.
Zwei Kinder stiegen ein, kauften sich bei Miriam Fahrkarten, setzten sich, Miriam schloss die Türen und fuhr weiter. »Nächste
Station: Stadtrand!«
»Das darf nicht wahr sein!«, stöhnte Jennifer ins Handy. »Was machen wir denn jetzt? Kann man Miriam nicht irgendwie da rausholen?«
Seltsames
Die Ereignisse überschlugen sich derart, dass Ben nicht wusste, was er zuerst tun sollte. Die Stadt wurde vermutlich durch
einen Fehler im Wasserwerk überschwemmt, Kolja und Achmed
Weitere Kostenlose Bücher