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Lewis, CS - Narnia 5

Lewis, CS - Narnia 5

Titel: Lewis, CS - Narnia 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Reise auf der Morgenroete
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straff gespannt. Während Lucy diese Dinge bemerkte und auf die plötzlich bedrohlich klingenden Geräusche des Windes lauschte, rief Drinian: »Alle Mann an Deck!« Schlagartig begann eine wilde Geschäftigkeit. Die Luken wurden geschlossen, das Feuer in der Kombüse wurde gelöscht, die Männer kletterten in die Takelage, um das Segel zu reffen. Noch bevor sie fertig waren, traf sie der Sturm. Lucy schien es so, als hätte sich genau vor dem Bug ein riesiges Meerestal gebildet, in das sie hinabrasten; tiefer, als sie es jemals für möglich gehalten hätte. Dann kam ein großer, grauer Wasserberg–viel höher als der Mast–auf sie zugerast. Es sah so aus, als wäre ihnen der Tod gewiß, doch sie wurden zur Spitze des Wasserberges hochgeworfen. Dann schien sich das Schiff im Kreis zu drehen. Ein Wasserfall überspülte das Deck; Achterdeck und Vorderdeck waren wie zwei Inseln, und dazwischen lag ein wild tosendes Meer. Oben in der Takelage lagen die Matrosen auf der Rah und versuchten verzweifelt, das Segel unter Kontrolle zu bringen. Ein gerissenes Tau stand seitwärts im Wind–so gerade und so starr, als wäre es ein Stock.
    »Geht nach unten, Herrin!« rief Drinian. Und Lucy, die wußte, daß Landratten die Mannschaft nur stören, gehorchte. Es war nicht einfach. Die »Morgenröte« hing schrecklich nach steuerbord über, und das Deck war geneigt wie ein Hausdach. An die Reling geklammert, arbeitete sie sich bis hin zur Leiter. Dort mußte sie warten, weil gerade zwei Männer heraufgeklettert kamen. Dann stieg sie so gut es ging nach unten. Glücklicherweise hielt sie sich gut fest, denn gerade als sie am Fuß der Leiter angekommen war, brach tosend die nächste Welle über das Deck und umspülte sie bis hoch an die Schultern. Zwar war sie von der Gischt und dem Regen schon völlig durchnäßt, aber die Welle war noch kälter. Sie rannte zur Kajütentür, stürzte hinein und schloß die Tür vor dem entsetzlichen Anblick der Geschwindigkeit, mit der sie in der Dunkelheit darinrasten. Aber das schreckliche Durcheinander der Geräusche–das Knarren, das Stöhnen, das Knacken, das Klappern, das Tosen und das Donnern, das hier unten nur noch erschreckender klang als auf dem Achterdeck–, das konnte sie nicht ausschließen.
    Den ganzen nächsten und übernächsten Tag ging es so weiter. Es ging weiter, bis man sich kaum an die Zeit erinnern konnte, bevor es begonnen hatte. Am Ruder mußten immer drei Männer stehen, und selbst sie schafften es kaum, irgendeinen Kurs zu halten. Und die Pumpe mußte ebenfalls ständig bemannt sein. Und keiner kam richtig zur Ruhe, man konnte nichts kochen und nichts trocknen, ein Mann fiel über Bord, und kein Sonnenstrahl war zu sehen.
    Als es vorbei war, machte Eustachius die folgende Eintragung in sein Tagebuch.
    3. September. Heute ist seit einer Ewigkeit der erste Tag, an dem ich schreiben kann. Wir wurden dreizehn Tage und dreizehn Nächte lang vor einem Hurrikan hergetrieben. Ich weiß es, weil ich sorgfältig mitgezählt habe, obwohl alle anderen sagen, es seien nur zwölf Tage gewesen. Phantastisch, wenn man mit Leuten, die nicht einmal richtig zählen können, eine gefährliche Reise unternimmt! Ich habe eine schreckliche Zeit hinter mir, auf riesige Wellen hinauf und wieder herunter, ständig naß bis auf die Haut, und es wurde nicht einmal der Versuch gemacht, uns ordentliche Mahlzeiten zu kochen. Es erübrigt sich zu sagen, daß es hier kein Funkgerät und nicht einmal eine Leuchtrakete gibt, und so bestand keine Möglichkeit, um Hilfe zu signalisieren. All das beweist nur, was ich schon immer sage, nämlich daß es Wahnsinn ist, sich in so einer miesen kleinen Badewanne aufs Meer zu wagen. Es wäre schon schlimm genug, selbst wenn man mit normalen Leuten zusammen wäre statt mit diesen Teufeln in Menschengestalt. Kaspian und Edmund haben mich wirklich brutal behandelt. In der Nacht, in der wir den Mast verloren haben (jetzt ist nur noch ein Stumpf übrig), haben sie mich gezwungen, an Deck zu kommen und wie ein Sklave zu arbeiten, obwohl mir ganz und gar nicht gut war. Lucy hat dem Ganzen die Spitze aufgesetzt und gesagt, Riepischiep würde furchtbar gerne helfen, aber er sei zu klein. Ich frage mich, warum sie nicht begreift, daß das kleine Biest alles nur aus Angabe macht. Selbst in ihrem Alter müßte man schon soviel Verstand aufbringen. Heute liegt das entsetzliche Schiff endlich ruhig, die Sonne scheint, und wir haben uns herumgestritten, was wir jetzt tun

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