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Lewis, CS - Narnia 6

Lewis, CS - Narnia 6

Titel: Lewis, CS - Narnia 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der silberne Sessel
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Teil der alten Straße viel zerfallener war als das, was sie bisher gesehen hatten. Sie mussten sich ihren Weg über große zerbrochene Steine, zwischen Felsen und über Geröll suchen, was für ihre wunden Füße sehr beschwerlich war. Und so müde sie auch sein mochten, es war zu kalt um zu rasten.
    Etwa um zehn Uhr fielen die ersten winzigen Schneeflocken auf Jills Arm. Zehn Minuten später fi e len sie schon recht dicht. Nach zwanzig Minuten war der Boden schon merklich weiß. Und nach einer halben Stunde trieb ihnen ein gleichmäßiger Schnee sturm, der sich gebärdete, als wolle er den ganzen Tag so weite r blasen, ins Gesicht, dass sie kaum noch etwas sehen konnten.
    Um zu verstehen, was nun folgte, darf man nicht vergessen, wie schlecht ihre Sicht war. Während sie sich dem niedrigen Hügel näherten, der sie von den erleuchteten Fenstern trennte, sahen sie das, was vor ihnen lag, nicht in seiner Gesamtheit. Sie mussten froh sein, ein paar Schritte weit zu sehen, und selbst dafür mussten sie die Augen zusammenkneifen. Es versteht sich von selbst, dass sie nicht redeten.
    Als sie am Fuß des Hügels ankamen, erhaschten sie einen Blick auf die Felsen, die zu beiden Seiten lagen –viereckige Felsen, wenn man sie genau betrachtete, aber das tat keiner von ihnen. Sie waren mehr mit dem Felsensims beschäftigt, der ihnen den Weg versperrte. Dem Moorwackler mit seinen langen Beinen gelang es ohne Schwierigkeiten, hinaufzuspringen. Dann half er den anderen nach oben. Es war eine unangenehme und feuchte Angelegenheit für die beiden Kinder, denn i n zwischen lag der Schnee auf dem Felsensims schon recht hoch. Dann mussten sie auf einem sehr schwie rigen Gelände etwa hundert Meter weit klettern – Jill fiel einmal hin – und dann kamen sie zu einem zweiten Sims. Insgesamt gab es mit ganz unterschiedlichen Zwischenräumen vier von diesen Felsensimsen.
    Als sie sich auf den vierten hinaufgekämpft hatten, gab es keinen Zweifel mehr: Sie befanden sich oben auf dem flachen Hügel. Bis jetzt hatte sie der Abhang ein wenig geschützt, doch hier waren sie ganz und gar dem wütenden Wind ausgesetzt, denn seltsamerweise war der Hügel hier oben tatsächlich so eben, wie es aus der Ferne ausgesehen hatte: Es war eine große flache Hochebene, über die ungehindert der Sturm fegte. An den meisten Stellen lag noch kaum Schnee, denn der Wind wirbelte ihn immer wieder in einer Wolke auf und trieb ihn gegen ihre Gesichter. Und um ihre Füße zogen kleine Schneewirbel, wie man das manchmal auf dem Eis sieht. Und tatsächlich war der Boden an vielen Stellen fast so glatt wie Eis. Aber was alles noch schlimmer machte, der Boden war kreuz und quer von eigenartigen Schutzwällen oder Dämmen durchzogen, die ihn in Quadrate oder Rechtecke aufteilten. Die Wanderer mussten natürlich über all diese Dämme hinüberklettern, die zwischen einem halben und a n derthalb Meter hoch und mehrere Meter dick waren. Auf der Nordseite jeder Erhebung lagen schon tiefe Schneewehen; und nach jeder Klettertour landete man in einer solchen Schneewehe und wurde nass.
    Jill, die sich mit aufgesetzter Kapuze, gesenktem Kopf, die gefühllosen Hände unter den Umhang g e steckt, vorwärts kämpfte, erhaschte ab und zu einen Blick auf weitere komische Dinge auf dieser schreckl i chen Hochebene – eigenartige Gebilde zu ihrer Rec h ten, die ganz entfernt Fabrikschornsteinen ähnelten, und ein riesiger Felsen zu ihrer Linken, so kerzenger a de, wie man das selten sieht. Aber Jill war an diesen Dingen nicht interessiert und verschwendete keinen Gedanken daran. Das Einzige, woran sie dachte, waren ihre kalten Hände (und die Nase, das Kinn und die O h ren) und ein heißes Bad und ein weiches Bett in Ha r fang.
    Plötzlich stolperte sie, rutschte ein Stück und spürte zu ihrem Entsetzen, wie sie in eine enge, dunkle Spalte glitt, die genau in diesem Augenblick vor ihr aufge taucht zu sein schien. Eine halbe Sekunde später war sie unten angekommen. Offensichtlich befand sie sich in einer Art Graben oder Rinne, nur einen knappen M e ter breit. Und obwohl der Sturz sie erschreckt hatte, merkte sie fast sofort, wie schön es war, nicht mehr im Wind zu stehen; denn die Wände des Grabens ragten neben ihr hoch auf. Als Nächstes bemerkte sie natü r lich die besorgten Gesichter von Eustachius und Tra u erpfützler, die von oben zu ihr hinunterstarrten.
    »Hast du dir wehgetan, Jill?«, rief Eustachius.
    »Würde mich nicht wundern, wenn du beide Beine gebrochen

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