Lewyn - Die Halbelbin: Reise durch Garnadkan (German Edition)
nicht ohne Hilfe von Magie. Und die wollte sie nur im Notfall nutzen. So lange es irgendwie ging, würde sie versuchen, der Gegenseite ihre Anwesenheit zu verheimlichen.
Lewyn schaute im Augenblick etwas ratlos auf das grausige Schauspiel. Wohin sollte sie sich wenden? Wo wartete der Kampf auf sie? Woher nur sollte sie wissen, wonach sie zu suchen hatte?
„Iaschtah!“ Doch bevor sie noch wütender wurde, versuchte sie sich an Umodis’ Lehren zu halten. Tief atmete sie durch, ein ums andere Mal. Schließlich ging der Atem wieder gleichmäßig. Sie schaffte es, in ihre Umgebung zu horchen. Letztendlich war es wieder einmal das Herz, welches ihr den weiteren Weg wies.
Sie war vom Kelreos aus, in nördlicher Richtung reitend, in die Nähe dieses unheilvollen Ortes gelangt. Das war ziemlich exakt die Südwestspitze des Feuerwaldes. Von da aus hatte sie sich weiter in der Nähe des schwarzen Flusses halten wollen, versprach der doch diesem dunklen Ort weitere Stärkung durch seine finsteren Mächte. Nun aber lenkte sie den Schimmel in östliche Richtung. Am Abend des nächsten Tages schlug der Daras’enwa einen Bogen und rückte weiter auf Parangor zu, um nach drei weiteren Tagen wieder östlich zu ziehen. Die junge Halbelbin allerdings würde dafür länger benötigen. Sie hatte Bakla zurück in die Stadt der Könige geschickt. Das arme Tier, auch wenn es magischen Ursprungs war, hatte doch sehr unter dem furchtbaren Rauch gelitten. Da Lewyn weiterhin nicht bereit war, ihre Fähigkeiten zu verwenden und ebenfalls den Hengst nicht länger quälen wollte, ließ sie ihn laufen.
Zu Fuß folgte die Kriegerin dem Wald, sich seitlich davon haltend, in Richtung Norden. Schaurig war auch jetzt das Schauspiel, das sich ihr dabei bot. Rotglühend, mit vereinzelten hellblauen Flammen versehen, zeichnete sich die Feuersbrunst gegen den immer dunkler werdenden Himmel ab.
Während ihres Weges versuchte Narias Tochter dem giftigen Rauch möglichst aus dem Weg zu gehen. In großem Abstand folgte sie der feurigen Linie. Nur hin und wieder näherte sie sich dem Daras’enwa weiter als ihr lieb war, um Klarheit darüber zu bekommen, dass sie noch immer den richtigen Pfad nahm.
Am sechsten Tag nach ihrem Aufbruch von den En’dika aus spürte Leranoths Tochter, dass die Zeit für eine längere Rast, vor allem für Schlaf nahte. Das wurde schwierig. Sie war allein. Niemand würde auf die Umgebung achten können, auch Cadar nicht. Sie hatte ihn gebeten, Regos im Kampf gegen die dunklen Magier zu unterstützen. Sie war sich fast sicher, dass er ihrem Wunsch gefolgt war. Zumindest hatte sie seine Anwesenheit bisher nicht gespürt. Damit blieb der Vierundzwanzigjährigen nun doch nichts anderes übrig, als sich durch Magie während ihres Schlafes zu schützen. Und Schlaf benötigte sie dringend. Es war nicht nur der Weg zu Fuß, der sie ermüdete. Vor allem war es der giftige Rauch, dem sie trotz größerer Entfernung ständig ausgesetzt war. Wollte sie gegen die dunkle Kreatur bestehen können, musste sie sich zuvor erholen. Dazu wandte sich die junge Frau ein Stück weg vom Feuerwald, weit genug, um nicht mehr von seinen ätzenden und Erschöpfung bringenden Dämpfen berührt zu werden. Schnell musste sie feststellen, dass es in dieser Einöde leider keine Möglichkeit gab, Deckung zu finden. Asnarins Enkelin suchte sich also eine kleine Erdkuhle und presste sich dort eng an den Boden. Für gewöhnliche Augen musste sie so unentdeckt bleiben. Um ebenfalls vor Feinden verborgen zu sein, rief sie einen starken Schutzzauber. Bald war sie eingeschlafen. Der schwierige Weg forderte seinen Tribut.
Nach Stunden erwachte Leranoths Prinzessin relativ gut erholt. Selbst das Atmen tat im Augenblick nicht mehr ganz so weh. Allerdings versprach der weitere Pfad, dass sich dies rasch wieder ändern würde. Um den schlafenden Berg zu finden, musste sie abermals näher an den unheilvollen Ort rücken.
Let’wedens Thronerbin rannte bereits seit über einem Tag ihrem unbekannten Ziel entgegen, als sie abrupt innehielt. Am Rand des Daras’enwa, dort wo er sich dem Osten erneut zuwandte, trug die Erde eine gewaltige Wunde. Sie wusste, dass sie zu spät kam. Die Bestie des einen Dunklen war bereits geweckt. Das Gefühl, hier an einem Ort finsterster Magie zu sein, gab ihr Gewissheit. Schnell wollte sie nun nach Leranoth zurückkehren, befürchtete sie doch, dass die Schöpfung des Bösen dort zuerst zuschlagen würde. Dazu kam sie vorerst nicht. Aus
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