Level 4.2 - Zurück in der Stadt der Kinder
wenn nur ihre Freiheit und die Möglichkeit, zu fliehen, erhalten blieb.
»Zum Glück hat bis jetzt – auch außerhalb des Museums – noch niemanden die Programmierung getroffen!«, stellte Thomas erleichtert
fest. »Ich hoffe es jedenfalls, denn auf den ersten Blick merkt man es ja nicht!«
»Ne, ey!«, stimmte Achmed zu. »Vielleicht bist du ja schon ein Königsknecht und wir wissen es nur noch nicht!«
»Für blöde Scherze ist jetzt wirklich keine Zeit, Achmed!«, entgegnete Thomas verärgert. Doch plötzlich hellte sich sein Gesicht
auf. »Das ist doch die Idee!«
Ben, Frank, Jennifer, Miriam und Kolja waren nicht mehr zu halten. Nach ihrer Überzeugung gab es einen Ausgang aus dem Raubtierkäfig,
also würden sie ihn auch finden. Zentimeter für Zentimeter durchsuchten sie den Käfig. Kolja rüttelte an den Gitterstäben,
Ben versuchte sie zu drehen. Frank probierte es mit den Gittern über ihren Köpfen, Jennifer suchte den Boden ab und Miriam
rief: »Ich hab was!«
Nachdem sie etwas Stroh beiseitegeräumt hatte, war sie auf einen eisernen Ring gestoßen, der einer Klappe im Boden als Griff
diente.
Aufgeregt hockten sie sich auf den Boden.
»Wer wagt es?«
Kolja meldete sich freiwillig, die Klappe zu öffnen.
»Sei vorsichtig!«, warnte Jennifer ihn noch.
Doch Kolja ignorierte die Warnung. Ohne zu zögern, riss er an dem Ring. Die Klappe sprang auf. Aus der Öffnung stieß etwas
hervor.
»Eine Schlange!«, schrie Jennifer auf.
Auch Ben und die anderen sprangen beiseite.
Kolja ließ die Klappe fallen.
Doch die Schlange war schon draußen und lag nun mitten im Käfig.
»Scheiße!«, schimpfte Frank mit Kolja. »Jennifer hat dir noch gesagt, du sollst vorsichtig sein!«
»Mann!«, verteidigte sich Kolja. »Wer kann denn damit rechnen, im Raubtierkäfig auf eine Schlange zu stoßen?«
Ben schüttelte den Kopf. »Du bist nicht nur in einem Raubtierkäfig. Du bist in einem Computerspiel. Begreif das doch endlich!«
»Was ist das überhaupt für eine Schlange?«, fragte sich Miriam.
Ben hatte keine Ahnung, Frank auch nicht. Kolja zog die Schultern hoch.
»Bestimmt supergiftig!«, war er sich aber sicher.
»Mensch!«, meckerte Jennifer. »Erst lässt du sie frei, dann machst du uns noch Angst!«
»Ich glaube eher, es ist ein Trick von A I-Ca !«, vermutete Ben.
»Er wollte die geheime Ausstiegsklappe vielleicht schützen!«
»Sag ich doch!«, fühlte Kolja sich bestätigt. »Supergiftig!«
»Oder ein Bluff«, widersprach Ben.
»Ich glaube, das ist eine Ringelnatter!«, schätzte Jennifer. »Völlig harmlos!«
Ob Giftschlange oder Ringelnatter. Die Kinder schlichen vorsichtig um sie herum und stiegen durch die Klappe ins Labyrinth,
um von dort den Weg in die Stadt zu suchen.
Eisiger Angriff
Thomas’ Idee erwies sich als genial. Sie war so einfach, dass Achmed sich wunderte, weshalb vorher niemand von ihnen auf die
Idee gekommen war.
Penibel hatte Thomas darauf bestanden, dass sich alle Kinder, die aus dem Museum geflohen waren, also fast hundert, in Dreiergruppen
einteilten. Aber so, dass es von außen niemand merkte. Jedes einzelne Kind aber wusste sehr genau, welche anderen beiden zu
ihm gehörten, auf die es zu achten hatte.
So mischten sie sich als »normale Bürger«, wie Thomas es genannt hatte, unter die anderen Kinder in der Stadt.
Jedes Kind hatte zwei Aufgaben zu erledigen: zuerst auf die anderen beiden der Dreiergruppe achten, um bei dem geringsten
Verdacht der Programmierung das Kind sofort durch das Codewort zurückzuholen. Und zweitens die Kinder der Stadt eines nach
dem anderen aus ihrer Figurenrolle zu befreien.
Nachdem sich die annährend hundert Kinder auf dem Rathausplatz verteilt hatten, machte Thomas vor, wie er sich seinen Plan
vorstellte. Er bildete eine Gruppe mit Norbert und Achmed.
Am Brunnen des Rathausplatzes saß eine Marktfrau, die Blumen verkaufte. Deutlich war zu sehen, dass sienur eine Funktion des Spieles ausübte. Denn der Rathausplatz war durch die Überschwemmung noch völlig zerstört und mit Müll,
Scherben, zerborstenem Holz, Treibgut, umgekippten Autos übersät. An diesem Ort Blumen zu verkaufen war, als ob man mitten
in einer öden, verlassenen Salzwüste Tischdecken anbieten würde. Niemand interessierte sich für die Marktfrau, die höchstens
elf Jahre alt war und die auch nichts anzubieten hatte als eine Handvoll abgeknickter Plastikblumen.
»Schöne Blumen!«, murmelte sie. »Schöne
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