Lewyn - Die Halbelbin: Reise durch Garnadkan (German Edition)
schneller werdend, traten sie den Rückzug an. Anfangs wichen die Kreaturen zur Seite. Mit der Zeit aber wurde der schützende Schild schwächer. Dann begann vor ihnen die Erde aufzubrechen. Sie mussten springen, wollten sie nicht in die entstehenden Abgründe stürzen. Für die Zwerge wurde es eng.
„Das schaffen wir nicht. Lasst uns zurück! So habt wenigstens ihr die Möglichkeit auf ein Entkommen.“
„Nein, wir werden zusammenbleiben. Lauft endlich!“ Es ging weiter. Die tiefen Spalten wurden allerdings immer breiter. Die Bestien schienen sich zudem vom Zauber Cadars zu erholen. Nachdem sie Bendarigh gerade so vor dem Absturz hatten bewahren können, stellten sie ernüchternd fest, dass ihre Lage aussichtslos war. Der Feind hatte sie fast erreicht.
„Nastuas!“ Die Männer waren entsetzt. Lewyn hatte versucht, was ihr noch unmöglich war zu erreichen. Augenblicklich ging sie auch zu Boden. Bevor sich aber jemand um sie kümmern konnte, erhob sich ein gewaltiger Wirbel im Bauch der Erde, der die zahlreichen Wächter der Dunkelheit mit sich nahm. Der offene Boden, der die kleine Gemeinschaft unterdessen umgab, schloss sich wieder. Als die Ruhe nach einiger Zeit in den Berg zurückzukehren schien, wurden die Halbelbin und ihre Begleiter von einer plötzlich auftretenden Druckwelle erfasst.
Für einen Sommertag im Gebirge war es ziemlich kühl. Zudem schlug kräftiger Regen den Erwachenden ins Gesicht. Dicke Wolken ließen der Sonne des späten Morgens keine Chance, ihre Strahlen wärmend zu den Bergen zu schicken.
Die beiden Männer schauten erstaunt um sich. Der Fels reckte sich hinter ihnen steil in Richtung Himmel. Vor sich konnten sie in der Ferne den Athis’enwa sehen. Das Shynn’talagk machte dort einen kleinen Bogen. Der Wald wuchs an dieser Stelle mit dem Stein in die Höhe. An dem Punkt, wo die Bäume in die Ebene hineinliefen, war von Nebel noch nichts zu entdecken. Allmählich aber wurde der Dunst erkennbar. In seinen größten Höhen war er so dicht, dass er sich mit den Wolken verband, die dort an den Gipfeln hängenblieben. Von der Gefährtin wussten Cadar und der Krieger, dass an dieser Stelle ein weiteres Ziel lag. Die Träume hatten es ihr vor wenigen Tagen gezeigt.
Augenblicklich war an ein Weiterziehen nicht zu denken. Von den Zwergen fehlte jede Spur. Lewyn lag noch immer reglos am Boden. Besorgt beugte sich ihr Vater über sie. Ihr Atem ging flach. Wieder einmal hatte sie viel riskieren müssen, um der Gefahr zu entkommen. Aber sie hatte geschafft, woran zu dieser Zeit noch nicht zu denken war.
„Heidil!“ Seine Hände ihr auf Herz und Stirn legend hatte der Renaorianer mehrmals versucht, seine Tochter aus der viel zu tiefen Bewusstlosigkeit zu reißen. Selbst Yar’nael, das Soh’Hmil ihr in die Hände gedrückt hatte, schien nicht zu helfen. Nach einiger Zeit erinnerte sich der Freund abermals des Geschenkes Hergews. Er wollte nach dem Stein der Drachen greifen. Der Mann aus Wyndor hielt ihn davon ab.
„Nicht du. Sieh nach, ob du eine Spur von unseren Führern entdeckst, oder von Feinden.“ Der Elb nickte und verschwand leichtfüßig zwischen den Steinen. Cadar griff schließlich nach dem Drachenstein. Bereits als seine Hand nur in dessen Nähe kam, begann der Drache im Inneren zu wachsen. Kurz darauf öffnete er sein Maul und entließ daraus sein Feuer. Heiß fuhr es dem Renaorianer durch den Körper. Haut und Fleisch verbrannten. Der Gestank, den dies verursachte, rief sogar den Heerführer zurück. Der versuchte zu helfen. Bevor er jedoch bei dem Gefährten war, hatte der es endlich geschafft, den wehrhaften Gegenstand der jungen Frau in die Hand zu legen. Sofort schwand der Widerstand des glühenden Drachen. Entkräftet und vor Schmerzen bebend, ließ sich der einstige schwarze Zauberer neben der Dreiundzwanzigjährigen nieder. Er hoffte sehr, dass sie durch die Kraft des Steines die Stärkung erhielt, die im Augenblick dringend notwendig war.
Soh’Hmil musste feststellen, dass er für den Moment der Einzige war, der nicht von Schwäche in Schlaf gefangen wurde. Er trug die beiden Bewusstlosen ein Stück zurück zwischen die Felsen, wo sie vor neugierigen Augen geschützt waren. Aus einem Lederbeutel zog er schließlich eine kleine Dose, in der die Tesnelsalbe enthalten war. Damit sollten selbst die starken Verbrennungen Cadars zu heilen sein. Jetzt vermisste er sein Pferd. Mit ihm wäre der Elb schnell in die Ebenen gelangt, um helfende Kräuter zu finden, auch für
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