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Lexikon des Unwissens: Worauf es bisher keine Antwort gibt (E-Book zu Print) (German Edition)

Lexikon des Unwissens: Worauf es bisher keine Antwort gibt (E-Book zu Print) (German Edition)

Titel: Lexikon des Unwissens: Worauf es bisher keine Antwort gibt (E-Book zu Print) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Passig , Aleks Scholz
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Ernährungsweise, Stress und viele andere Faktoren. So verweist eine andere Erklärung für die erwähnten Unterschiede zwischen Sherpa- und Tibeterkindern auf das härtere Schulsystem und die weiter fortgeschrittene technische Entwicklung in Tibet, die wiederum Änderungen in der Ernährung und größeren Stress nach sich zieht. Akuter Stress kann zu Kurzsichtigkeit führen, wie eine nach einem Erdbeben durchgeführte Studie zeigt, und auch die Ernährung wird vielfach als Auslöser verdächtigt. Beschuldigt wurden zu viele Pestizide, zu viel Fluorid, Mangel an Kupfer, Chrom, Mangan, Selen und Kalzium, Vitamin-D-Mangel durch zu wenig Sonnenlicht und Mangel an so ziemlich allen anderen Vitaminen. Andererseits tritt Kurzsichtigkeit vor allem in entwickelten Ländern auf, in denen Mangelerscheinungen eigentlich kein großes Problem darstellen. Kommt es womöglich auf das Verhältnis der Nährstoffe an, nicht auf die absolute Menge? Oder sind, wie so oft, Zuckerkonsum und Ballaststoffmangel an allem schuld? Kurzsichtige haben offenbar etwas häufiger Karies als Normalsichtige, aber auch dafür kann es jede Menge andere Gründe geben. Genau genommen gibt es kaum einen Einfluss, der nicht bereits unter Verdacht geraten ist, Kurzsichtigkeit auszulösen: Veränderungen im Tag-Nacht-Rhythmus, zu helle Beleuchtung, zu schlechte Beleuchtung, Nachtlichter in Kleinkindschlafzimmern, Computerarbeit – wobei man annehmen darf, dass der allgemeine Wechsel vom Röhrenmonitor zum LCD-Display sich auf die Entwicklung der Kurzsichtigkeit auswirken wird.
    Lässt sich der Fortschritt der Kurzsichtigkeit abbremsen oder aufhalten? Viele ältere Studien deuten darauf hin, dass harte Kontaktlinsen helfen, eine neuere Studie konnte jedoch keinen Nutzen nachweisen. Dass weiche Kontaktlinsen nichts nutzen, gilt dagegen als sicher. Eventuell besteht ein Zusammenhang zwischen Sehstörungen und zu seltenem Blinzeln, und Kontaktlinsenträger blinzeln einfach mehr. Da man bei konzentriertem Arbeiten weniger blinzelt, ließe sich auch hier wieder ein Zusammenhang mit der Lebensweise konstruieren. Vielleicht fördern Kontaktlinsen aber auch die Durchblutung des Auges, und vielleicht hilft das. Neu entwickelte Kontaktlinsen, die sich in einer dieser Hinsichten von älteren unterscheiden, komplizieren die Forschungslage weiter. Aus der Tatsache, dass Tiere, die Linsen für Kurzsichtige tragen müssen, kurzsichtig werden, kann man mit einiger Sicherheit ableiten, dass der Augapfel sich durch die schlechte Qualität des Bildes auf der Netzhaut zum Wachstum anregen lässt. Entsprechend ist es wohl möglich – wenn auch bisher nicht gelungen –, Brillen zu entwickeln, die das Fortschreiten der Kurzsichtigkeit verlangsamen oder aufhalten, indem sie für ein passenderes Bild auf der Netzhaut sorgen. Auch pharmakologisch lässt sich das Augapfelwachstum beeinflussen. Allerdings ist es bisher ebenfalls noch nicht gelungen, ein effektives Medikament ohne starke Nebenwirkungen zu entwickeln, aber das kann sich ja ändern.
    Die Forschung schreitet unaufhaltsam fort und wird wahrscheinlich eines Tages ein vorbeugendes Mittel gegen die Kurzsichtigkeit hervorbringen. Hoffen wir, dass es sich dabei nicht um eine anstrengende Umstellung unserer Lebensgewohnheiten, sondern vielleicht um ein Computerspiel oder wenigstens ein Dragee mit Himbeergeschmack handelt.

Laffer-Kurve
Pomperipossa hörte erst davon, als eine gute Freundin sie eines Tages fragte: «Weißt du eigentlich schon, dass deine Marginalsteuer in diesem Jahr 102 Prozent beträgt?»
«Unsinn», sagte Pomperipossa, «so viele Prozente gibt’s ja gar nicht!»
Astrid Lindgren: «Pomperipossa in Monismanien»
    Die Laffer-Kurve, benannt nach dem amerikanischen Ökonomen Arthur B. Laffer, beschreibt den Zusammenhang zwischen der Höhe der Steuersätze und den daraus resultierenden Steuereinnahmen des Staates. Eine uralte Weisheit ist unumstritten: Wenn man die Ausbeutung der Untertanen (moderner ausgedrückt: deren Besteuerung) übertreibt, so ruiniert man die Staatsfinanzen. Ein ähnliches Problem haben Vampire. Saugen sie zu viel Blut aus ihrem Opfer, stirbt es, und aus ist es mit der billigen Nahrungsquelle. Ab wann man aber aufhören muss zu saugen, wo also die optimale Steuerrate liegt, das Maximum der Laffer-Kurve, weiß niemand. Laffer sagt nun, dass der Staat, wenn die Steuersätze über diesem Maximum liegen, durch Steuersenkungen mehr einnehmen kann als durch Steuererhöhungen. Ob und wie genau das

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