Liberty: Roman
lange Dreadlocks.
»Willkommen daheim«, sage ich.
»Marcus«, sagt Alwyn. Der Neid steht mir in den Augen. »Willst du eine Cola?« Alwyn geht an seinen großen Kühlschrank. Ich bin hypnotisiert von der großen Stereoanlage.
»Wie hast du das Geld dafür verdient?«, frage ich ihn. Er stellt sich neben mich in den tollen Sound, der mich überschwemmt. Alwyn antwortet, dass alle es hören können: »Ich habe afrikanischen Trommeltanz unterrichtet.«
»Ach, komm schon.«
»Das stimmt. An der Abendschule. Wenn ich nur meinen schwarzen Arsch geschüttelt habe, wurden die weißen Mädchen total wild. Viel Geld und bleiche Papaya.«
»Aber du kannst doch gar nicht trommeln«, sage ich.
»Ich habe einfach primitiv auf die Trommel eingeschlagen, wie ein barbarischer Neger, und laut irgendetwas auf Swahili gerufen – sie fanden es fantastisch«, erzählt Alwyn mit einem breiten Grinsen. Es ist fantastisch. Und ich könnte auch nach Europa kommen – nach Schweden –, wenn Jonas Larsson sein Herz öffnet und mir eine Chance gibt.
»Willst du jetzt für deinen Vater Käse produzieren?«
»Käse? Nein, zu der Arbeit habe ich keine Lust.« Eeehhh , der Vater wird böse werden.
»Wieso hast du kein weißes Mädchen geheiratet?«
»Es ist zu kalt da oben. Kletter in einen Kühlschrank, mach die Tür zu und wohn darin. Der Kühlschrank ist wärmer als Europa. Es ist wie im Eisfach. Du wirst zu einem Eiswürfel.«
Jemand bringt uns aus einer Garküche um die Ecke Pilaw.
»Geh zum Coffee House und hol ein Taxi«, sagt Alwyn zu Phantom, der sofort springt. Alwyn baut die Stereoanlage ab. Das Taxi kommt. Phantom hilft ihm, die Anlage im Auto zu verstauen. Ich helfe ebenfalls. Dann fährt Alwyn ins Liberty. Kein Platz für mich und Phantom, wir müssen laufen.
»Verdammter Sohn eines reichen Mannes«, sagt Phantom.
»Ja.« Wir helfen Alwyn, die Ausrüstung hineinzutragen und aufzubauen – allein die wunderbaren Maschinen anzufassen, ist begeisternd. Und wir kommen gratis in die Diskothek. Alwyn steht in dem Glaskäfig und spielt die scharfe Musik. Die Mädchen sind wie Fliegen um einen frischen Kuhfladen. Wir bekommen Bier von Alwyn – dem großen Mann. Spät in der Nacht packen wir ein, tragen die Anlage ins Taxi. Die Ausrüstung kann nicht im Liberty bleiben, denn sonst wäre sie verschwunden, bevor die Nacht zu Ende ist. Alwyn bezahlt noch ein zweites Taxi für das Mädchen, das er sich ausgesucht hat, und für uns, damit wir ihm helfen, die Anlage in sein Ghetto zu tragen. Als wir fertig sind, zündet Phantom einen Joint mit bhangi an, den wir uns teilen, während das Mädchen im Bett auf Alwyn wartet. Alwyn greift durch den Stoff der Hose an seine Pumpe.
»Weiße Frauen können nicht so Liebe machen wie ein Chagga-Mädchen«, grinst er und gibt Phantom den Joint zurück, wünscht Gute Nacht, steht auf und scheucht uns hinaus. Wir stehen auf der Straße, während er zu dem Mädchen ins Bett steigt.
Christian
Marcus nimmt mich auf dem Motorrad mit in die Stadt und stellt mich Phantom vor – dem Rasta, der einen winzigen Kiosk neben dem Eingang des Markts betreibt.
»Hast du Dollar?«, will Phantom von mir wissen.
»Nein.«
»Ich kann dir einen guten Preis machen.«
»Ja, aber ich hab keine.«
»Phantom weiß alles über den Schwarzmarkt«, sagt Marcus.
»Was ist mit bhangi ?«, erkundige ich mich, denn mein Vater hat erzählt, dass er eines Abends mit John bhangi geraucht hat. Er könnte sich gut vorstellen, es noch einmal zu versuchen, weiß aber nicht, wo er es beschaffen soll. Phantom hebt die Augenbraue.
» Bhangi ?«
»Ja.«
»Du hast keine Dollar. Ich habe kein bhangi «, sagt Phantom. Marcus und ich verlassen ihn.
»Was willst du mit bhangi ?«
»Für meinen Vater. Er möchte es gern probieren, ich will es ihm schenken.«
»Okay«, erklärt Marcus. »Ich beschaff dir was.«
Als ich ihn das nächste Mal sehe, gibt er mir ein Zigarettenpäckchen mit vier Joints. Ich gehe nach Hause, verpacke es in Geschenkpapier und überreiche es Vater. Er packt es aus.
»Was soll ich damit?«
»Du hast gesagt, du könntest dir vorstellen, es noch einmal auszuprobieren. Also habe ich dir etwas besorgt.«
»Wie denn?«
Ich zucke die Achseln. »Unten am Markt«, behaupte ich.
Wenn der Alte nicht zu Hause ist, durchsuche ich seine Schubladen. Ich finde einen Umschlag mit englischen Pfund. Ich nehme mir ein paar kleine Scheine. Suche Phantom auf.
»Kannst du die gebrauchen?«
»Ja, die sind gut.« Er
Weitere Kostenlose Bücher