Liberty 9 - Sicherheitszone (German Edition)
fordern sie plötzlich mehr. Sie versuchen, so viel wie möglich für sich herauszuschlagen. «
» Kann man es ihnen verdenken? « Sie sagte es ohne Anklage, sondern aus dem euphorischen Gefühl heraus, alle Welt umarmen zu können.
Carson stutzte. » Wie meinst du das? «
Sie zuckte mit den Achseln. » Wir haben doch alles, was wir uns nur wünschen können. Gerade hatten wir Lichtmesse und den Empfang des Beneficiums. Und was haben die Servanten? Doch nur die Arbeit, für die wir uns zu schade sind. Oder siehst du einen Elector, der hier Badetücher austeilt und den ganzen Kram nachher aufsammelt und ins Waschhaus bringt? «
Erst machte Carson ein verblüfftes Gesicht, dann lachte er, als hätte sie einen gelungenen Witz gemacht. » Recht hast du. Gönnen wir den armen Schweinen die paar grünen Token, die dieser Jaydan für den Brandy verlangt. Sollen sie sich ruhig ein paarmal heimlich in der Tube amüsieren. «
» Duke überlässt dem Servanten sein Tokenband? « , fragte Kendira überrascht. Sie wusste, dass es nicht viel gab, was ein Elector als Tauschware verwenden konnte. Aber niemand, der bei Verstand war, setzte sein Tokenarmband ein.
Carson grinste. » Natürlich nicht. Er kann seines ja nicht schon wieder als verloren melden. Das hat er schon letzten Sommer getan « , vertraute er ihr leise an. » Aber wir haben noch die Tokenarmbänder, die Mico und Rodder uns überlassen haben, als das Lichtschiff sie im September abgeholt hat. Viel war da nicht mehr drauf, eben nur ein paar grüne Token. Aber wir waren clever genug, sie nicht zu verjubeln, sondern für solche Gelegenheiten wie heute zu verwahren. «
Im nächsten Augenblick kam Duke aus dem Bootshaus. Sein breites Grinsen verriet, dass er mit dem Servanten handelseinig geworden war. Sofort umringte ihn die Clique und bewegte sich mit ihm ein paar Schritte vom Bootshaus weg, um außer Hörweite der jüngeren Electoren zu kommen. Auch Carson und Kendira schlossen sich an.
» War ein harter Kampf! Aber die Schlacht ist, bei vertretbaren Verlusten von vier schlappen Grünen, gewonnen! « , verkündete Duke und deutete auf das, was er unter einem Badetuch verborgen hielt. » Jubel und Applaus sind zwar nicht zwingend erforderlich, aber sicherlich angebracht. «
Hailey tappte ihm dreimal auf die Schulter. » Gut gemacht, du tollkühner Servantenbesieger. Wir haben auch wirklich Höllenängste um dich ausgestanden! «
Alles lachte. Wenn man einen Happy Cube in sich hatte, fand man so ziemlich alles lustig.
» Nun lass schon sehen! « , forderte Chilo und schluckte, als liefe ihm schon das Wasser im Mund zusammen.
» Hast du auch probiert, ob das Zeug was taugt? « , wollte Flake wissen.
Duke sonnte sich in der Aufmerksamkeit. » Mann, Flake, glaubst du vielleicht, ich lass mich von einem Servanten übers Ohr hauen und mir irgendeine Pansche andrehen? Klar habe ich das Zeug probiert, und ich sage euch: allererste Sahne! «
» Das wird sich ja gleich zeigen « , meinte Hailey.
Lachend und johlend lief die Clique am Ufer entlang zu der gut hundert Meter entfernten HalfMoon Bay, an deren Beginn der Pavillon stand.
Bevor Kendira Carson und den anderen folgte, warf sie unwillkürlich noch einen Blick zurück zum Bootshaus. Dort stand Jaydan im Tor und schaute zu ihr herüber. Sein Gesicht zeigte eine grimmige Miene. Seine Rechte war zur Faust geballt, als nähme er ihr und ihren Freunden ihre Fröhlichkeit und Ausgelassenheit übel.
Ihre Blicke trafen sich. Dann schüttelte Jaydan kaum merklich den Kopf, steckte seine geballte Rechte in die Tasche seiner braunen Kutte und wandte sich mit einem Ruck ab, um wieder im Bootshaus zu verschwinden.
Was für ein düsterer und mies gelaunter Typ!, fuhr es ihr durch den Sinn. Wie schade, dass Dante sich von dessen verrückten Spinnereien hat anstecken lassen! Der Kerl ist zu bedauern. Aber was kümmert’s mich.
Und damit glitt Jaydan auch schon wieder aus ihrem Bewusstsein. Negative und bedrückende Gedanken hatten keine Chance gegen das Hochgefühl, das mit Einnahme des Beneficiums von ihr Besitz ergriffen hatte und nichts anderes als gute Laune zuließ.
In dem achteckigen Pavillon zogen sich an den Innenseiten niedrige Bänke entlang. Die Badetücher flogen über auf das weiß gestrichene Geländer oder landeten auf den Bänken. Zwei Wasserbälle, die jemand mitgebracht hatte, rollten über die Bohlen. Jemand kickte einen davon in Richtung Wasser.
» Ring frei für die Brandyparty! « , riefHailey und
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