Lewyn - Die Halbelbin: Reise durch Garnadkan (German Edition)
Hinweisen gesucht. – Hier?“ Er hatte seine Decke bereits vom Gürtel geschnallt und war bereit sie auszubreiten. Lewyn sah sich kurz um, dann war sie einverstanden. Den ersten, den diesmal kleineren Teil der Wache übernahm sie. Cadar hatte bemerkt, dass ihr der Schlafmangel der letzten Nächte nun doch zusetzte. Eigentlich hatte er sie gar nicht gehen lassen wollen. Aber seine Tochter konnte ein ziemlicher Sturkopf sein. Schmunzelnd stellte er fest, dass dies seiner Hälfte entspringen musste.
Am frühen Morgen ging es in östlicher Richtung um die Gefahrenstelle des Vortages herum. Aufmerksam beobachteten sie die Umgebung und sich gegenseitig.
„Wenn es nicht von Pflanzen, Tieren oder Nebel ausgeht, wo ist es dann?“ Wieder und wieder tastete ihr Blick jeden Baum, jede Blume und auch die wenigen Tiere ab. Aber alles sah normal aus und verhielt sich auch so. Während ihre Augen die nähere Umgebung genau untersuchten, stolperte die vertriebene Thronfolgerin über einen im Moos versteckten alten Zweig. Der wurde damit aus seiner bisherigen Position gerissen und mit ihm die grünen Polster. Sie bückte sich zu dieser Stelle.
„Hm. Ich kann auch hier nichts Ungewöhnliches finden. Beinahe hatte ich gehofft, die Lösung des Rätsels durch einen Zufall entdeckt zu haben.“ Dann ging es weiter. Aber von nun an riss die Halbelbin von Zeit zu Zeit, wenn die Gefallenen sich zeigten, die dicke Moosdecke auf, um darunter einen Hinweis zu entdecken. Lange blieb der Erfolg aus. Als die Sonne ihnen aber freundlich gesonnen war, schickte sie einen Strahl wie einen wegweisenden Finger. Der helle Flecken kroch unter einen Stein. Den hob sie an. Sofort stand die Magierin Umodis gegenüber. Verlangend streckte der seine Hände nach ihr aus.
„Was machst du da? Hast du etwas entdeckt?“ Eine Antwort erhielt Cadar nicht. Seine Tochter beachtete ihn überhaupt nicht. Still schien sie einem verborgenen Pfad zu folgen. Nach nur wenigen Metern entdeckte der Mensch jedoch einen vor ihr gähnenden Abgrund. Tief holte er Atem und eilte Asnarins Enkelin nach. Mit Gewalt musste er sie zurückreißen. Sofort begann sie, sich zu wehren. Umodis hatte schließlich einen wertvollen Hinweis, der sie an ihr nächstes Ziel führen würde. Der Renaorianer kannte diese Wendung. Er wusste, dass sie ihn auch mit Waffen bekämpfen würde, ließ er nicht von ihr ab. Ohne zu zögern, schlug er die Dreiundzwanzigjährige deshalb nieder. Anders würde er sie nicht von dieser giftverseuchten Stelle wegzubekommen. Zudem wurde ihm langsam die Luft knapp. Er musste sich beeilen, wollte er nicht ebenfalls Gefangener des tödlichen Atems der Erde werden.
So schnell es ging, zog er sich mit der Bewusstlosen zurück. Dabei versuchte er weiterhin, möglichst sparsam seine Lungen mit Luft zu versorgen. Endlich hatte er einen sicheren Platz erreicht. Die anwesenden Tiere, die sich neugierig zu sammeln schienen, gaben ihm darüber Gewissheit. Tief atmete er durch.
Es dauerte einige Zeit, bis sich der Mann erholt hatte. Dabei ließ er aber weder Umgebung noch die Niedergeschlagene aus den Augen. Er wollte keine unliebsame Überraschung erleben. Nach kurzer Zeit bemerkte er, wie sie aus der Bewusstlosigkeit in einen tiefen Schlaf hinüberglitt. Er weckte sie nicht. Da ihm das Grauen aber noch viel zu nah war, nahm er die Kriegerin behutsam in die Arme und trug sie noch ein Stück weiter weg.
Unruhig war diese Nacht für die junge Frau. Die Bilder, die sie gesehen und die Worte, die sie vernommen hatte, brachten vermehrt die schmerzlichen Erinnerungen zurück.
Als Lewyn erwachte, lief ihr eisiges Wasser über das Gesicht. Ihr Vater säuberte sie endlich vom Blut, dass sein Schlag gegen ihr Kinn freigesetzt hatte. Sie war mit dem Kopf dabei auf einem Stein aufgeschlagen. Eine Platzwunde unter ihrem Haaransatz war das unschöne Resultat.
Ärgerlich sich das Kinn reibend und schließlich vorsichtig nach der Verletzung tastend, schaute sie zu ihrem Vater.
„Was sollte das?“, knurrte sie ihn an.
„Kannst du dich nicht erinnern? Du wolltest in den Abgrund springen, auf den du zu geeilt bist. Als ich dich dort wegführen wollte, hast du mich angegriffen. Es war leider nötig dich zu schlagen, um dich zu mir zurückzuholen. Dass du dabei auf den Stein geprallt bist, lag nicht in meiner Absicht.“
„Das Gift aus dem Boden muss sich in der Luft verteilen. Es scheint mir sehr stark.“
„Was macht dein Kopf? Muss ich dich heilen oder kannst du dich auf den
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