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Lexikon des Unwissens: Worauf es bisher keine Antwort gibt (E-Book zu Print) (German Edition)

Lexikon des Unwissens: Worauf es bisher keine Antwort gibt (E-Book zu Print) (German Edition)

Titel: Lexikon des Unwissens: Worauf es bisher keine Antwort gibt (E-Book zu Print) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Passig , Aleks Scholz
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hinterlassen haben, auch die, von denen wir überwiegend kurze Notizen kennen. (Wenn allerdings nicht bald Geräte auf den Markt kommen, die Festplatten-Backups auf Tontafeln brennen, werden wir womöglich einst selbst zu den Kulturen gehören, von denen nur einige rätselhaft beschriftete Jackenknöpfe bleiben.)
    Steve Farmer hat im Jahr 2004 einen Preis von 10 000 US-Dollar für denjenigen ausgesetzt, der die erste Indus-Inschrift von über 50 Zeichen Länge findet. Es reicht allerdings nicht, beim nächsten Pakistanurlaub eine Tafel aus dem Schutt zu ziehen oder die Symbole eigenhändig in einen Stein zu ritzen, denn das Beweisstück muss aus einer offiziellen Ausgrabung stammen und von Fachleuten als echt anerkannt werden.
    Falls die Skeptiker recht haben und die Indus-Symbole tatsächlich nur «Hier absolutes Halteverbot» oder «Zertifizierte Qualität aus Harappa» bedeuten, gibt es für Freunde der Denksportaufgabe aber noch genügend unentschlüsselte Schriften zur Auswahl: Linear A, Meroitisch, die protoelamische Bilderschrift, etwa 25 Rongorongo-Tafeln von den Osterinseln, um die 13 000 etruskische Inschriften, der «Diskos von Phaistos» und, reizvoll für Fortgeschrittene, der als hoffnungslose Aufgabe geltende «Block von Cascajal». Alles, was man braucht, sind solide Kenntnisse einiger ausgestorbener Sprachen und etwas Geduld.

Klebeband
Das Tier klebt nur infolge des Luftdrucks an dem Gegenstande, den es beklettert.
Brehms Tierleben: Der Gecko
    Fragt man Fachleute, warum Klebeband eigentlich klebt, erhält man verdächtig ausweichende Antworten. Wenige geben es offen zu, aber augenscheinlich ist diese für den Fortbestand der Zivilisation so wesentliche Frage nicht abschließend geklärt. Man nähert sich dem Problem meist von der praktischen Seite: Hauptsache, es klebt.
    Zwischen zwei Oberflächen wirken unterschiedliche Adhäsionskräfte – und zwar je nach Klebstoff und Differenzierungsfreude des jeweiligen Fachmanns zwei bis sieben verschiedene. Bei aushärtenden Klebstoffen aus der Tube kommen einige Varianten zum Tragen: Die mechanische Adhäsion, so nimmt man an, verankert den Klebstoff ähnlich wie mit den Häkchen eines Klettverschlusses an der Oberfläche. Bei der Adhäsion durch Diffusion vermischen sich die obersten paar hundert Moleküle von Klebstoff und Oberfläche. Chemische Bindungen zwischen den verklebten Materialien sind eine weitere Möglichkeit. Welche Rolle diese unterschiedlichen Adhäsionskräfte spielen, ist weder allgemein noch für spezielle Oberflächen und Materialien abschließend geklärt. Auch sind einige Klebeleistungen der Natur noch unverstanden, so weiß man etwa bisher nicht genau, wie Muscheln sich auf nassen Oberflächen oder gleich unter Wasser – ein Härtefall für jeden Klebstoff – festzementieren.
    Vor anderen Fragen steht man bei den sogenannten Haftklebstoffen, wie man sie auf Klebeband oder Post-it-Notizzetteln vorfindet. Sie kleben sofort, ohne erst trocknen oder abbinden zu müssen. Diese Wirkung führt man vor allem auf Van-der-Waals-Kräfte zurück. Dabei handelt es sich um sehr schwache Kräfte, die auf der elektrischen Anziehung von positiven und negativen Ladungen in einzelnen Atomen oder Molekülen beruhen und deshalb nur auf kurze Entfernung wirken können. Sie sind darauf angewiesen, dass sich die beiden zu verbindenden Seiten sehr nahe kommen, was man beispielsweise durch extrem glatte Oberflächen erreichen kann. Ein Klebstoff, der willig in alle Vertiefungen fließt, bringt auch unebene Oberflächen auf diese Art miteinander in Kontakt. Solche Bindungskräfte nutzen sich nicht ab, deshalb kann man Fensterklebebilder oder Frischhaltefolie beliebig oft auf Glas aufkleben und wieder abziehen.
    Van-der-Waals-Kräfte sind bei Klebstoffexperten besonders beliebt, weil man zu ihrer Erforschung einen Gecko ins Labor gestellt bekommt. Der Gecko nämlich beherrscht das Kleben, Abziehen und Wiederankleben beneidenswert gut, er kann sich an nur einer Zehe von der Decke baumelnd halten und sich im Sturz noch mit einem einzigen Fuß abfangen. Nach zweihundertjährigem Geckopfotenstudium, davon die letzten dreißig auf der richtigen Fährte, weiß man heute ziemlich sicher, dass sich der Gecko vor allem durch Van-der-Waals-Kräfte mit ein wenig Unterstützung durch Kapillarkräfte an der Decke halten kann. (Die Kapillarkräfte beruhen in diesem Fall darauf, dass sich in winzigen Hohlräumen zwischen Geckomolekülen und Wandmolekülen Wasser befindet;

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