Liberty: Roman
weil ich mich erinnere. Wie ich die Pumpe herausziehe und die Socke zusammengerollt an der Wurzel hängt. Aber ich entferne sie schnell und sage nichts zu Tita, denn wir reden nicht – wir pumpen nur. Und ich denke an Titas Gerede von der Antibabypille, als ich ohne Socke pumpen und spritzen sollte. Der Heilige Geist ist Marcus Garvey Dread. Black Star Line.
»Was willst du tun?«, fragt Katriina.
»Ich weiß wirklich nicht, ob ich ein Kind mit ihm haben möchte, weil er … mit anderen Frauen zusammen ist.« Katriina sagt einen Moment nichts.
»Ja, Männer sind furchtbar, aber solange sie nicht über die Stränge schlagen, muss man wohl mit ihnen leben«, sagt sie dann.
»Ich finde, es ist nicht leicht.«
»Uns geht es doch gut hier«, sagt Katriina. Sie steckt selbst in der Falle: zwei Kinder und ein Leben in Afrika wie eine Königin. Was sind ihre Möglichkeiten, wenn sie sich auflehnt? »Oder …«, sagt sie und schweigt einen Moment. »Ist es etwa jemand anderer als Asko?«
»Vielleicht«, sagt Tita leise.
»Nein! Wer?«, fragt Katriina und kichert wie ein junges Mädchen. Tita seufzt.
»Misch dich da nicht ein«, sagt sie. Läuft Tita herum wie eine brünstige Hündin? Vielleicht bin ich es gar nicht gewesen?
GANGSTER
Der GM ist in Moshi, um das Projekt und seine Familie zu besuchen. Die Telefone funktionieren wie gewöhnlich nicht.
»Marcus«, sagt er. »Du musst zu meiner Familie fahren und ihnen sagen, dass ich eingetroffen bin. Sie sollen mich abholen.« Ich erledige es. Auf dem Weg denke ich: Verflucht. Wenn der GM entdeckt, dass ich der Gigolo seiner Frau bin, sterbe ich. In aller Stille würde er sich von seiner Frau scheiden lassen. Niemand würde wissen, weshalb, und die Frau würde sich auch nicht beschweren, denn sie möchte nicht, dass jemand von ihrer verrückten Geilheit erfährt. Aber ich weiß alles – ich muss beseitigt werden. Am Haus fahre ich vor die Veranda, auf der zwei ihrer faulen Kinder herumsitzen. Tsk , einer der Söhne ist älter als ich – als Baby hat er an mama GM ’s titi gehangen, und nun zwingt sie mich, daran zu schaukeln, wie ein bekloppter Affe.
Mama kommt auf ihren Beinen wie Baobab-Bäumen aus dem Haus.
»Was ist?«, fragt sie von der Treppe aus. Ich gebe die Nachricht weiter. Für sie bin ich wie Luft, vielleicht eine Fliege. Sie sagt weder Danke, noch gibt sie mir eine Nachricht mit auf den Weg. Sie sagt bloß zu einem ihrer Söhne, er soll seinen Vater abholen. Gestört.
Jetzt habe ich frei und fahre am YMCA vorbei, um Rosie abzuholen. Sie ist dort auf der Catering School, um zu lernen, wie man ein Hotel betreibt. Ich begrüße meine alten Klassenkameraden. Big Man Ibrahim, der sich von seinem Onkel ein Auto geliehen hat – zusammen mit Cola und Kuchen soll das Auto einem Mädchen imponieren, die in Rosies Gruppe ist. »Wir nehmen meinen Wagen, um zum Liberty zu fahren«, sagt er zu dem Mädchen. »Ich kann dich mit meinem Wagen auch zu deinen Eltern fahren.« Die ganze Zeit spielt er mit den Autoschlüsseln, damit man glaubt, er hätte eine große Pumpe zwischen den Beinen. Wir gehen hinaus, und Rosie setzt sich hinten aufs Motorrad – es ist fast acht, und wir müssen zum Haus der Larssons, um etwas Interessantes zu essen zu finden, womit ich ihr imponieren kann. Hinter dem YMCA -Tor biege ich rechts ab, auf die Kilimanjaro Road. In der Kurve hinter der Uru Road liegen gefällte Bäume auf der Straße. Gangster, denke ich und steige auf die Bremse – ich muss anhalten, ich muss wenden, ich muss weg. Die Straßenlaternen sind tot, sie haben sie als Vorbereitung des Raubüberfalls mit einem Steinwurf ermordet. Du siehst nicht, was sich neben der Straße befindet. Als ich bremse, kommen die Gangster mit pangas und langen Knüppeln aus dem Gebüsch. Ein großer Stein trifft mich an der Brust. Sie schlagen uns tot. Eeehhh , wir fliegen zur einen Seite und das Motorrad zur anderen. Der Schmerz, in die Bäume zu stürzen, und das Geräusch, als das Motorrad über den Asphalt schrammt.
»Diebe, Diebe, Diebe!«, schreit Rosie.
»Los, weg!«, brüllt ein Mann.
Wir hören, wie das Motorrad angelassen wird – noch bevor wir wieder aufgestanden sind –, es fährt mit zwei Kerlen davon. Die anderen Burschen verschwinden im Gebüsch. Rosie und ich sind verletzt, wurden hart zusammengeschlagen. Aber wir können stehen. Nichts gebrochen. Humpeln direkt zurück zum YMCA , um Hilfe zu holen. Ibrahim ist da. Wir springen in den Pick-up-Truck seines Onkels und
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