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Liberator

Liberator

Titel: Liberator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
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sein«, sagte Victoria. »Wie alle anderen auch. Dieselben Dinge tun, die andere Paare machen.«
    Der sanfte traurige Blick war schwer zu ertragen. Col versuchte sich dagegen zu wappnen. »Es ist wirklich sehr wichtig. Haben Sie denn von dem Mord gehört?«
    »Entsetzlich!« Albert blies seine Wangen auf. »Beddle hat es uns erzählt. Der Schurke. Ich meine den Saboteur, nicht Beddle.«
    »Die Dreckigen sind mehr denn je gegen uns. Wir müssen unsere Mitarbeit unter Beweis stellen. Und dies ist unsere einzige Chance.«
    »Gut, wenn es so wichtig ist, werde ich das hinbekommen«, gab Victoria klein bei. »Denke ich.«
    Albert legte seinen Arm beschützend um ihre Schultern. »Aber nur, wenn du dich stark genug fühlst, meine Liebe. Du darfst dich nicht überanstrengen.«
    »Nein. Ja, ich werde es tun.«
    »Danke. Vielen Dank.« Col blickte von Victoria zu Albert und wieder zurück zu Victoria. »Sie sind doch nicht unpässlich, oder?«
    »Nein, nein.« Victoria begann plötzlich wieder zu strahlen und kuschelte sich in Alberts Arm. »Sollen wir es ihm erzählen? Ich denke doch. Ja.« Victorias Zähne glitzerten wie die Sonne. »Wir sind schwanger!«
    »Schwanger?«
    »Wir erwarten ein Kind!«
    Die Hofdame, die sich im Hintergrund aufhielt, konnte sich nicht zurückhalten. »Ein Erbe, ein Thronfolger!«
    »Nein, Morkins. Ein ganz normales Kind. Das normalste Kind der Welt. Und wir werden die normalsten Eltern der Welt sein.«
    »Normale liebende Eltern«, verbesserte Albert.
    »Natürlich. Aber wir dürfen ihn nicht verhätscheln.«
    »Natürlich nicht. Oder sie.«
    »Wenn es ein Junge wird, bin ich sicher, dass er ganz nach dir kommt. Stattlich und maskulin.«
    »Oder nach dir, wenn es ein Mädchen wird. Anmutig und feminin.«
    »Ähm, ja, Gratulation«, sagte Col. »Ich freue mich sehr für Sie.«
    »Danke schön, Colbert.«
    Händchenhaltend saßen sie eine Weile lächelnd da, bis sich Victoria wieder an Col wandte. »Was für ein Jammer, dass deine Frau nicht hier ist. Ihr wart so ein schönes Pärchen, als ich euch vermählt habe.« Sie blickte auf den Ehering an Cols Finger. Der allerdings nur deshalb noch immer dort steckte, weil er ihn nicht abbekam.
    »Vielleicht hättet ihr zwei jetzt auch eine Familie gegründet«, bemerkte Albert freundlich.
    Col versuchte erst gar nicht, ihnen seine wirklichen Gefühle zu erklären. Er war bereits in Riff verliebt gewesen, bevor er Sephaltina überhaupt kennenlernte. Aber selbst wenn es nicht so gewesen wäre, hätte er Sephaltina als sehr eigenartig empfunden. Aus irgendeinem Grunde wollte sie ihn unbedingt heiraten, dabei hatten sie nichts gemein. Ihr mädchenhaft-niedliches Getue hätte ihn verrückt gemacht. Seine Heirat mit Sephaltina Turbot war nichts weiter gewesen als die Allianz zwischen zwei Familien, den Turbots und den Porpentines.
    »Ich kann einfach nicht glauben, dass sie ihre Eltern ihrem Mann vorgezogen hat«, fuhr Victoria fort. »Es ist kaum zu glauben, dass sie mit ihnen gegangen ist, als sie den Juggernaut verließen.«
    »Tja, so ist es wohl«, murmelte Col.
    » Ich wäre bei meinem Mann auf dem Juggernaut geblieben.« Victoria und Albert blickten sich verliebt an. »Allen Gefahren zum Trotz!«
    Albert streckte seine Hand aus, die Victoria ergriff. Die beiden hatten sich wieder in ihre eigene private Welt zurückgezogen. Col wusste, dass es an der Zeit war zu gehen. Schnell stand er auf und verabschiedete sich. Morkins eilte herbei, um ihn hinauszubegleiten. Den ganzen Weg zurück durch die Staatskapelle zog er an seinem Ehering, um ihn abzustreifen. Er bekam ihn aber einfach nicht über das Gelenk. Wenn doch bloß alle vergäßen, dass er jemals verheiratet war!
    08
    Tag um Tag fuhr der Liberator weiter südlich Richtung Botany Bay. Septimus und der Professor hatten ihre Recherchen zu den Kohlestationen abgeschlossen und Col die Ergebnisse mitgeteilt. Er hatte gehofft, dass Riff ihn rufen lassen würde, um seinen Bericht zu hören, aber nichts geschah. Er fragte sich, ob sie ihn absichtlich mied.
    Es war mitten in der Nacht, als er durch ein leise geführtes Streitgespräch in der Norfolk-Bibliothek geweckt wurde. Alle Lichter in der Bibliothek waren gelöscht, bis auf das über dem großen Tisch in der Mitte. Er sah, wie Schatten über die Decke und die Bücherregale glitten. Septimus’ Stimme erkannte er sofort, drei andere stammten von Dreckigen. Was machten die denn in der Norfolk-Bibliothek? Als er Padders Stimme erkannte, war er hellwach. Er

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