Lewyn - Die Halbelbin: Reise durch Garnadkan (German Edition)
abzeichnete, ist ungewöhnlich.“
„Was hat Wengor erkannt?“ Die Magierin mochte nicht glauben, was ihr Vater gerade herauszufinden schien. Obwohl sie elbischer Abstammung war, war das einfach unmöglich, kein Lebewesen vermochte das. Die Mächte des Lichts geboten über das Sein, oder der eine Dunkle.
„Zweifle nicht an der Erkenntnis. Die Kräfte, die dich bisher leiteten, sind es, die dir Gewalt darüber verleihen. Als die Erbin der Macht geboren wurde, betrat gleichzeitig eine neue Herrin des Lebens Garnadkan. Solltest du wirklich einmal den Tod finden, wirst du nicht vergehen, wie es allen anderen bestimmt ist. Du, und mit dir deine Kraft, würdest zum Schutz des Lebens weiterhin hier verweilen.“ Ein trauriger Unterton war dabei herauszuhören. Damit war sich Lewyn auch jetzt wieder sicher, dass sich die Vision von ihrem Tod erfüllen würde. Sie ahnte zudem, wann dies eintreten sollte. Doch noch war es nicht soweit. Bis der Tod sie nahm, wollte sie möglichst wenig den Gedanken an unerfreuliche zukünftige Ereignisse nachgehen. Sie nahm also den vorhergehenden Gesprächsstoff wieder auf und berichtete weiter von einem ziemlich unbeschwerten, ja angenehmen Leben in Brahadel, von Zeiten, in denen Naria, Regos und Umodis an ihrer Seite standen.
Der weitere Weg verlief gut gelaunt, wenn er hin und wieder auch vom Bewusstsein an große Verluste getrübt wurde. Doch die Männer und ihre Führerin waren dankbar für diese schönen Erinnerungen. Sie machten ihnen bewusst, dass es vormals glückliche Momente gegeben hatte.
„Wenn wir siegreich aus diesem Kampf hervorgegangen sind, werden wir wieder nach Agonthalith ziehen. Ich hoffe sehr, dass die Frauen auf uns warten.“ Berando vermisste seine neue Liebe ebenso, wie der Bruder oder Nerair.
„Um ehrlich zu sein, ich glaubte nicht, dass ihr euch überhaupt von ihnen trennen könnt.“ Cadar grinste wissend und begann ein altes Liebeslied zu singen. Die jungen Gitalaner stimmten ein.
„Nun, sie mochten ihre Väter nicht allein reisen lassen. Lewyn, ist dies alles vorüber …“ Therani sah beinah schuldbewusst zu der so lieb gewonnenen jungen Frau.
„Ich weiß. Ihr werdet dann mit euren Söhnen gehen. Niemand gönnt euch dies Glück mehr als ich.“
„Danke.“ Freundschaftlich klatschte seine Hand gegen ihren Arm, dann stimmte er ebenfalls in das fröhliche Lied mit ein.
So folgten sie dem Fels in den nächsten Stunden in sein Inneres. Erschöpfte sich die Sangeslust, schwelgten die Männer weiter in Erinnerungen. Cadar bildete dabei keine Ausnahme. Glücklich waren die Zeiten, in denen er Naria traf. Er berichtete von ihren gemeinsamen Wegen, wie viel sie lachen konnten, wie freundlich das Leben einst zu ihnen war. An dieser Stelle brach er ab. Weiteres musste er nicht sagen. Jeder konnte sich an die Bilder erinnern, die allen seinen Weg verdeutlicht hatten.
Thelan erzählte gerade von einem seiner Streiche, als er plötzlich innehielt. Die Männer fanden alle in einen sehr tiefen Schlaf. Lewyn aber ging zu der gleißenden Wand, die hinter einer Biegung versteckt nun hervortrat. Kurz zögernd, dann ihrer Eingebung folgend, trat sie direkt auf das Lichterspiel zu und fand schließlich einen Durchlass in dem Stein. Als sie den hinter sich hatte, meinte die Kriegerin sich auf der Lichtung von Ureaen wiederzufinden. Auch hier hatte sie einen alten Elb vor sich. Als der ihrer gewahr wurde, hob er den Kopf. Mit leeren Höhlen blickte der Mann der Heimatlosen entgegen.
„Willkommen, Erbin der Macht. Tritt zu mir und setze dich. Dann werden wir reden.“ Einladend wies eine alte welke Hand den Platz gegenüber. Sie fühlte sich unwohl. Der Blick des Alten, obwohl augenlos, schien bis in ihr Innerstes zu reichen.
„Du hast keinen Grund mich zu fürchten.“ Sein tief faltiges Gesicht legte sich noch mehr in Kerben, als er zu lachen begann. „Es ist das Fehlen meiner Augen, was mich sehen lässt. Aber wenn dich dieser Anblick stört, ich kann ihn auch ändern.“ Er glitt mit seiner linken Hand von der Stirn aus zum Kinn und zeigte sich der Staunenden schnell in einer neuen Gestalt. Das freche Grinsen Regos’ allerdings war für sie schlimmer als das entstellte Gesicht des blinden Sehers.
„Nein, bitte nicht. So furchtbar ist dein Anblick nicht.“
„Auf die Nähe der Freunde verzichten zu müssen ist schlimmer. Ich weiß. Doch wirst du nicht mehr lange leiden müssen.“
„Die Zeit meiner Wanderschaft ist vorüber?“
„Das habe ich nicht
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