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Liberator

Liberator

Titel: Liberator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
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umgehen.«
    »Stimmt. Aber ansonsten bin ich völlig unfähig. Immer weiß ich erst hinterher, was ich hätte sagen sollen.«
    Col wusste nicht, was er darauf erwidern sollte. Septimus’ Bewunderung konnte schon ziemlich peinlich sein.
    »Oft habe ich das Gefühl, ich stehe einfach neben mir. Bin nie wirklich da, beziehungsweise komme immer fünf Minuten zu spät. Du hingegen …«
    Septimus sprach immer weiter, während Col seinen eigenen Gedanken nachhing. Er liebte Riff wirklich, und er musste darauf vertrauen, dass sie ihn auch liebte. So einfach war das. Er würde um Riff kämpfen.
    09
    »Propeller auskuppeln!«
    Gansy rief die Befehle vom Podest im vorderen Bereich der Brücke. Shiv, der an den Steuerungsapparaten stand, wiederholte die Befehle in ein Sprechrohr, während Padder und drei andere Dreckige Hebel und Schalter betätigten. Col, Victoria und Albert standen mit Gansy auf dem Podest und blickten durch die gewölbten Fenster nach draußen. Der Juggernaut war zum Stehen gekommen.
    »Walzen einkuppeln!«
    Wieder wurden die Befehle wiederholt, wieder wurden Schalter und Hebel betätigt. Ein Beben lief durch den Juggernaut. Nach der Befreiung hatten sie von Walzen- auf Propellerbetrieb umgeschaltet, denn der Juggernaut war nur noch auf See unterwegs gewesen. Nun mussten sie wieder umschalten. Auch das hatten die Dreckigen ohne Probleme hinbekommen.
    Eine weitere Folge schneller Befehle war zu vernehmen: »Fahrt voraus! Viertel Kraft. Drei Knoten!«
    Die Vibration des Juggernaut veränderte sich, als er auf Land stieß, der Bug zeigte ganz leicht nach oben. Sie hatten sich der Küste seit Anbruch des Tages vor etwa einer halben Stunde immer weiter genähert. Vor ihnen lag eine baumbestandene Landzunge, hinter der der Hafen von Botany Bay in einer kleinen Bucht lag. Jetzt zeigten sich neue Konturen, mysteriöse spitze, von Menschenhand erschaffene Gebilde aus Metall.
    Col fragte sich gerade, was diese Gebilde sein könnten, als drei Personen den unteren Teil der Brücke betraten. Riff, Lye und Dunga waren für ihre Rolle als Gesindlinge des königlichen Paars zurechtgemacht. Col hätte sie niemals erkannt, wenn er Riff nicht schon vorher als Gesindling verkleidet gesehen hätte. Sie trugen weite sackartige Uniformen mit den königlichen Insignien V&A , die sie als Gesindlinge des königlichen Haushalts auswiesen. Ihre Haut war blass gepudert, und Asche hatte ihre Haare, die zum Knoten gebunden waren, grau gefärbt. Selbst Lyes samtschwarzes Haar sah nun mausgrau aus.
    »Oh, nein«, stöhnte Victoria. »Nicht diese Dinger schon wieder!«
    Sie starrte auf das, was Dunga und Riff in ihren Armen hielten: ein gewaltiges Artefakt aus Stahl und Gold, die Krone Ihrer Majestät, sowie eine kleinere Krone für den Prinzgemahl. Offensichtlich wurde erwartet, dass Victoria und Albert sich für ihre Rolle auch entsprechend zu kleiden hatten.
    Riff führte die kleine Gruppe an. Sie schlurfte dabei wie ein Gesindling. Auch Dunga machte den Gang der Gesindlinge gut nach, während Lye es nur halbherzig zu versuchen schien. Riff blieb vor dem Podest stehen, wurde wieder sie selbst und sagte zu Col: »Okay. Gib uns jetzt die Fakten zu den Kohlestationen.«
    »Jetzt? Wir machen uns doch schon auf den Weg.«
    »Dann sprich schnell!«
    Col zügelte seinen Ärger und setzte zu einer Kurzversion all dessen an, was Professor Twillip und Septimus ihm erzählt hatten. »Die Kohlestationen sind der letzte Rest der früheren Kolonien. Vor der Französischen Revolution zogen alle Nationen Europas Kolonien auf allen Kontinenten auf. Die großen Kolonialmächte waren Großbritannien, Holland, Frankreich, Spanien und Portugal. Großbritannien, die Alte Heimat, hatte die meisten Kolonien. Nach der Revolution waren alle mit dem Fünfzigjährigen Krieg zwischen Frankreich und dem Rest Europas beschäftigt, und danach begann das Wettrennen um die Industrielle Revolution. Da blieb keine Zeit mehr, sich um die Kolonien zu kümmern.«
    Col rasselte die Fakten nur so herunter; ihm fiel auf, dass er ganze Sätze von Professor Twillip und Septimus eins zu eins zitieren konnte. »Großbritannien setzte sich am längsten gegen Napoleon zur Wehr, doch marschierte Napoleon auch in der Alten Heimat ein und ermutigte die Arbeiterklasse zur Revolution. Daraufhin drehte sich alles nur noch darum, den Aufstand niederzuschlagen, und die britischen Kolonien waren völlig sich selbst überlassen, was ihnen allerdings nicht gut bekam, denn nun probten die

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