Lewis, CS - Narnia 6
mir Leid , dass ich so feige und so ekel haft war. Ich hoffe, du kommst gut nach Hause«, und Jill sagte: »Leb wohl, Eustachius. Es tut mir Leid, dass ich so eine blöde Kuh war.«
Der Prinz schloss die Tür und sie gingen die Treppe hinunter: der Prinz, Trauerpfützler und Eustachius mit gezogenen Schwertern und Jill mit gezücktem Messer. Doch die Dienstboten waren verschwunden und das große Zimmer am Fuß der Treppe war verlassen. Die grauen, trübseligen Lampen brannten noch und in i h rem Licht gingen sie ohne Schwierigkeiten von einem Gang zum nächsten und stiegen eine Treppe nach der anderen hinab. Den Lärm von draußen hörte man hier nicht ganz so wie von dem Zimmer oben. Im Haus selbst war alles totenstill und verlassen. Erst als sie um eine Ecke bogen und die große Halle im Erdgeschoss betraten, trafen sie den ersten Erdmann – ein fettes, weißliches Geschöpf (mit einem Gesicht, das große Ähnlichkeit mit dem eines Schweinchens hatte), das gerade alle Speisereste auf den Tischen verschlang. Es quiekte (auch dieses Quieken war dem eines Schwei n chens sehr ähnlich) und rannte unter eine Bank, wobei es blitzschnell seinen langen Schwanz aus der Reic h weite Trauerpfützlers zog. Dann lief es so schnell durch die Tür an der gegenüberliegenden Seite, dass eine Verfolgung zwecklos war.
Von der Halle kamen sie hinaus auf den Schlosshof. Jill, die in den Ferien eine Reitschule besuchte, war gerade der Stallgeruch aufgefallen (und an einem Ort wie Unterland ist das ein sehr schöner, ehrlicher, hei meliger Geruch), als Eustachius sagte: »Großer Gott! Schaut euch das an!« Irgendwo hinter den Schloss mauern war ein prächtiger Feuerwerkskörper aufge stiegen und hatte sich in grüne Sternchen aufgelöst.
»Ein Feuerwerk!«, rief Jill verwirrt.
»Ja«, sagte Eustachius, »aber ihr meint doch wohl nicht, dass diese Erdmänner es aus Spaß abgeschossen haben? Es ist ein Signal!«
»Und bestimmt bedeutet es für uns nichts Gutes!«, meinte Trauerpfützler.
»Freunde«, sagte der Prinz, »wenn man an einem solchen Abenteuer teilnimmt, muss man alle Hoffnun gen und Ängste aufgeben, noch bevor man umkommt oder gerettet wird. – He, meine Schönen!« (Er öffnete gerade die Stalltür.) »He, ihr beiden! Ruhig, Kohl schwarz! Sachte, Schneeflocke! Ihr seid nicht verges sen!«
Die beiden Pferde waren durch die seltsamen Lichter und die Geräusche sehr verschreckt. Jill, die bei dem Durchgang zwischen den beiden Höhlen so ängstlich gewesen war, ging ohne Furcht zu den stampfenden und schnaubenden Pferden hinein und sie und der Prinz hatten die beiden schon nach ein paar Minuten gezäumt und gesattelt. Sie sahen sehr schön aus, als sie mit zurückgeworfenem Kopf in den Schlosshof heraus kamen. Jill bestieg Schneeflocke und Trauerpfützler saß hinter ihr auf. Eustachius schwang sich hinter dem Prinzen auf Kohlschwarz. Dann ritten sie mit lautem Hufgeklapper durch das Haupttor hinaus auf die Str a ße.
»Wir brauchen keine Angst zu haben, dass wir verbrennen. Das ist das Schöne daran«, meinte Tra u erpfützler und deutete nach rechts. Dort, kaum hundert Meter entfernt, schwappte Wasser gegen die Hauswä n de.
»Mut!«, sagte der Prinz. »Die Straße dort führt steil nach unten. Das Wasser steht nur bis zur halben Höhe des höchsten Hügels der Stadt. Zwar dürfte es in der ersten halben Stunde schon so hoch gestiegen sein, wie es jetzt steht, doch vi elleicht steigt es in den nächs ten zwei Stunden auch nicht mehr höher. Vor denen da habe ich mehr Angst …« Und er deutete mit seinem Schwert auf einen kräftigen, großen Erdmann mit Eberhauern, dem sechs weitere in den unterschied lichsten Gestalten und Formen folgten. Sie alle waren gerade aus einer Seitenstraße herausgerannt und waren im nächsten Moment im Schatten der Häuser wieder verschwunden.
Der Prinz ritt voraus auf die rote Feuersglut zu, doch er hielt sich ein wenig links davon. Er hatte vor, um das Feuer herumzureiten und höher gelegenes Gelände zu erreichen, in der Hoffnung, den Weg zu dem neu gegrabenen Gang nach oben zu finden. Im Gegensatz zu den anderen schien ihm das Ganze fast Spaß zu m a chen. Er pfiff beim Reiten und er sang Bruchstücke eines alten Liedes über Corin Donnerfaust aus Arche n land. Er war so froh, von seiner lang währenden Ve r zauberung erlöst zu sein, dass ihm im Vergleich dazu alle Gefahren wie ein Spiel vorkamen. Doch für die anderen war der Ritt recht unheimlich.
Hinter sich hörten sie das
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