Lewyn - Die Halbelbin: Reise durch Garnadkan (German Edition)
konnte, drängte seine Tochter nun Atem zu holen. Sie gab ihm Recht. Wer wusste schon, was auf sie am Shynn’talagk warten würde. Dorthin wollten sie mit Hilfe der schnellen Reise gelangen. Danach erhielten sie vielleicht Unterstützung von den Zwergen. Die Magierin hoffte darauf, dass diese einen Weg durch die zerklüfteten Felsen kannten. Ungern wollte sie weiter durch den feindlichen Süden ziehen. Die Gefahr der Entdeckung und damit auch des Verrats waren dort sehr groß.
„Lass uns erst morgen zu den Zwergen aufbrechen. Wir wissen nicht, wie in deren Landen die Lage ist. Hier aber haben wir gerade etwas Ruhe.“
Lanzenaxt der Zwerge
Soh’Hmil hielt seinen Blick weiter in Richtung Horizont. Doch kein beunruhigendes Zeichen war zu erkennen. Auch am Himmel gab es keine Spur von Dunkelheit. Der Mann aus Wyndor und seine Tochter erkundeten im gleichen Moment die Umgebung. Nachdem ihr Gespür nichts Ungewöhnliches fand, nickten sie. Ja, diese Nacht würden die Drei am Ufer des kleinen Flusses im Schutz seiner Pflanzen verbringen. Der Heerführer und der Mensch teilten sich in die Wache, gegen den Protest der Kriegerin. Allerdings war sie letztendlich froh, die volle Länge der Rast nutzen zu können. Am Morgen wollte sie den Zauber der schnellen Reise wagen. Würde sie nicht richtig ausgeruht sein, war ihr Bestreben vielleicht zum Scheitern verurteilt. Das wollte sie keineswegs riskieren. So gab sie dem Drängen der Männer schließlich nach.
„Wenn ich Magie nutze, wird das die Verfolger auf unsere Fährte führen?“ Sie hatte die Decke zusammengerollt und am Sattel befestigt. Jetzt schwang sich die Dreiundzwanzigjährige auf den Rücken des Schimmels und blickte etwas unsicher zu ihrem Vater. Er saß bereits zu Pferd.
„Meine Stärke sollte weiterhin genügen, uns vor unliebsamer Beobachtung zu schützen. Hat der eine Dunkle aber Anteil an dieser Jagd, wird uns wahrscheinlich nicht einmal der Zauber der Drachen vor ihm verbergen können.“
„Soh’Hmil! Komm zurück. Wir wollen aufbrechen.“ Sie hatte im Stillen nach dem Freund gerufen. Es dauerte allerdings eine ganze Weile, ehe der sich auf einer sanften Erhebung sehen ließ. Seine Wachzeit hatte den Krieger weit um das Lager geführt. Er wusste den Feind im Nacken, auch wenn der augenblicklich nicht in unmittelbarer Umgebung zu sein schien.
„Bist du denn ausgeruht genug?“, fragte er, nachdem er bei den Wartenden eingetroffen war. Ein glückliches Lächeln der jungen Frau aus Let’weden war die Antwort. Ja, sie war bereit. Ihre Fähigkeiten kamen endlich mit Stärke zurück.
„Direkt zu den Zwergen?“
„Kaum. Denke an die Macht der Drachenmagie. Wir werden ein gutes Stück vor dem Gebirge erscheinen.“
„Dort, wo die Verfolger euch damals erspähten?“
„Das sollte genügen. Doch hoffe ich, diesmal nicht auf jene zu treffen. – Nehmt die Waffen zur Hand.“ Lewyn rechnete mit allem. Die finsteren Heerscharen schienen in ganz Garnadkan ihren Grausamkeiten nachzukommen.
Cadar machte sich ebenfalls bereit. Seine Magie musste nun dafür sorgen, dass sie unentdeckt blieben. Doch noch während der helle, sie umgebende Dunst, verging, wussten die Drei, dass ihnen wohl nicht einmal hier der Kampf erspart bleiben würde.
„Zum Shynn’talagk, rasch!“ Da sie diesmal beritten waren, hoffte die Erbin der Macht darauf, das schützende Gebirge auch erreichen zu können. Obwohl, sie waren fast in unmittelbarer Nähe der Feinde aufgetaucht. Die würden sie schnell eingeholt haben, falls die Seranidher und ihre verhornten Helfer unter dem direkten Schutz der Hexenmeister standen. Die Gejagte hatte oft genug erleben müssen, wie unheimliche Schnelligkeit und Ausdauer der Gegner ein Entkommen schwierig werden ließ.
Die Fliehenden trieben ihre Söhne des Windes, dem Mann aus Wyndor war ebenfalls ein solcher eigen, zu hohem Tempo. Viel zu schnell mussten sie erkennen, dass die Verfolger dennoch rasch aufholten. Bald flogen erste Pfeile. Kurz darauf erhob sich aber der Sturm, den die erstarkende Magierin bereits aus der Zeit ihres ersten Zusammentreffens mit den Zwergen kannte.
„Was bedeutet das? Wendet sich die Kraft des Gebirges gegen uns?“ Soh’Hmil war auf der Reise zum Daragon’fenn nicht unter Lewyns Begleitern, wusste also nicht, dass der Wind nur gegen den finsteren Feind schlug.
„Reite weiter. Dies ist der Schutz, von dem ich damals sprach.“ Als sie bald darauf am Fuße der ersten Berge waren, konnten sie eine Vielzahl der
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