Lewyn - Die Halbelbin: Reise durch Garnadkan (German Edition)
Beinen halten?“
„Es wird gehen.“ Sie versuchte, das fürchterliche Hämmern in ihrem Schädel und eine aufkommende Übelkeit zu ignorieren. Ganz einfach war das nicht. Nachdem sich die Magierin aber ein paar Bissen Brot hineingezwungen hatte, war sie zumindest in der Lage, den Weg langsam wieder aufzunehmen.
„Ich sollte dich doch heilen. Du hast Mühe, gerade zu gehen. Stoßen wir auf ein unerwartetes Hindernis, kannst du dem nichts entgegenbringen.“
„Sollte es notwendig sein, lasse ich dich gewähren.“
„Du denkst an Feinde?“ Er versuchte, sofort Gefahr zu erfühlen.
„Eher daran, dass sich diese Region vermehrt gegen uns stellen könnte. Feinde? Kaum. Dann hätten sie uns schon aufgelauert. Vielleicht in unmittelbarer Nähe unseres Ziels“, meinte sie nach einiger Zeit. Bisher waren alle für sie wichtigen Orte durch den Gegner abgeriegelt worden.
„Aber wissen wir, wann es erreicht sein wird?“
„Ich denke, wenn das Grauen dieser Berge sein Ende findet.“ In Gedanken versunken, suchten ihre Finger abermals nach der Verletzung am Kopf. Als sie darüber hinwegstrich, spürte sie, wie es begann ihr besser zu gehen. Das Schwächegefühl in den Beinen ließ ebenso nach, wie der Schwindel, der die Bäume um sie herum zum Tanzen brachte. Verblüfft wandte sie sich ihrem Vater zu. Der war ebenso stark erstaunt. Sofort trat er näher zu Asnarins Enkelin und betrachtete die Stelle, an der eben noch die blutverkrustete Wunde an der Schläfe zu sehen war. Nach wenigen Augenblicken aber konnte er nicht mehr das geringste Anzeichen des Geschehenen erkennen. Sie war geheilt.
„Ich ahnte deine Stärke nicht. Du hast ja nicht einmal Worte benutzt!“ Dies erinnerte sie an einen Tag in ihrer Kindheit. Damals heilte sie einen Falken nur durch den Wunsch nach dessen Unversehrtheit.
„Es ging dir also doch schlechter, als du zugeben wolltest? Lewyn, wenn du, wir das Ziel erreichen, den einen Dunklen vernichten wollen, musst du offen zu mir sein. Ich kann dir nicht beistehen, wenn ich nicht weiß, dass du meiner Hilfe bedarfst. Bitte denke daran.“ Immer noch staunend gab er seiner Tochter einen leichten Schlag gegen den Arm. Daraufhin setzten sie ihren Weg fort. Dabei versuchten die Reisenden von nun an, den vielen moosüberwucherten Stellen aus dem Weg zu gehen. Die dicken Polster konnten zu leicht die heimtückischen Verletzungen in der Erde überdecken. Und weder Mensch noch Halbelbin wollten sich der Gefahr aussetzen, wenn dies irgendwie verhindert werden konnte.
Es war gegen Abend des nächsten Tages. Unter dem immer dünner werdenden Blätterdach herrschte schon fast völlige Dunkelheit. Deshalb spähten die Suchenden nach einem geeigneten Platz für eine Rast. Den weiteren Weg wollten sie erst wieder aufnehmen, wenn die Strahlen der Sonne auch bis auf den Boden drangen und Leben in den Wald brachten. Selbst Lewyn hatte in der bereits herrschenden Dämmerung ziemliche Schwierigkeiten, die Feinheiten des Untergrundes zu erkennen. Plötzlich zögerte sie. Erst ging sie langsamer, schließlich blieb sie ganz still stehen.
„Nicht schon wieder! Komm schon, sieh mich an!“ Der Mann versuchte, die von Bildern Gefesselte aus der augenscheinlichen Starre zu reißen.
„Ich bin in Ordnung. Es ist nicht das Grauen.“
„Was dann? Dein Verhalten ließ mich darauf schließen.“
„Komm zu mir und sieh selbst.“ Ohne den Blick abzuwenden, winkte sie nach ihrem Vater. Vorsichtig näherte er sich. „Was siehst du? Mir bleibt es verborgen. Es wird doch das Gift des Bodens sein. Komm zurück!“ Auch jetzt musste er sie wohl gewaltsam von dem Zauber befreien. Es ging nicht anders.
„Erhebe nicht schon wieder die Hand gegen mich. Es ist nicht das Gift. Uns wird der Weg zum Tor Farusias gewiesen.“
„Wovon im Himmel sprichst du? Da ist nichts.“ Er konnte sich anstrengen, wie er wollte, die Bilder schienen nur für die Magierin bestimmt. Daher war Cadar auch jetzt von der Harmlosigkeit des Augenblicks nicht überzeugt. Noch immer versuchte er, seine Tochter von dieser Stelle zu bringen. Er zog ziemlich fest an ihrem Arm, bis sie schließlich doch ärgerlich zu ihm blickte. Dabei konnte der Renaorianer erkennen, dass sie Recht hatte. Wäre es die bekannte Gefahr gewesen, hätte sie sich ihm kaum zuwenden können.
„Höre auf damit! Meine Arme sind lang genug. Sei unbesorgt: Von nun an werden wir gefahrlos den weiteren Pfad finden. Wir haben dem Tod ausweichen können.“
„Wie konntest du dir
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